FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2020

Foto: © sportpoint | stock.adobe.com, Klaus Ranger, Outline Pictures | Christoph J. Heinzel V ergeben und vergessen scheint die Krise der offenen Immobilienfonds zu sein, in die sie nach dem Finanzcrash des Jahres 2008 geraten sind, weil Anleger in Scharen aussteigen wollten. Seit dem Jahr 2010 investieren sie wieder kontinuierlich, und in den vergangenen fünf Jahren war die Nachfrage sogar überdurchschnittlich hoch. Die Nettozuflüsse im Zeitraum 2015 bis 2019 belaufen sich auf 4.022 Millionen Euro. Knapp 1,1 Milliarden Euro flossen den Fonds allein 2016 zu, also in dem Jahr, in dem die EZB den Leitzins auf null senkte. Seit diesem Zeitpunkt zählen die Immobilienfonds auch im freien Vertrieb zu den Bestsellern. Der Andrang ist so groß, dass die Immobilien- KAGs teilweise ihre Fonds schließen und nur in kleinen Tranchen für frisches Kapital öff- nen. Eine zu hohe Liquidität, die über der gesetzlich vorgeschriebenen Zehn-Prozent- Quote liegt, bringt den Fonds keine Punkte. Ende 2019 verwalteten die Gesellschaften bereits knapp 9,2 Milliarden Euro. Das Volu- men hat sich im Vergleich zum Jahr 2008, in dem nur 1,7 Milliarden Euro in den Büchern standen, vervielfacht. Fallende Renditen und vereinzelte Diskussionen über Überhitzungs- tendenzen in europäischen Immobilienmärkten bremsen die Nachfrage jedoch nicht. Die hei- mischen Fondsmanager sehen das noch relativ gelassen. „Das Investitionsumfeld gestaltet sich weiter herausfordernd, wenngleich die Spitzenrenditen in Österreich je nach Asset- klasse noch rund 50 bis 100 Basispunkte über jenen in Deutschland liegen“, berichtet Lars Fuhrmann, der seit 1. Februar Sprecher der Geschäftsführung der LLB Immo Kapital- anlagegesellschaft ist. Die Maklergesellschaft CBRE meldete im Jänner neue Rekordzahlen: „Noch nie wurde in österreichische Immobilien so viel inves- tiert wie im Jahr 2019.“ Das Investitionsvo- lumen betrug 5,9 Milliarden Euro. Das sind um 39 Prozent mehr als 2018 und um 17 Pro- zent mehr als im bisherigen Rekordjahr. Auch in Deutschland liefen die Geschäfte ausge- sprochen gut. Das Gesamtinvestitionsvolumen von 84,5 Milliarden Euro überflügelte den alten Rekord aus dem Jahr 2015 allerdings „nur“ um acht Prozent. Büros sind besonders gefragt In beiden Ländern waren Büroimmobilien am beliebtesten. In Deutschland haben die Investoren dafür knapp 40 Milliarden Euro ausgegeben; in Österreich waren es rund 1,8 Milliarden Euro. Wohnimmobilien bilden hier wie dort das zweitgrößte Marktsegment. Peter Karl, CEO der Erste Immobilien KAG, meint dazu: „Es ist spannend, dass der Wohnbereich in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen hat. Beim Start des ‚Erste Immo- bilienfonds‘ im Jahr 2008 waren mit uns wenige andere Investoren am Markt. Das ist heute ganz anders.“ Hinter dieser Assetklasse stehen in der Umsatztabelle in Deutschland Handels-, Logistik- und Hotelimmobilien. In Österreich lagen Hotels in der Anlegergunst vor den Handels- und Logistikobjekten, wobei die 2019 im zuletzt genannten Sektor getätigten Investitionen in Höhe von 450 Millionen Euro ein neuer Rekord sind. Erwartungsgemäß sorgten die starke Nach- frage und der Anlagedruck der Investoren dafür, dass die Renditen 2019 weiter zurück- gegangen sind. In den vergangenen zehn Jah- ren sind die Immobilienpreise in Österreich Das Jahr 2019 verzeichnete neue Investmentrekorde – und der Hunger ist noch nicht gestillt. Die Immobilienakquisition bleibt ein knallharter Konkurrenzkampf. Zähes Ringen um Objekte Die Immobilienfonds strotzen vor Kraft. Schließlich erreichen sie Rekordzuflüsse, die veranlagt werden wollen. Der Einkauf guter Immobilien ist jedoch wegen der extrem hohen Investorennachfrage ein harter Konkurrenzkampf. Die Eckdaten der offenen Immobilienfonds Ausgabe- Verwaltungs- Fonds- Immobilien Fonds ISIN 1 Auflage aufschlag gebühr volumen ³ vermögen ³ BA Real Invest AT0000634357 2003 3,00 % 0,90 % 3.938,40 3.255,90 Erste Immobilienfonds 2 AT0000A08SG7 2008 3,50 % 0,85 % 1.977,31 1.400,00 Erste Responsible Fonds 2 AT0000A1LNT8 2016 2,00 % 0,75 % 226,69 175,00 LLB Semper Real Estate AT0000622980 2004 3,00 % 1,20 % 1.187,66 776,80 LLB Semper Real Deutschland AT0000A1V030 2017 5,00 % 1,20 % 104,94 106,13 Union Immofonds 1 2 AT0000632195 2004 3,25 % 1,00 % 1.084,92 745,31 Die Fondsgesellschaften verzeichneten in den vergangenen fünf Jahren vier Milliarden Euro Nettomittelzuflüsse. 1 Ausschütter-Tranchen | 2 Anteilsausgabe nur in Tranchen | 3 in Mio. Euro Quelle: Angabe der Anbieter 168 www.fondsprofessionell.at | 1/2020 sachwerte I offene immobilienfonds

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