FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2019

Foto: © Marlene Fröhlich | LuxundLumen M it der Bestellung von Hermann Wonnebauer zum neuen Chef der Zürcher ZKB Österreich geht eine gewisse Ehre einher: Wonne- bauer ist der erste Österreicher, den die Schweizer Mutter nach einem nicht ein- fachen Jahrzehnt in diese Position lässt. Die ZKB Österreich geht auf die kleine Salzburger Privatinvest Bank AG (PIAG) zurück. Sie wurde im Jahr 2009 von der öffentlich-rechtlichen ZKB, die dem Kan- ton Zürich gehört, übernommen. Öster- reich hätte den Schweizern die Tore nach Europa öffnen sollen. Doch PIAG-Altlas- ten wie politisch exponierte Kunden er- wiesen sich in den ersten Jahren als Sand im Getriebe. Mittlerweile ist die Bank aber auf zweistelligem Wachstumskurs. Herr Wonnebauer, die österreichischen Privatbanken scheinen sich in der para- doxen Situation zwischen Untergang und El Dorado zu befinden: Einerseits sind die Margen existenzbedrohend tief. Andererseits wächst die Zahl der sehr Vermögenden in Europa kaum wo schneller als im DACH-Raum. Wie ist die Lage wirklich? Hermann Wonnebauer: Es ist tatsächlich so, dass die Vermögen stark steigen. Ein wich- tiger Faktor ist die Erbengeneration. Speziell in Österreich und Deutschland spielen dabei Firmenverkäufe eine große Rolle. Viele mit- telständische Unternehmen kommen aus der Gründergeneration oder aus der zweiten Gründergeneration heraus. Da entstehen Nachfolgeprobleme. Gleichzeitig ist wahnsin- nig viel Geld zu Niedrigstzinsen vorhanden, um solche Käufe zu finanzieren. Diese Ver- mögen kommen als liquide Mittel auf den Markt. Dieser Trend wird meiner Meinung nach nicht so schnell enden. Auch Sachwerte wie Immobilien sind gestiegen. Hier kommt es ebenfalls zu großen Deals. Haben es die Privatbanken nun leichter, oder ist der Markt weiter overbanked? Ich glaube schon, dass er overbanked ist. Das liegt nicht nur an den Privatbanken selbst. Es kommen Fintechs herein. Großbanken und Regionalbanken sind auch nicht zu unter- schätzen. Die begleiten ja meistens Verkaufs- prozesse und haben daher früher die Hand drauf. Um zu erfahren, dass was verkauft wird, müssen wir in der Zeitung blättern. Der Markt ist nach wie vor kompetitiv. Uns treffen aber gar nicht so sehr die Margen, sondern eher die Regulatorik. Als Privatbank nehmen wir den Kunden viele bürokratische Sorgen ab. Wenn die aber dann zahlreiche Formulare unterschreiben müssen, schrumpft der Unter- schied zur Großbank. Ist es nur der Papierberg, der zwischen Berater und Kunde steht, oder gibt es andere Probleme, etwa durch Mifid II? Mifid II war sicher ein Einschnitt. Uns hat das aber gar nicht so getroffen, weil wir zu über 75 Prozent Vermögensverwaltung haben. Da gibt es am Anfang ein Gespräch, und in der Folge ist der Papierkram gering. Aber in der Anlageberatung mit Kunden, die viel Trading betreiben, da kann man verzweifeln. In Deutschland ist das Geschäft in der Anlage- beratung um 50 Prozent eingebrochen. Es ist so aufwendig geworden. Wenn Sie da ein Re- search haben oder den Product-Governance- Prozess machen müssen für jedes Papier, da werden Sie echt verrückt. Viele Ban- ken haben sich aus dem Geschäft verab- schiedet, und wer übergeblieben ist, macht deswegen auch nicht mehr. Wohin gehen die Kunden dann? Zu Direktbanken. Auch in der Vermögensverwaltung? Da kann man die Kunden eher auffangen. Meine persönliche Meinung ist: Geld an- legen ist zu wichtig, als dass man es dem Kunden überlässt. Ich sage meinen Kun- den, ihr bastelt eure Autos auch nicht selbst zusammen. Man entscheidet sich aufgrund von Preis, PS oder Verbrauch. Aber dann schau ich auch nicht mehr in den Motor und sage: „Die Kurbelwelle hätte ich gern anders.“ In der Vermögensverwaltung oder imAnlagegeschäft glaubt jeder, er kann’s besser. Gerade beim Privatbankenpublikum? Generell bei privaten Anlegern. Nach 2008 hatten wir praktisch zehn Jahre steigende Kur- se. Wenn jemand selbst investiert hat, ist im- mer alles gut gegangen. Und kaum wer fragt sich: „Wär’s woanders besser gewesen?“ Sondern jeder ist der Vollprofi. Erst in Ab- schwungphasen kommt die Erkenntnis. Wir können den Unterschied mit Zahlen belegen. Wir sind in den verschiedenen Strategien meistens besser als die Benchmark. Und fast immer ganz an der Spitze des Mitbewerbs. Wir vergleichen das auch mit Kundendepots, die nicht in der Vermögensverwaltung sind. Ein zweischneidiges Schwert, weil sich keiner gern sagen lässt, dass er Fehler macht. Jetzt haben die Privatbanken aber nach 2008 und erneut nach 2011 groß mit dem Slogan „Vermögen bewahren“ ge- worben. Da hat man immer von hohen Goldbeständen und möglichst sicheren Anlagen gehört. Unterdessen gab es am Aktienmarkt sehr hohe Gewinne. War es Anfang 2019 ist Hermann Wonnebauer zum Vorstandsvorsitzenden der Zürcher Kantonalbank Österreich AG aufgestiegen. Im Gespräch mit FONDS professionell erzählt er, wie die Fondspalette ausgebaut wird, was er von jungen Private Bankern erwartet und warum man manchmal auch zu einem Kunden Nein sagen muss. „Man kann nicht mehr mit je » Beim Autokauf schaue ich auch nicht in den Motor und sage: › Die Kurbelwelle hätte ich gern anders. ‹ Beim Anlegen glaubt jeder, er kann’s besser. « Hermann Wonnebauer, Zürcher Kantonalbank Österreich bank & fonds I hermann wonnebauer | zürcher kantonalbank österreich 240 www.fondsprofessionell.at | 3/2019

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