FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2019

Wert eines Unternehmens gilt es nach Krite- rien zu schauen wie der Frage, ob die erziel- ten Erträge die dafür eingesetzten Kosten in angemessener Weise übersteigen. Außerdem sollten die tatsächlich erzielten Gewinne ein bestimmtes und stetiges Wachstum aufweisen. Das Unternehmen sollte zudem über für sein Geschäft konkurrenzfähige Margen verfügen. Und schließlich muss es einen möglichst hohen Free Cashflow aufweisen und am besten über eine starke Marke verfügen. Aber Vorsicht: In unserer Industrie wird kaum etwas stärker manipuliert als Gewinne oder Buchwerte. Was dagegen nur extrem schwer zu manipulieren ist, das ist der operative Cashflow. Und wie erkennen Sie, ob der für eine Aktie gezahlte Preis gerechtfertigt ist? Indem man möglichst genau analysiert, ob die aktuelle Bewertung dieser Aktie wirklich at- traktiv ist. Aber auch die Tatsache, dass ein Unternehmen über falsch oder unterbewertete Vermögenswerte verfügt, spielt dabei eine we- sentliche Rolle. Zudem sollte die Rendite des frei verfügbaren Cashflows möglichst hoch sein. Wenn die Aktie dann noch eine Fehl- bewertung im Markt aufweist, ist das sozusa- gen der Idealfall in Bezug auf die Bepreisung eines Wertes. Nicht ganz so einfach erscheint mir allerdings die Beurteilung, ob ein Unter- nehmen wirklich im Sinne seinerAnteils- inhaber agiert. Auf der Suche nach einem aussichtsreichen Investmentfonds spielt für viele Investoren die Person des Fondsmanagers eine besondere Rolle. Sie suchen bewusst nach einer Person, von der sie erwarten, dass sie einen guten Job macht. Kaum anders macht es ein guter Fondsmanager beim direkten Investment in ein Unternehmen. Man sucht nach einem Managementteam, das nicht nur genau weiß, was es tut, sondern auch darauf konzentriert ist, einen Mehrwert für seine Aktionäre zu schaffen, indem es bereit ist, eine angemes- sene Rendite an diese weiterzureichen. Dennoch bleibt die Frage, woran Sie ein gutes Managementteam erkennen. Es gibt eine Reihe von relativ eindeutigen Anzeichen für ein effizient arbeitendes Un- ternehmensmanagement. Es sollte gezeigt haben, dass es in der Lage ist, sinnvolle Entscheidungen hinsichtlich der Kapital- allokation zu treffen, zum Beispiel welche Akquisitionen zu welchem Preis getätigt wur- den. Auch bereits früher erzielte Erfolge in anderen Unternehmen können ein wichtiger Hinweis sein. Denn auch Führungskräfte hinterlassen Spuren. Nicht zuletzt zeigt eine erfolgreiche Gewinn-und-Verlust-Bilanz, ob man es mit guten Unternehmenslenkern zu tun hat. Und die Praxis hinsichtlich eines fairen Umgangs mit der eigenen Vergütung sowie die bisherige Behandlung von Aktio- nären spielen dabei ebenfalls eine wichtige Rolle. Am Ende aber zählt vor allem eins: der persönliche Eindruck. Deshalb versuche ich, ein Unternehmen möglichst an seinem Stammsitz zu besuchen, um mir vor Ort, also in der täglichen Arbeits- und Lebensum- gebung eines Managers, einen eigenen Ein- druck von seiner Person zu verschaffen. Und was sind für Sie No-Gos? Wenn ein Manager bereit ist, einen über- höhten Preis für einen Übernahmekandidaten zu bezahlen, der eventuell keine oder viel zu geringe Einnahmen erzielt, dann habe ich als Aktionär ein echtes Problem damit. Und wenn Aktien zurückgekauft werden zu einem Zeitpunkt, an dem sie teuer sind, dann wird das zu keinem guten Ergebnis für die An- teilsinhaber führen. Wenn Schulden mit einer Verzinsung von sieben Prozent aufgenommen werden in einer Zeit, da die eigene Aktie hoch bewertet ist, dann ist das ein Zeichen, dass es eine preiswertere Finanzierungsquelle gäbe. Vielen Dank für das Gespräch. HANS HEUSER | FP Randall Dishmon: „In unserer Industrie wird kaum etwas stärker manipuliert als Gewinne oder Buchwerte. Was dagegen nur extrem schwer zu manipulieren ist, das ist der operative Cashflow.“ » Ich versuche, mit einem rein fundamental betriebenen Ansatz die aus meiner Sicht 40 besten Unternehmen welt- weit zu einem konzentrierten Portfolio zusammenzufassen. « Randall Dishmon, Manager des Invesco Global Focus Equity Fund Foto: © Franziska Aschenbrenner Randall Dishmon Randall Dishmon hat ein Studium der Ingenieurwis- senschaften an der Johns Hopkins Whiting School of Engineering absolviert und einen Master of Business Administration an der University of Michigan erwor- ben. Nach neun Jahren als Umweltingenieur wech- selte er zur Unternehmensberatung Booz Allen Hamil- ton. Im April 2001 begann seine Karriere als Fonds- manager beim US-Haus Oppenheimer Funds. Mit der Übernahme durch Invesco ist er nun für den Invesco Global Focus Equity Fund verantwortlich. markt & strategie I randall dishmon | invesco 138 www.fondsprofessionell.at | 4/2019

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