FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2019

103 www.fondsprofessionell.at | 3/2019 markt & strategie I amundi funds volatility euro Foto: © Petrovich12 | stock.adobe.com M anchmal ist die Strategie eines Fonds so gestrickt, dass das Management unter bestimmten Marktbedingun- gen fast nur verlieren kann. Dieser Fall ist wohl auch für Keskin Gilbert, den Manager des Amundi Funds Volatility, eingetreten. Der Fonds nutzt mittels Optionen die Volatilität des Euro Stoxx 50. Dabei kann er auf einen Anstieg oder ein Fallen der Schwankungen setzen, wobei man dem Mean-Reversion-An- satz folgt. Das heißt, man geht davon aus, dass sich extreme Volatilitätswerte wieder nor- malisieren werden, und positioniert sich ent- sprechend. Ist die implizite Volatilität deutlich höher als im längerfristigen Durchschnitt, er- wirbt beziehungsweise verkauft man Optio- nen, die von einem Sinken der Schwankung profitieren und umgekehrt. Die implizite Vola- tilität ist die in den Optionskursen eingepreiste Markterwartung, die häufig stärker ansteigt als die realen Marktpreisschwankungen. Da- bei entwickelt sie sich meist negativ korreliert zur Kursentwicklung der Märkte. Das bedeu- tet: Steigt der Markt, sinkt die implizite Vola- tilität, und es gibt in der Regel keine großen Schwankungen, die man nützen kann. Fallen- de Märkte gehen hingegen mit Anstiegen der impliziten Volatilität einher. Doch: „Mario Draghis ,Whatever it takes‘-Rede folgte 2012 eine höchst kurspflegene Notenbankpolitik. Folglich ging die Volatilität zurück und be- wegte sich auch nicht mehr viel. Darunter litt der Fonds“, führt Gilbert aus. Sieht man sich nun den Zehnjahres-Chart an, bietet sich kein schönes Bild: Im Beobachtungszeitraum ver- lor er rund 25 Prozent an Wert. Auf den zwei- ten Blick fällt jedoch auf, dass das Produkt 2011 und 2012, als der Markt höchst turbulent war, deutlich zulegen konnte. Er tat also genau das, was im ursprünglichen Sinn des Wortes „Hedge“ steckt: Er sicherte ab. Wenn man nun – neugierig geworden – den Beobach- tungszeitraum bis zur Auflage des Amundi- Fonds im Jahr 2006 ausweitet und die Ereig- nisse von 2008 betrachtet, fällt auf, dass der Amundi-Fonds zehn Prozent im Plus notierte, während an anderen Stellen Abschläge von 50 Prozent keine Seltenheit waren. Für den Crash-Fall Besteht für den Fonds also Hoffnung? Durchaus. Sollten sich die diversen Unruhe- szenarien – Trump, Brexit, Italien, um nur die prominentesten zu nennen – materialisieren, ist definitiv mit erhöhter Volatilität zu rechnen. Gilbert rechnet zu 50 Prozent mit einem Sze- nario (siehe Chart „Prognose & Eintrittswahr- scheinlichkeit“), das Erträge von drei bis sie- ben Prozent ermöglichen sollte. Im Optimal- fall, der mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von 30 Prozent beziffert wird, würde sich das in einem Ertrag von mehr als 15 Prozent nie- derschlagen. Auf der Kehrseite besteht aber auch die 20-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass die Volatilität relativ statisch bleibt, was zu weiteren Verlusten führen würde. Diese Projektionen ergeben sich aus der derzeitigen Positionierung des Fonds. „Wir sind long auf die einjährige implizite Volatili- tät des Euro Stoxx 50“, meint Gilbert. Das be- deutet, dass er tendenziell von fallenden Kur- sen in der Eurozone ausgeht. Wer diese Mei- nung teilt, also von einer Baisse im Euro Stoxx ausgeht, ist mit diesem Fonds – trotz der tristen jüngeren Vergangenheit – bestens bedient. Dass er Marktbereinigungen nicht nur aushält, sondern tatsächlich Erträge erwirt- schaftet, die die sonstigen Abschläge im Port- folio zumindest teilweise kompensieren, hat Gilbert in der Vergangenheit jedenfalls ein- drücklich bewiesen. HANS WEITMAYR | FP Kategorie: Hedgefonds Single Strategy. Lange Zeit lief die Volatilitätsstrategie des Amundi Funds Volatility hervorragend – 2012 riss der Faden jedoch. FLOP: Ein Opfer der EZB Wenn der Faden reißt ISIN: LU0272941971 Ausgabeaufschlag: max. 4,50 % Verwaltungsgebühr: 1,45 % p.a. Erstausgabedatum: 13. 11. 2006 Fondsmanager: Keskin Gilbert -30 % -10 % -20 % 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % Amundi Funds Volatility Euro A EUR C EuroStoxx 50 ’17 ’18 ’16 ’19 ’ ’15 ’14 ’13 ’12 ’11 ’10 ’09 PROGNOSE 30 % 12 16 20 24 28 ’17 ’18 ’16 ’19 ’20 ’15 ’14 ’13 ’12 PROGNOSE 12 16 20 24 28 ’17 ’18 ’16 ’19 ’20 ’15 ’14 ’13 ’12 50 % Prognose & Eintrittswahrscheinlichkeit » Mario Draghis › Whatever it takes ‹ -Rede folgte 2012 eine höchst kurspflegende Notenbankpolitik. Folglich ging die Volatilität zurück und bewegte sich auch nicht mehr viel. Darunter litt der Fonds. « Keskin Gilbert, Amundi Die Volatilität blieb ab 2012 aus. Das hat zu Problemen für den Fonds geführt. Für 2020 gibt es eine kumulierte 80-prozentige Wahrscheinlichkeit auf deren Rückkehr mit entsprechendem Ertragspotenzial. Gerät der Markt ins Rutschen, profitiert der Amundi- Fonds. Dieser Fall ist seit 2012 selten eingetreten.

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