FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2019

Abflüsse in der Europaaktien-Strategie, deren Manager, Alexander Darwall, zurückgetreten ist – einer unserer erfahrensten Fondsmanager. Wenn man diese Abflüsse herausrechnet, sind wir fast gleichauf. Wir haben viele neue Ta- lente. Es gibt Investoren, die beobachten sol- che Neuerungen ein Jahr, bevor sie investieren. Wir haben sehr viel unternommen, was unser Geschäft wachsen lässt. Mein Ziel ist es, nächstes Jahr zu einem positiven Wachstum zurückzukehren. Banyai: Die neuen Fondsmanager Mark Heslop und Mark Nichols decken zum Bei- spiel die Themen europäische Aktien, KMU und European Growth ab. Die beiden hatten davor bei Columbia Threadneedle viele sehr zufriedene Kunden, die jetzt bei Jupiter wieder in diese Strategie investieren wollen. Das gibt uns einen guten Auftrieb für 2020. Vier Fonds wurden unlängst geschlossen. Werden Sie die Produktpalette weiter bereinigen? Formica: Wenn wir uns als bewegliche Firma sehen, dann schließen wir natürlich Fonds, wo nötig. Dafür haben wir aber gerade zwei neue lanciert: einen Short-Duration-High-Yield- Fonds, der eine gute Gelegenheit ist für Anleger, die höhere Rendite wollen, die aber auf Risikobeherrschung Wert legen. Viele Kunden halten ja Ausschau nach regelmäßigen Erträgen. Außerdem hat Talib Sheikh den Fle- xible Macro Fund dazubekommen. Ich mag diese globale Makrostrategie und will selbst darin investieren. Dann werden wir mit Mark Heslop bis Ende des Jahres einen Smaller Eu- ropean Companies Fund lancieren. Bei Jupiter dominieren traditionell Aktien. Anleihenfonds haben aber wegen steigender Unsicherheiten Zuflüsse gese- hen. Wird das Gewicht weiter verlagert? Formica: Ja, das machen wir. Wir haben be- wusst in den vergangenen fünf, sechs Jahren den Fixed-Income-Bereich ausgebaut. Unter Ariel Bezalel gab es einen großen Erfolg. Da- rauf aufbauend entwickeln wir eine Serie kleiner und spezialisierter Strategien wie den High-Yield-Fonds, den ich gerade erwähnt ha- be, oder eine Emerging-Market-Debt-Strategie. Der andere Bereich ist Multi-Asset, wofür ver- gangenes Jahr Talib Sheikh geholt wurde. Banyai: Wichtig ist: Wir eröffnen nicht in ers- ter Linie Produkte nach Marktnachfrage, son- dern dort, wo wir Talente haben und wissen, dass wir für die Kunden Mehrwert liefern können. Dann schauen wir, zu wem das passt. Wie sehr müssen Sie abseits der Kunden an die Inhaber der Jupiter-Aktien den- ken? Der Kurs hat sich 2018 mehr als halbiert und nicht mehr wirklich erholt. Formica:  Ich habe da eine sehr klare Mei- nung. Ich sage den Aktionären: „Unsere Kun- den kommen zuerst und gleich danach meine Belegschaft. Wenn ich beide richtig behandle, dann geht es auch euch gut. Ihr kommt mit großem Abstand an dritter Stelle.“ Die Son- derdividende gibt es nur, weil wir noch keine geeigneten Investitionsmöglichkeiten gefun- den haben. Wie haben Sie eigentlich die Zeit zwi- schen Janus Henderson und Jupiter verbracht? Formica: Ich habe geheiratet. Es gab eine Fei- er in Großbritannien und in meiner Heimat Australien. Gratulation! Formica: Und ich habe viele Bücher gelesen. Welche? Formica: Viele Biografien, zum Beispiel über Donald Trump im Weißen Haus, über Face- book-Gründer Mark Zuckerberg, eine Elon- Musk-Biografie und ein Buch über Philipp Green, den Einzelhandelsunternehmer. Viele sind bedeutende Persönlichkeiten, aber un- glücklich im Leben. Geld macht nicht unbe- dingt glücklich. Ich habe auch viel über den technologischen Wandel gelesen. Unsere In- dustrie hat sich noch nicht angepasst. Wir ha- ben einen zehnjährigen Bullenmarkt. Eigent- lich müsste man da als Entscheider glücklich sein. Aber ich fühle genau das Gegenteil: Der Wind der Veränderung ist einfach so stark. Wir müssen sehr agil sein. Bis jetzt hat die Finanz- industrie immer nur einen Schritt nach dem anderen getan. Diesmal müssen wir wahr- scheinlich in viele verschiedene Richtungen laufen, bevor wir eine Entscheidung treffen. Vielen Dank für das Gespräch. EDITH HUMENBERGER-LACKNER | FP » Wir sind sehr demütig, wenn Leute zurückkommen. So ein Schritt ist oft ein Baustein für eine langfristige Beziehung. « Andrew Formica, Jupiter-Chef Foto: © Günter Menzl Karl Banyai: „Mark Heslop und Mark Nichols hatten davor bei Columbia Threadneedle viele sehr zufriedene Kunden, die jetzt bei Jupiter wieder in diese Strategie investieren wollen. Das gibt uns einen guten Auftrieb für 2020.“ Karl Banyai Karl Banyai ist seit September 2019 verantwortlicher Manager für Österreich und Deutschland bei Jupiter Asset Management. Er ist seit 2014 bei der Fonds- gesellschaft und war bisher zuständig für den öster- reichischen Markt. Banyai war davor viele Jahre bei Blackrock. Dort betreute er die Märkte Österreich und Ungarn. Er blickt auf insgesamt 21 Jahre Tätigkeit in der österreichischen Finanzbranche. vertrieb & praxis I andrew formica | jupiter 220 www.fondsprofessionell.at | 4/2019

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