FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2019

Foto: © Marlene Fröhlich für LuxundLumen I m Normalfall sind Unternehmen knapp und ausweichend, wenn es um Stellungnahmen zu intransparenten Geschäftspraktiken geht. Bei der Uniqa schlägt man einen anderen Weg ein. „Irgendwann bezahlst du dafür die Rech- nung“, sagt Kurt Svoboda offen über ein Urteil zu unklaren Klauseln. Der Finanz- und Risikochef der Uniqa Gruppe sowie CEO von Uniqa Österreich erklärt, dass das Unternehmen „ein anderes Niveau“ an- strebt und man sich dabei nicht an dem ori- entieren will, was Konkurrenten machen. Herr Svoboda, Sie sind Finanz- und Risikochef der Uniqa Gruppe, seit 2017 Chef der Uniqa Österreich und seit 2019 Präsident des Versiche- rungsverbandes VVO. Wie geht es Ihnen mit der Mehrfachbelastung? Kurt Svoboda: Zum einen sag ich, mir geht’s gut. Es ist sehr spannend und auch herausfor- dernd und sehr verantwortungsvoll. Wir haben 2017 innerhalb des Konzerns versucht, eine unbürokratische Lösung dafür zu finden, dass Hartwig Löger als Uniqa-Österreich-Chef in die Politik wechselt. Aber ich war ja bereits CFO/CRO der Uniqa Österreich und bin schon seit 2002 im Konzern. Wenn man die Zahlen und Fakten kennt, tut man sich leich- ter. Ich sage aber auch, dass das keine Lang- fristlösung ist. Die Funktion im VVO ist für mich eine ideologische und inhaltlich schöne Verantwortung. Die Versicherungswirtschaft weiterzuentwickeln, für die Wirtschaft etwas zu tun, ist für mich eine Ehre und eine Selbst- verständlichkeit. Hat man Sie überreden müssen, dass Sie für Hartwig Löger einspringen? Nein, ich habe keine Sekunde gezögert. Welche der Funktionen fordert am meis- ten Ihr Engagement? Die Tiefzinsphase und damit alle produktsei- tigen Konsequenzen bei der Lebensversiche- rung. In der Personenversicherung, was das für die Veranlagung bedeutet und welche Teile eines Finanzdienstleistungsunternehmens be- troffen sind. Das ist sicher die größte Verant- wortung, die ich trage. Die Tiefzinsphase wird uns noch länger erhalten bleiben. Ich komme aus dem Sport. Da ist die wichtigste Devise: „Agieren vor reagieren.“ Das Agieren nimmt einen Großteil der Arbeitszeit in Anspruch. Wie steuerst du entgegen, ohne dass der Kunde oder der Vertrieb es spüren, wie ent- wickelt man das Unternehmen weiter, etwa wenn es um Kosten geht, wie geht man mit dem Regulator um? Gesunde Aktionenmuster zu setzen, das ist momentan einer der großen Hebel. Mit wie viel Sorge wird die Zinsflaute intern diskutiert? Ab wann sagen Sie, es wird wirklich bedenklich? Da muss man aufpassen, was man vermittelt. Panik ist knapp vor dem Chaos, und davon sind wir weit entfernt. Aber es ist richtig, dass die Dinge im Haus diskutiert werden. Ich wünsche mir, dass generell in der österrei- chischen Versicherungswirtschaft mehr da- rüber nachgedacht wird, was das Niedrigzins- umfeld für uns bedeutet. Ist der Garantiezins in jedem Fall gesi- chert, oder ist er in Gefahr? Der Garantiezins ist gesichert. Die Kapi- talisierung der österreichischen Versiche- rungswirtschaft ist sehr gut. Wir haben weit mehr als eine Milliarde Euro an Zinszusatzreserve gebildet. Es wurde lan- ge vorgesorgt. Das tut zwar in der Profi- tabilität weh, ist aber in der Gesamtschau sehr wichtig. Und was noch von Bedeu- tung ist: Die österreichische Versiche- rungswirtschaft hat einen sehr geringen Anteil an Hochzinsgarantien in den Büchern. Anders als die deutschen Kolle- gen mit einem großen Portfolio an Vier- Prozent-Garantien. Wir sind in der Le- bensversicherung profitabel und können somit das Geschäft mit den Gewinnbetei- ligungen uneingeschränkt bedienen. Was heißt das für die Veranlagung? The New Normal heißt weniger Kapitalanla- gekraft und weniger Kapitalanlageergebnis. Als erste Konsequenz adaptieren auch wir unsere Produkte, nehmen die Komplexität und stärken den Kundenfokus. Und Kosten – gerade operative – sind auch ein Thema. Das zweite ist das Thema Infrastruktur und immer mehr auch Green Bonds. Allerdings nicht um jeden Preis. Es ist wichtig, dass solche Inves- titionen zum Portfolio und ins Risikobild der Gesellschaft passen. Es würde uns auch volkswirtschaftlich helfen, wenn Länder und Gemeinden Infrastruktur nicht nur als reines Gebietskörperschaftenthema sehen. Die Fi- nanzdienstleistungsindustrie kann zur Finan- zierung beitragen. Bei Lawinenverbauungen, Flurbereinigungen, Hochwasserschutz bekom- men wir vielleicht weniger Rendite, aber immer noch mehr als 0,14 Prozent, wo der zehnjährige Euro-Swap heute liegt. Wie viel will die Uniqa in Infrastruktur investieren? Wir haben unser Ziel von 500 Millionen Euro mit den getätigten und noch auf Abruf stehen- den Investitionen fast erreicht. In einer zwei- Vor zwei Jahren sprang der langjährige Uniqa-Manager Kurt Svoboda als Chef der Uniqa Österreich ein. Keine Dauerlösung, wie der Mann mit den Vielfachfunktionen erklärt. Im Gespräch mit FONDS professionell verrät er auch, dass Quartalsberichte wegfallen könnten – und wo seine Tormannvergangenheit im Beruf hilft. „Nachdenken, Ursachen analysie » Zum einen sag ich, mir geht’s gut. Es ist span- nend, herausfordernd und sehr verantwor- tungsvoll. Ich sage aber auch, dass das keine Langfristlösung ist. « Kurt Svoboda, CEO Uniqa Österreich fonds & versicherung I kur t svoboda | uniqa österreich 162 www.fondsprofessionell.at | 3/2019

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