FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2019

Foto: © Africa Studio | stock.adobe.com I m Grunde wäre es naheliegend, dass Wertpapierpools ihren Partnern auch die Möglichkeit bieten, Versicherungsgeschäft abzuwickeln. Und tatsächlich wurden in der Vergangenheit diesbezüglich auch einige An- läufe genommen. Der damit verbundene hohe Aufwand stieß dann in der Praxis allerdings stets auf ein zu geringes Interesse der Platt- formpartner. Die waren in der Regel mit ihren Direktanbindungen bei den Versicherungsge- sellschaften zufrieden, weshalb das Thema nie so richtig in Schwung kam. Nun könnte aber die deutlich kompliziertere regulatorische Situation im Versicherungsvertrieb hier eine neue Chance für die Pools schaffen. So su- chen heute infolge der Umsetzung der IDD- Vorgaben auch Versicherungsvermittler ver- stärkt nach Partnern, die ihnen in wesentlichen Geschäftsbereichen unter die Arme greifen. Maklerzusammenschlüsse und Versicherungs- pools haben aus diesem Grund derzeit eine Art Sonderkonjunktur, und da ist es keine Überraschung, dass auch die Wertpapierfir- men zum Zug zu kommen versuchen. Vor- reiter ist diesmal Finanzadmin: Das Wiener Unternehmen wittert hier die Chance, dank des veränderten Umfelds auch im Versiche- rungsvertrieb reüssieren zu können. Finanz- admin hat den Vorteil, dass die deutsche Mut- tergesellschaft Fondskonzept schon seit fünf Jahren in diesem Bereich tätig ist und über entsprechendes Know-how und die benötigten technischen Lösungen verfügt. Das will man nun auch nach Österreich transferieren. Fondskonzept-Gründer Hans-Jürgen Bretzke startete sein Unternehmen im Jahr 2000 und verwaltet imWertpapierbereich zehn Milliar- den Euro an Bestandsvolumen. Dieser Erfolg basiert vor allem auf einer leistungsfähigen elektronischen Abwicklung mithilfe einer selbst entwickelten Software. So kommt der Pool mit 57 Mitarbeitern aus, 30 davon sind im IT-Bereich angesiedelt. Dass man in Deutschland erst verhältnismäßig spät auch den Versicherungsbereich für sich entdeckt hat, erklärt Bretzke so: „In der Vergangenheit gab es von Seiten der Versicherungen gar nicht die technischen Möglichkeiten, um eine digitale Abwicklung des Geschäfts durchzu- führen, so wie wir es aus dem Fondsbereich gewohnt waren. Die klassische Abwicklung mittels Papierantrag wäre für uns einfach zu personalaufwendig gewesen und hätte auch nicht zu unserem Geschäftsmodell gepasst. Nicht zuletzt durch die Verjüngung der Vor- standsebenen in den Versicherungen hat sich da allerdings mittlerweile viel verändert. Zu- dem haben die neu auf den Markt gekomme- nen Insurtechs Druck auf die Versicherungen wie auch die Makler aufgebaut. Mit unseren technischen Lösungen, die eine vollautomati- sche Abwicklung mit den Versicherungen über digitale Schnittstellen ermöglichen, kön- nen wir daher nun bei den Maklern punkten. Bei uns können sie alles digital abwickeln, die Zeitersparnis ist dadurch enorm.“ In Deutsch- land hat man im Versicherungsbereich bereits an die 800 Anbindungen. Daneben nutzen vier große Vertriebe – einer von ihnen hat al- lein 100.000 Kunden – nur die Software des Pools. Derzeit macht das Versicherungsge- schäft auf Ebene der Provisionserträge zwar erst fünf Prozent aus, das Wachstum kann sich mit 25 Prozent pro Jahr jedoch durchaus sehen lassen. Diese Entwicklung wolle man nun auch hierzulande fortsetzen, „da wir ge- merkt haben, dass die Makler auch in Öster- reich Interesse daran haben, alles aus einer Hand zu bekommen“, so Bretzke. Erste Erfahrungen Von Vorteil sei dabei, so erzählt Finanzad- min-Geschäftsführer Reinhard Magg, dass man schon vor drei Jahren einen Vertrieb an- gebunden habe, der seine Versicherungsdaten in die Software eingespielt hat. Auf diese Wei- se kam der Pool zu den ersten Erfahrungen mit den benötigten Schnittstellen. Das Projekt wurde allerdings nicht weiter verfolgt, da die Umsetzung von Mifid II die Ressourcen aus- lastete. Seit Anfang dieses Jahres verfügt das Bisher blieben die Versuche der Wertpapierpools, auch Versicherungsgeschäft abzuwickeln, erfolglos. Finanzadmin wagt nun einen neuen Anlauf. Neuer Anlauf Viele Versicherungsvermittler sind derzeit auf der Suche nach Unterstützung. Vor allem Einzelkämpfer haben mit der Administrationsflut zu kämpfen. Nun möchte auch eine Wertpapierfirma den Beratern eine Lösung bieten. » Als ich 2006 mit Finanzadmin in Österreich gestartet bin, hatte ich auch keine genauen Erwartungen. Es handelt sich um ein sehr lang- fristiges Geschäft, bei dem man auch langfristig denken muss. « Hans-Jürgen Bretzke, Fondskonzept 182 www.fondsprofessionell.at | 3/2019 vertrieb & praxis I pools

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