FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2020

248 www.fondsprofessionell.at | 1/2020 2 019 war die Welt und damit auch die Finanzwelt noch in Ordnung. Das Bör- senjahr verlief für die meisten Aktien- märkte trotz der Brexit-Thematik und des schwelenden Handelskriegs zwischen den USA und China positiv, und das bescherte heimischen Dachfondsanbietern einen neuen Rekordwert bei den verwalteten Volumen. Binnen Jahresfrist gelang es ihnen, die Abflüsse beziehungsweise den Wertverlust des Jahres 2018 – rund 3,91 Milliarden Euro – wieder aufzuholen und sogar zu übertreffen. Nachdem die Assets under Management im ersten Semester um 2,36 Milliarden gesteigert werden konnten, waren es in der zweiten Jah- reshälfte immerhin noch einmal 1,65 Milliar- den Euro, womit sich das Gesamtvolumen auf mehr als 41 Milliarden Euro verbesserte. Da- mit wurde auch der alte Rekord aus dem Jahr 2017 übertroffen. Dass man an diesen Erfolg im laufenden Jahr anknüpfen kann, schien bei Redaktions- schluss dieser Ausgabe eher unwahrschein- lich. Die Börsen befinden sich seit Ende Februar im Korrekturmodus, und da nicht abzusehen ist, ob die Virusepidemie in abseh- barer Zeit unter Kontrolle gebracht werden kann, muss man unterstellen, dass der seit 2009 intakte Aufschwung der Aktienmärkte fürs Erste beendet ist. Da die Sorge vor einer weiteren Ausbreitung der Krankheit große Teile der Wirtschaft negativ beeinflusst, ist zu befürchten, dass die realwirtschaftlichen Aus- wirkungen der Quarantänemaßnahmen die Weltwirtschaft stark bremsen werden. Für die Dachfondsanbieter heißt das, dass sie erstens mit Abflüssen und zweitens mit Wertverlusten rechnen müssen. Beides senkt das Volumen und damit auch die Einnahmen der Asset Manager. Letzteres ist kurzfristig gar nicht die Hauptsorge. Die Fondsmanager mussten in den ersten Märztagen entscheiden, ob und wie sie ihre Allokation an die neue Situation anpassen. Eva Polly, sie leitet die Managerselektion bei der Raiffeisen KAG und ist unter anderem auch für Österreichs größten Dachfonds Raiff- eisenfonds-Sicherheit zuständig, erzählt etwa, dass die Aktienquote in den Multi-Asset- Fonds auf ein neutrales Level reduziert wurde. Dass die Wachstumsaussichten nun eingetrübt sind, wirft die bisherige Anlagestrategie über den Haufen, Polly: „Einer der wesentlichen Eckpfeiler für die ursprünglich höhere Aktien- quote ist weggefallen, nämlich die Erwartung einer moderaten Belebung der Weltwirtschaft im Jahresverlauf.“ Die Auswirkungen des Coronavirus seien nicht abschätzbar, daher müsse defensiver investiert werden, erklärt die Dachfondsmanagerin. Auch für die Raiffeisen KAG endet damit eine gute Periode im Dach- fondsgeschäft – 2019 wurde ein Volumens- zuwachs von 535 Millionen Euro auf mehr als sechs Milliarden Euro verzeichnet. Ähnlich wie die Kollegen der Raiffeisen KAG hat auch die Schoellerbank reagiert: Foto: © Roland Magnusson | stock.adobe.com, Raiffeisen KAG Wegen der guten Marktlage im Jahr 2019 haben die heimischen Dachfondsmanager ihre Aktienpositionen weiter ausgebaut, und damit erreichte das Volumen der Portfolios ein neues Rekordhoch. Wegen des schwierigen Jahresstarts dürfte das Wachstum aber vorerst wieder beendet sein. All-time- High vertrieb & praxis I dachfonds-studie 1 l 2020 Das Volumen der heimischen Dachfonds hat einenen historischen Höchststand erreicht. Allerdings wirft das Coronavirus seinen Schatten voraus.

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=