FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2019

Foto: © deagreez | stock.adobe.com P raktisch kein Ratgeber zum Thema private Altersvorsorge kommt ohne den Hinweis aus, dass man damit möglichst frühzeitig beginnen solle. Nur mit- hilfe des Zinseszinseffekts lasse sich die mo- natliche Sparleistung so niedrig halten, dass man nicht schon in der Ansparphase auf Le- bensqualität verzichten müsse. Das ist zwar richtig, für die Praxis aber nur wenig relevant. Die Zahl der 20- bis 30-Jährigen, die sich Gedanken über ihren Ruhestand machen, ist aus nachvollziehbaren Gründen klein, und das wird sich voraussichtlich auch nicht ändern. Vor Mitte 30, vielfach aber noch viel später beginnt man sich langsam Sorgen über die zu erwartende Pensionshöhe zu machen, was noch nicht heißt, dass man auch aktiv wird. Wirklich brennend wird das Problem, wenn der Ruhestand nur noch wenige Jahre entfernt ist – dann kann man das Thema Zinseszins aber längst vergessen. Nun lässt die Finanz- industrie auch solche Spätstarter nicht im Regen stehen. Wer keinerlei Vorsorge getrof- fen hat, kann auch noch am Tag des Ren- tenantritts Lösungen kaufen. Allerdings sorgt die heutige Zinssituation dafür, dass die Spiel- räume solcher Produkte eng begrenzt sind. Voraussetzung für den Eintritt in eine solche Sofortpension ist ein Einmalerlag. Je höher diese Summe ist, sei es aus einer Abfertigung, aus der Auszahlung einer Lebensversicherung, Erbschaft oder dem Verkauf des Unterneh- mens, umso höher ist auch die daraus bezahlte lebenslange Rente. Von der Zinsseite darf man sich hingegen derzeit nur mehr wenig bis gar nichts erwarten. Immer mehr Anbieter gehen bereits dazu über, Tarife mit null Prozent Rechnungszins anzubieten. Das heißt nicht, dass die Produkte gar keinen Reiz mehr hät- ten, allerdings besteht der aktuell weitgehend in einer Wette, die man bezüglich der eigenen Lebenserwartung mit dem Versicherer ab- schließt. Um ein Gefühl dafür zubekommen, wie lange man leben müsste, damit man bei den sogenannten Sofortpensions-Produkten den Break-even erreicht, hat FONDS profes- sionell gemeinsam mit Fynup, einem Wiener Spezialisten für die Analyse von Veranla- gungs- und Versicherungsprodukten, einen Teil der am Markt befindlichen Lösungen mittels Musterberechnung analysiert und den Ergebnissen eine mögliche Alternativlösung gegenübergestellt. Da es sich dabei um keinen Produktvergleich handelt und nicht alle am Markt befindlichen Produkte durchgerechnet wurden, sind die Produkte in der Tabelle (sie- he nächste Seite) keiner Gesellschaft zuge- ordnet. Die Ergebnisse stellen allerdings reale Berechnungen dar, die Produkte folgender Gesellschaften wurden dazu analysiert: HDI, Nürnberger, Uniqa, WWK, Wüstenrot, Wie- ner Städtische, Zürich. 100.000 Euro Startgeld In der Musterberechnung wurde die Annah- me getroffen, dass ein Mann imAlter von 65 Jahren einen Einmalerlag von 100.000 Euro tätigt, um eine lebenslange Rente ausbezahlt zu bekommen. Aufgrund des unattraktiven Rechnungszinses spricht derzeit fast nur die garantierte Auszahlung bis zum Lebensende für eine solche Rente. Da die Lebenserwar- tung auch aktuell weiter steigt, werben die Versicherungen mit aktuellen Sterbetafeln, die man sich heute noch sichern sollte. Bei der Wette zwischen Versicherer und Kunde über dessen Lebenserwartung gilt: Wird der Versi- cherungsnehmer älter als vom Versicherer berechnet, ist das eingezahlte Kapital aufge- braucht und die Versicherung muss die mo- natliche Rente aus eigener Tasche bezahlen. Stirbt der Kunde vor dem Ende der statisti- schen Lebenserwartung, war der Vertrag für die Versicherung ein „Geschäft“. Wann dieser Punkt erreicht ist, hängt von der gewählten Produktvariante ab, denn es besteht die Mög- lichkeit, eine Rückgewähr des eingesetzten Kapitals einzubauen, die im Sterbefall den Erben zugute kommt. Fällt die Wahl des Kunden auf eine Versi- cherung, die eine Rückgewähr des eingezahl- ten Kapitals nur für die ersten zehn Jahre garantiert, kommt dieser Break-even für den Kunden schneller als bei Produkten, die eine lebenslange Rückgewähr des noch vorhande- nen Kapitals anbieten. Die Musterberechnun- gen zeigen, dass der Kunde im Bestfall den Break-even nach rund 28 Jahren erreicht, also wenn er 93 Jahre alt ist. Bei lebenslanger Rückgewähr liegt der Break-even in den Be- rechnungen bei 35,6 Jahren. Der Versiche- rungsnehmer muss also älter als 100 Jahre Der Abschluss einer Sofortpension mit Einmalerlag per Pensionsantritt ist aufgrund des Zinsniveaus nicht sehr attraktiv – es gibt aber Alternativen. Wette auf die Lebenserwartung Damit der Lebensstil auch im Alter aufrechterhalten werden kann, ist eine private Vorsorge von Vorteil. Bei sogenannten Sofortpensions-Produkten muss der Versicherungsnehmer allerdings sehr lang leben, um den Break-even zu erreichen. 178 www.fondsprofessionell.at | 3/2019 fonds & versicherung I sofor tpension

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