FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2019

Foto: © Eigens | stock.adobe.com S eit der Finanzkrise gehören die Begriffe „Bail-in“ und „Bail-out“ fix zumWort- schatz der Finanzbranche. „Bail-out“ könnte mit „Rettungsaktion“ übersetzt wer- den, wobei gemeint ist, dass Unternehmen mithilfe von Steuergeldern aufgefangen wer- den, wenn sie in Schieflage geraten sind. Für Europas Banken und Versicherungen wurde dieses Prinzip vor rund vier Jahren durch das „Bail-in“ ersetzt. Dabei geht es darum, dass anstatt der Steuerzahler die Aktionäre und Gläubiger einspringen („to bail in“) müssen. Erstmals können ohne Insolvenzverfahren auch nichtnachrangige Fremdkapitalgeber her- angezogen werden. Damit wird das Thema für Anleger brisant. Der erste Gedanke mag sein, dass hauptsächlich Großinvestoren den Banken dieses Fremdkapital leihen, etwa über den Kauf von Anleihen. Doch die Statistik zeigt etwas anderes: Von dem 88 Milliarden Euro schweren österreichischen Markt an Bail-in-fähigen Papieren halten private Haus- halte ein Volumen von gut 20 Milliarden Euro (siehe Grafik). Nur rund ein Drittel des priva- ten Wertes ist zum Beispiel bei Versicherun- gen und Pensionskassen gemeinsam platziert, Schlusslicht sind die Investmentfonds mit rund 1,7 Milliarden Euro. Das wirft die Frage auf, ob die Privatanleger überdurchschnittlich herangezogen werden, um die Sanierungs- und Abwicklungserfordernisse der Banken zu stützen. Die Finanzmarktaufsicht FMA sieht zwar keine Unverhältnismäßigkeit, betont aber, dass sie den Markt beobachtet. Neue hohe Volumina erwartet Prinzipiell ist in Österreich ein Bail-in mit dem Bankensanierungs- und Abwicklungs- gesetz (BaSAG) bereits seit 2015 verankert. Die FMA rechnet aber laut Strategiebericht 2019 damit, dass die Kreditinstitute dieses Jahr „zusätzlich hohe Volumina an Bail-in- fähigen Finanzinstrumenten begeben werden“. Ab heuer schreibt die Behörde den Instituten nämlich einen individuell bemessenen ver- pflichtenden Anteil vor – die oft genannten MREL-Quoten (Häusern, die „too big to fail“ sind, wird parallel dazu auf Europaebene eine Quote vorgegeben). Ein mögliches Problem: Banken könnten verstärkt beim Retailpubli- kum anklopfen, wie aus dem FMA-Bericht hervorgeht. Denn Institutionelle können nur bedingt kaufen, und an internationalen Märk- ten sind gering verzinste Austro-Bankanleihen auch kein Hingucker. Europaweit fehlen den Instituten allein 171 Milliarden Euro, um die MREL-Vorgaben zu erfüllen, heißt es bei der FMA, den österreichischen Fehlbetrag erfährt man nicht. Aber unabhängig davon müssen Österreichs Banken jährlich rund 20 Milliar- den Euro aus abreifenden Bail-in-fähigen Pa- piere durch Neuemissionen ersetzen. Zwei Seiten einer Medaille Für die FMA ist die Kontrolle dieses Mark- tes ein zweischneidiges Schwert. Auf der einen Seite gibt sie als Regulator die Ausstat- tung mit entsprechenden Papieren vor. Auf Österreichische Privatanleger halten einen hohen Anteil an Bankwertpapieren, bei denen sie im Krisenfall von einer Sanierung massiv betroffen sein könnten. Mitge hangen Österreichs Banken gelten als stabil. Aber die Finanzkrise hat gezeigt, wie schnell einzelne Institute ins Wanken geraten können. Wer Kreditinstituten Geld leiht, sollte den Aspekt des neuen Abwicklungsprinzips in Europa mitbedenken. Wer die Bail-in-fähigen Wertpapiere kauft Überblick über das österreichische Emissionsvolumen Die letzten Detailzahlen stammen aus dem Jahr 2017. Bis heute dürfte sich wenig verändert haben. Der Strategie- bericht 2019 sieht den Gesamtmarkt weiter bei 88 Mrd. und das private Volumen bei 20 Mrd. Euro. Quelle: FMA 2019 0 5 10 15 20 25 30 35 40 Sonstige Investment- fonds Staat Versicherungen und Pensionskassen Kredit- institute Private Haushalte Ausland 38,5 Mrd. Euro 20,4 Mrd. Euro 15,0 Mrd. Euro 7,2 Mrd. Euro 2,1 Mrd. Euro 1,7 Mrd. Euro 3,7 Mrd. Euro Gesamtes Marktvolumen Österreich über 88 Mrd. Euro Z 236 www.fondsprofessionell.at | 3/2019 bank & fonds I bail-in-fähige wer tpapiere

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