FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2019

Keiner unserer aktuellen Partner ist bisher in diesem Segment tätig. Wir sind hier allerdings sehr interessiert an einer Zusammenarbeit und stellen unser API-Programm daher derzeit auch in anderen Ländern wie der Schweiz und Österreich vor. Wenn man im Vermögensverwaltungs- bereich etwas anbietet, besteht die Ge- fahr, dass dieses Angebot in Konkurrenz zu bereits bestehenden Produkten der Deutschen Bank tritt. Ich denke da etwa an Ihren Robo-Advisor Robin. Prinzipiell verfolgen wir den Ansatz, dass sich der Kunde das aussuchen kann und die Ent- scheidung letztlich bei ihm liegt. Bei der von uns verfolgten Plattformstrategie ist schließ- lich die Angebotsvielfalt das Entscheidende. Nur so können möglichst viele Kundeninter- essen abgedeckt werden. Wo fängt die Unterstützung für die Part- ner an – und bis wohin geht sie? Werden beispielsweise auch Büros zu Verfügung gestellt, so wie das bei den Inkubatoren der Fall ist? Als API-Programm bieten wir die Technik an und begleiten den gesamten Prozess von der Ideengenerierung bis zum Live-Gang. Dane- ben haben wir auch noch Teams, die sich um die Beteiligungen kümmern, und die Kollegen in den Innovation Labs, die ein gutes Netz- werk in die Bank hinein haben und Lösungen evaluieren und schauen, wo etwas gut hinein- passen würde. Dieses Gesamtpaket bieten wir. Einen Inkubator bieten wir selbst nicht an. Es gibt allerdings in Frankfurt die Digitalfabrik der Deutschen Bank, in der die digitalen Themen gebündelt werden. Dort wird auch gemeinsam mit Start-ups gearbeitet, und theo- retisch können die Unternehmen dort auch ihren Sitz haben. Wie kommt der Kontakt zu den Fintechs in der Regel zustande? Und wie sieht der Prüfprozess aus, den Drittanbieter durchlaufen müssen, bevor sie Zugang zu Ihrer Schnittstelle erhalten? Der Kontakt entsteht oft über Events, bei denen man sich kennenlernt, aber auch über unser Developer Portal. In einem ersten Schritt versuchen wir dann zu verstehen, wel- chen Mehrwert wir mit unseren Bankdaten tatsächlich liefern können. Anfangs kann dies in einer Simulationsumgebung auch getestet werden. Für den Onboarding-Prozess muss das Unternehmen dann gewisse Voraussetzun- gen erfüllen. Die Firma muss zum Beispiel ihren Sitz in Europa haben und eine juristi- sche Person sein. Am Ende entscheidet dann allerdings der Kunde, ob er das Angebot tat- sächlich nutzen möchte. Wenn der Kunde etwa die Finanzguru-App verwenden möchte, muss dieser am Anfang sein Einverständnis dazu geben, damit Finanzguru für die Nut- zung der App auch die Transaktionsdaten des Kunden auslesen darf. Die Bafin hat kürzlich erst Kritik am Verhalten deutscher Banken gegenüber Anbietern von Zahlungsauslöse- und Kontoinformationsdiensten geäußert. Offensichtlich können sich manche Institute mit Open Banking noch nicht ganz anfreunden. Das Thema Schnittstellen wird bei jeder Bank anders gehandhabt. Viele sehen es wie wir als Chance, aber es gibt natürlich auch welche, für die das kein Thema ist oder die auch einfach nicht die Kapazitäten haben, um sich damit zu beschäftigen. Dazwischen gibt es aber auch Dienstleister wie etwa Klarna oder Finreach, die den Start-ups hier helfen. Spürt man bei den Fintechs eigentlich keine Sorge darüber, dass die Bank viel- leicht am Ende des Tages die eigene Idee übernehmen wird und das Fintech selbst gar nicht mehr gebraucht wird? Nein, eigentlich nicht. Die größte Sorge, die ich, gerade anfangs, wahrgenommen habe, war die Befürchtung, dass bei der Zusammen- arbeit mit einem großen Unternehmen wie der Deutschen Bank zwangsläufig alles lange dauern muss. Daher war es auch so wichtig, den Onboarding-Prozess sehr schlank zu gestalten. Zudem erkläre ich den Unterneh- men unsere Plattformstrategie immer folgen- dermaßen: Wenn wir uns mit einem Super- markt vergleichen, ist es nicht unser Ziel, die Regale nur mit unseren Produkten zu be- stücken. Natürlich gibt es da auch von uns selbst entwickelte Produkte, aber das Regal wird auch für die Angebote von Partnern zur Verfügung gestellt. Dadurch können wir auch in Nischen Angebote bereitstellen, in die wir als Bank wohl keine Entwicklungskosten investiert hätten. Vielen Dank für das Gespräch. GEORG PANKL | FP » Als API-Programm bieten wir die Technik an und begleiten den gesamten Prozess von der Ideengenerierung bis zum Live-Gang. « Joris Hensen, Deutsche Bank Foto: © Marlene Fröhlich für LuxundLumen Joris Hensen: „Die größte Sorge, die ich, gerade anfangs, wahrgenommen habe, war die Befürchtung, dass bei der Zusammenarbeit mit einem großen Unternehmen wie der Deutschen Bank zwangsläufig alles lange dauern muss.“ bank & fonds I joris hensen | deutsche bank 236 www.fondsprofessionell.at | 4/2019

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