FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2020

Foto: © sges | stock.adobe.com, Marin Raguz, Charles Sturge; Christoph Vohler A uf der Hatz nach Rendite wagen sich viele Investoren in den Bereich der Hochzinsanleihen vor. Das Feld ist aber tückisch: Neben den Bonitäts- lauern Liquiditätsrisiken. Besonders Letztere rückten jüngst in den Fokus der Aufseher und der Marktteilnehmer selbst. Doch manche Akteu- re meinen, einen eleganten Ausweg gefunden zu haben: Statt direkt auf Anlei- hen setzen sie auf Credit Default Swaps (CDS). Diese Finanzderivate wurden als Ausfallversicherung für Anlei- hen entworfen. Ihre Kurse spie- geln die Einschätzung der Zah- lungsfähigkeit der zugrunde lie- genden Schuldner wider. Je soli- der ein Staat oder Unternehmen, desto geringer die „Versiche- rungsprämie“. Und je schwächer der Schuldner, desto teurer ist die Absicherung. In der Finanz- und der Eurokrise bekamen diese Finanzinstrumente den Ruf eines Brandbeschleunigers angehängt, mit denen Spekulanten auf den Niedergang von Firmen und Nationen wetten. Nüchtern betrachtet sind Credit Default Swaps zunächst nur Absicherungsinstrumente für den Fall einer Zahlungsunfähigkeit. Sie können jedoch durchaus als Anleihen- ersatz dienen. Das meint jedenfalls Olivier Debat vom Asset-Management-Arm der Union Bancaire Privée (UBP). Er steuert drei Fonds, die Kreditderivate nutzen (siehe Tabel- le nächste Seite). „Das Prinzip ist relativ ein- fach: Wir investieren – je nach Strategie – in die CDS-Indizes auf europäische oder US- Hochzinsanleihen“, sagt Debat. Auf Indexebe- ne spiegeln die Derivate die Erträge eines Ver- kaufs von Ausfallversicherungen auf die liqui- desten Emittenten wider. Im Vergleich zu her- kömmlichen High-Yield-Barometern konnte der US-Fonds seit Auflage Ende 2016 eine Mehrrendite erzielen, in Europa hinkt der An- satz hingegen hinterher. Über längere Zeiträu- me übertrifft aber auch hier das CDS- das ent- sprechende High-Yield-Barometer. Der dritte, globale Ansatz mischt die Indexswaps beider Kontinente je nach Markteinschätzung und kann auch in Schwellenländer investieren. Allein die Bonität zählt Debat verweist auf weitere Vorzüge der Derivate. „Die Liquidität im CDS-Markt ist auf Indexebene deutlich höher als im Handel von Hochzinsanleihen“, sagt er. Bei Bonds könne die Geld-Brief-Spanne auseinander- klaffen und das Geschäft in Zeiten von Markt- verwerfungen ganz zum Erliegen kommen. „Der Handel mit CDS konnte jedoch stets aufrechterhalten werden“, argumentiert der Fondsmanager. Und er ergänzt: „Dem Weg über CDS wohnt ein besonderer Charme inne: Der Investor erhält das Bonitätsrisiko und ist von Zinsrisiken weitgehend entkoppelt.“ Eine Anleihe birgt normaler- weise sowohl das Kreditrisiko des Schuldners als auch das Risiko, dass sich das allgemeine Zinsum- feld während der Laufzeit ändert. Daraus folgt: Wenn die Zinsen steigen, fällt der Kurs einer Anlei- he – und umgekehrt. „Das ist bei einem Kreditderivat nicht der Fall“, sagt Michael Hünseler, Ge- schäftsführer des Asset Managers Assenagon. Die „Versicherungs- prämie“ von CDS orientiert sich allein an der Bonität des Schuld- ners. „Wenn ein Investor nur die Kreditrisikoprämie abschöpfen möchte, ist das Kreditderivat also eine gute Alternative.“ Kreditderivate bieten eigentlich eine Absicherung gegen Zahlungsausfälle. Doch mitunter dienen die Instrumente auch als Anleihen-Double. Doppelter Einsatz Ähnliches Paar: Kreditderivate können wie Anleihen Erträge aus der Bonitätsentwicklung von Schuldnern einspielen. Dennoch weisen die Wertpapiere Unterschiede auf. Reges Treiben CDS-Handelsvolumen in Billionen US-Dollar Das durchschnittliche Handelsvolumen der europäischen CDS-Indizes auf solide Unternehmensanleihen und Hochzinspapiere ist hoch. Quelle: ISDA, DTCC 0 1 2 3 4 Itraxx Europe (Investment Grade) Itraxx Europe Crossover (High Yield) 2018 2019 2017 2016 2015 2014 0,4 Bio. USD Bio. USD 1,6 Bio. USD 110 www.fondsprofessionell.at | 1/2020 markt & strategie I cds-strategien

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