FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2019

Foto: © Nigel Dickinson D ie Übernahme des französischen Asset Managers La Financière de l’Échiquier (LFDE) durch den ebenfalls in Paris ansässigen Vermögens- verwalter Primonial war eigentlich erst für das kommende Jahr geplant. Am Ende ging alles sehr viel schneller, sodass der Deal bereits im März dieses Jahres abge- schlossen wurde (siehe Kasten Seite 235). Über die Hintergründe hat die Redaktion mit Christophe Mianné, seit 2017 Gene- raldirektor von LFDE, gesprochen. Herr Mianné, wo steht eine Gesell- schaft wie LFDE heute nach der Komplettübernahme durch die Pri- monial-Gruppe ? Christophe Mianné: Im Prinzip hat sich dadurch gar nicht so viel verändert. Ent- sprechend werden wir auch künftig versu- chen, das nach vorn zu stellen, was wir als Stärke unseres Hauses betrachten. Wir sehen uns als aktiven Asset Manager, der mit inzwi- schen über zehn Milliarden Euro an verwal- teten Assets eine nennenswerte Größe erreicht hat und auch künftig in der Lage sein wird, eine starke Performance mit seinen Fonds ab- zuliefern. Wir sind bekannt für unsere Stärken im Management europäischer Aktien, vor al- lem im Bereich der Mid Caps, wo wir mit dem Echiquier Agenor, der inzwischen ein Volumen von 1,1 Milliarden Euro erreicht hat, einen der besten, wenn nicht den besten Fonds in Europa anbieten. Aber wir haben meiner Ansicht nach auch ein überzeugendes Angebot im Bereich internationale Aktien und Mischfonds sowie bei Themenfonds und dem Bereich Nachhaltigkeit. Die Übernahme von 100 Prozent der Anteile durch Primonial ging am Ende schneller vonstatten als ursprünglich geplant. Warum? Weil wir relativ schnell festgestellt haben, dass die Synergien zwischen beiden Gesell- schaften sehr viel größer sind als erwartet. Das hat die Gründer von LFDE, Didier Le Ménestrel und Christian Gueugnier, über- zeugt, einem schnelleren Verkauf ihrer ver- bliebenen Mehrheitsanteile von 60 Prozent zuzustimmen. Sie selbst kommen eigentlich aus dem Investmentbanking. Fühlen Sie sich wohl in Ihrer neuen Rolle als Chef einer Fondsgesellschaft? Es ist zwar richtig, dass ich vor meinem Antritt hier bei LFDE im Investmentbanking der Société Générale tätig war. Allerdings habe ich als einer der Mitgründer der dortigen Tochtergesellschaft Lyxor das ETF-Geschäft sozusagen von null auf mit aufgebaut und bringe allein schon aus dieser Zeit einiges an Erfahrung im Asset Management mit. Die Herausforderung für mich persönlich ist heute die Leitung und Weiterentwicklung eines wesentlich kleineren Hauses wie LFDE. Bis- her kann ich nur sagen, dass ich das als reiz- volle Aufgabe erlebe – zumal es nicht selten die gleichen Kundenschichten wie im Invest- mentbanking sind, mit denen man im Kontakt steht. Was wird sich unter Ihrer Leitung ändern bei LFDE? Was die Besetzung unserer einzelnen Teams angeht, im Grunde gar nicht so viel. Denn gerade im Asset Management ist es wichtig, eine kontinuierliche Stabi- lität vorweisen zu können, was die perso- nelle Ausstattung eines Unternehmens an- geht. Wir haben mit Olivier de Berranger, der bereits seit zwölf Jahren im Unterneh- men ist, und Bertrand Merveille, der schon seit sieben Jahren bei LFDE arbei- tet, zwei Co-CIOs, die für diese Stabilität stehen. Wir hatten zudem keine uner- wünschten Abgänge aus dem Fondsma- nagement im Zusammenhang mit der neuen Gesellschafterstruktur. Aber es sind doch neue Leute hinzu- gekommen? Das ist richtig, betrifft aber vor allem den Ausbau unserer Vertriebskapazitäten. Denn wir wollen unsere Kundenbasis deutlich aus- bauen; wobei wir nicht nur in Frankreich wachsen wollen, wo wir ohnehin den größten Fußabdruck haben. Ich denke, dass wir mit einem inzwischen 20-jährigen Track Record eine gute Chance haben, auch im europäi- schen Ausland durchaus neue Mittel hinzuge- winnen zu können. Deshalb haben wir unsere Vertriebsteams nicht nur in Deutschland und Italien, sondern auch in der Schweiz und in den Beneluxländern aufgestockt. Welche Themen werden Sie in Zukunft nach vorn stellen? Wir haben neben dem bereits angesprochenen Echiquier Agenor, der unser bedeutendstes Produkt ist, eine Reihe von Fonds, die mit einem verwalteten Vermögen von über 500 Millionen Euro eine vergleichsweise beacht- liche und Größe und damit eine gewisse Glaubhaftigkeit hinsichtlich des Angebots erreicht haben. Dass dieses Wachstum unter anderem mit guten Performanceergebnissen zusammenhängt, haben wir nicht nur in unse- rem Mischfonds Echiquier Arty bewiesen. Auch die Ergebnisse unserer Themenfonds sind mehr als zufriedenstellend. Der Echiquier Die französische Gesellschaft La Financière de l’Échiquier gehört mit einem insgesamt verwalteten Fonds- vermögen von deutlich über zehn Milliarden Euro nach eigenen Angaben zu den fünf größten unabhängigen Anbietern in Frankreich. Über die Pläne der Franzosen haben wir mit CEO Christophe Mianné gesprochen. » Wir hatten keine unerwünschten Abgänge aus dem Fondsmanage- ment im Zusammenhang mit der neuen Gesell- schafterstruktur. « Christophe Mianné, La Financière de l’Échiquier „Wir haben ein überzeugendes vertrieb & praxis I christophe mianné | la financière de l’échiquier 232 www.fondsprofessionell.at | 3/2019

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