FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2020

Foto: © Roberto1977 | Dreamstime.com I mmobilien, Flugzeuge, Solar- und Wind- parks sind an und für sich illiquide und langfristige Beteiligungen. Trotzdem wünschen sich viele Anleger auch in die- ser Assetklasse fungible Investitionen mit kurzen bis mittleren Laufzeiten. Infrage kommen neben Aktien unter anderem Crowdinvestments, die meistens nur ein bis zwei Jahre laufen, aber auch Schuldverschrei- bungen in Form von Namens- und Inhaberanleihen mit kurz- bis mit- telfristigen Laufzeiten. Börsennotier- te Inhaberschuldverschreibungen sind sogar handelbar. Dennoch muss man auch diese Anlageangebote unbedingt sehr genau prüfen. Whitestone Real Zins 2020 Der Projektentwickler Whitestone Invest- ment sammelt bereits seit mehreren Jahren Anlegerkapital zur Unternehmensfinanzierung ein, so zum Beispiel fixverzinsliche auf Namen lautende Orderschuldverschreibungen (siehe FONDS professionell Ausgabe 3/2018) und Crowdkapital über die Plattform Dago- bertinvest. Ein Projekt wurde im März nach 18 statt der geplanten zwölf Monate an die Anleger zurückgezahlt. Anfang dieses Jahres legte das Unternehmen nun den „Real Zins 2020“ mit einer Mindestlaufzeit von nur 18 Monaten auf. Es handelt sich um ein qualifi- ziertes Nachrangdarlehen, das grundsätzlich unbegrenzt läuft und in drei Tranchen ange- boten wird. Sie unterscheiden sich wie folgt: in den Mindestlaufzeiten, die bis Ende 2024 reichen, bei den Zinsen zwischen sechs und neun Prozent und beimAgio, das gestaffelt ist und bis zu fünf Prozent beträgt. Das Invest- ment ist mit der geringen Mindestzeichnung von nur 250 Euro verfügbar. Ab Jänner 2026 erhöhen sich die Zinsen auf bis zu zehn Pro- zent, wenn die Anleger bis dahin nicht recht- zeitig gekündigt haben. Whitestone entwickelt aktuell vier Immo- bilienprojekte. Davon befinden sich zwei in Bau und in der Verwertung und zwei Projekte in der Entwicklungsphase. Das jüngste Vor- haben entsteht in Laxenburg bei Wien auf einer bereits angekauften Liegenschaft mit einer Fläche von rund 1.700 Quadratmetern. Darauf befinden sich landwirtschaftlich ge- nutzte Lagerhallen, die abgerissen werden. Danach soll ein viergeschoßiges Wohnhaus mit einer gewichteten Wohnnutzfläche von etwa 1.900 Quadratmetern und 32 Tiefgara- genstellplätzen errichtet werden. Das Projekt befindet sich in der Genehmigungsphase. Whitestone will im dritten Quartal 2020 zu bauen beginnen und die Immobilie bis Ende 2021 fertigstellen. Das kalkulierte Gesamt- investitionsvolumen beträgt 9,3 Millionen Euro. Es soll mit 20 Prozent Eigenkapital fi- nanziert werden. Die 16 Wohnungen will der Entwickler für durchschnittlich 4.900 Euro pro Quadratmeter verkaufen. Optimistische Prognose Whitestone erwartet aus dem Projekt einen Gewinn in Höhe von zwölf Prozent, bezogen auf das Gesamtinvestitionsvolumen, und eine Projektrendite in Höhe von 16 Prozent (IRR- Berechnung). Zur Referenz nennt der Ent- wickler bei drei abgeschlossenen Bauvorha- ben Gewinne zwischen fünf und 8,5 Prozent. In Anbetracht dessen und unter Berücksichti- gung der sportlichen Verkaufserlösprognose muss man die Gewinnerwartung mit Vorsicht genießen. Die Zinsen für das Nachrang- darlehen muss der Emittent zwar grundsätzlich unabhängig von einem konkreten Projektgewinn leisten. Sie müssen aber ausgesetzt wer- den, wenn die Gesamterlöse zu gering sind. Inhaberanleihe 2019 Alternativen zu Immobilien- veranlagungen sind im österrei- chischen Sachwertinvestment- markt eher die Ausnahme als die Regel. Eine davon bietet die in Liechtenstein ansässige Sun Contrac- ting AG. Das Unternehmen und ihre Tochtergesellschaften errichten in Öster- reich, Deutschland und Liechtenstein auf fremden Dachflächen Solaranlagen. Im Rah- men eines sogenannten Contracting-Vertrags verpflichten sich die Immobilieneigentümer, den von der Solaranlage produzierten Strom abzunehmen. Für die Wartung und Instand- haltung ist Sun Contracting auf eigene Rech- nung verantwortlich. Am Ende der Vertrags- laufzeit, die nach Unternehmensangaben in der Regel 18 Jahre beträgt, wird die Solaran- lage Eigentum des Dachbesitzers. In Deutsch- land unterscheidet sich das Modell dahinge- hend, dass der Strom „in der Mehrzahl der Fälle“ in das regionale Netz eingespeist wird. Bei Vertragsende wird die Solaranlage entwe- der abgebaut oder an den Kunden verkauft. Die 2017 gegründete Gruppe bewirtschaftet zurzeit rund 190 Anlagen; weitere 60 sind projektiert oder befinden sich in der Projek- tierung (Stand März 2020). 121 Anlagen über- nahm Sun Contracting von der 2012 gegrün- deten oberösterreichischen GW Energie Hol- ding, die 2017 und 2018 selbst über mehrere Crowdinvesting-Plattformen einige Millionen Euro Anlegerkapital eingesammelt hat (siehe FONDS professionell Ausgabe 3/2017). Sun Contracting hat Verpflichtungen aus 2018 aufgelegten Investitionsangeboten in Form eines partiarischen Nachrangdarlehens und einer Namensanleihe. Mit beiden Emis- sionen hat das Unternehmen nach eigenen Angaben bislang 131 Millionen Euro akqui- Sachwert radar w FONDS professionell liefert einen Überblick über die aktuell in Zeichnung befindlichen Beteiligungen. Privatanleger suchen ständig hohe Renditen und werden für risikobehaftete Investments empfänglich. Ein Blick auf die Details ist aber dringend ratsam. 176 www.fondsprofessionell.at | 1/2020 sachwerte I sachwer tradar

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