FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2019

Foto: © Landscape Patrick Kolb | Credit Suisse Asset Management „ Sicherheit ist ein Grundbedürfnis“ Patrick Kolb leitet das Thementeam bei Credit Suisse AM und managt den Fonds CS (Lux) Global Security Equity. Im Interview erklärt er, warum der Bereich Schutz und Sicherheit dauerhaft ein interessantes Anlagethema bleiben wird. M it Themenfonds kennt er sich schon lange gut aus: Patrick Kolb ist Senior Portfolio Manager und Leiter des Thementeams imAsset Management der Schweizer Großbank Credit Suisse in Zürich. Kolb ist auf den Industrie- und Technolo- giesektor spezialisiert und managt seit 2007 den Fonds CS (Lux) Global Security Equity, der ein Jahr zuvor aufgelegt wurde. Im Inter- view mit FONDS professionell erklärt er, wie sein Fonds investiert und wie er Aktien für das Portfolio auswählt. Herr Kolb, der CS (Lux) Global Secu- rity Equity legt in Unternehmen an, die im Bereich Sicherheit tätig sind. Was gehört bei diesem Thema alles dazu? Patrick Kolb: Das Bedürfnis nach Sicherheit ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Dem amerikanischen Psychologen Abraham Mas- low zufolge kommt es nach physiologischen Bedürfnissen wie Schlaf oder Nahrung an zweiter Stelle. Bevor wir den Fonds 2006 lanciert haben, haben wir uns natürlich über- legt, in welche Bereiche sich das Thema unterteilen lässt. Das war gar nicht so einfach, denn Menschen brauchen quasi rund um die Uhr Schutz und Sicherheit in sehr vielen Lebensbereichen. Wenn wir morgens Kaffee trinken, verlassen wir uns darauf, dass unser Wasser sauber ist. Wenn wir ins Auto steigen, gehen wir davon aus, dass die Bremsen funk- tionieren, obwohl Car-Hacking heute ein ernstes Thema ist. Kurz: Wir alle nutzen stän- dig Sicherheitsprodukte – ohne es zu merken. Für unseren Security-Fonds haben wir fünf Unterthemen identifiziert: IT-Sicherheit, Strafprävention, Verkehrssicherheit, Gesund- heitsvorsorge und Umweltschutz. Eine breite Aufstellung. Welche Unter- nehmen sind für Sie interessant? Für uns ist thematische Reinheit wichtig. Wir investieren nur in Unternehmen, die mindes- tens 50 Prozent ihres Umsatzes in der Sicher- heitsbranche erzielen. In der Transportsicher- heit zum Beispiel ist die Anzahl solcher „Pure Player“ eher gering. AmAnfang wollten wir jedes Unterthema eigentlich mit 20 Prozent gewichten. Wir haben die IT-Sicherheit dann jedoch auf 25 Prozent gesetzt und die Trans- portsicherheit auf 15 Prozent reduziert. Es ist schließlich entscheidend, immer genügend Investmentziele zu haben. Bei manchen Nischenfonds könnte ge- nau das zum Problem werden. Zudem wird so mancher Trend vermutlich kurzfristiger Natur sein. Was sind die Treiber hinter den Themen Schutz und Sicherheit? Wir sehen drei langfristige Treiber für Unter- nehmen im Sektor Sicherheit und Schutz. Das sind zum einen das Wachstum der Welt- bevölkerung und die Massenmigration. Diese Faktoren führen dazu, dass Regierungen Per- sonen-, Waren- und Kapitalströme verstärkt kontrollieren und sich um eine effiziente Ver- brechensbekämpfung bemühen. Zum anderen ist natürlich die fortschreitende Digitalisie- rung ein Treiber. Und nicht zuletzt haben wir eine immer strengere Regulierung, etwa in den Bereichen Gesundheit, Lebensmittel oder Wasser. Es werden hohe neue Qualitäts- standards etabliert. Wir suchen für unseren Fonds zum Beispiel Unternehmen, die ent- sprechende Zertifizierungen vornehmen. Können Sie einige Beispiele für Invest- ments nennen, die aktuell im Portfolio vertreten sind? Gern, das US-Unternehmen Thermo Fisher etwa stellt Instrumente für die Kontrolle von Luft-, Boden- und Wasserqualität her, auch Sprengstoffdetektoren und Geigerzähler. Die US-schweizerische Unternehmensgruppe Mettler-Toledo aus Ohio entwickelt Präzi- sionswaagen, mit denen sich etwa über das Gewicht von Tabletten prüfen lässt, ob even- tuell ein Wirkstoff überdosiert wurde. Sie se- hen, diese Firmen sind absolute Experten in ihrem Geschäftsfeld. Genau das gefällt uns, in solche Unternehmen investieren wir gern. Wie wählen Sie die Titel aus? Wir sind in erster Linie an inhabergeführten Unternehmen interessiert. Zudem wollen wir in Firmen investieren, die in ihrer Sparte wirklich die besten Produkte haben. Für echte Qualität sind Kunden auch bereit, mehr Geld auszugeben. Natürlich nehmen wir eine klas- sische Bilanz- und Cashflow-Analyse vor und erstellen eine Erfolgsrechnung. Nicht zuletzt analysieren wir das Wettbewerbsum- feld. Titel, bei denen alles passt, werden mit 1,5 bis zwei Prozent gewichtet. Wenn hinter einem dieser vier Punkte ein Fragezeichen steht, gewichten wir diese Aktie mit 0,5 bis einem Prozent. Und wenn zwei der vier Aspekte nicht befriedigend beantwortet werden können, dann investieren wir nicht. Und wann verkaufen Sie eine Aktie? Auf jeden Fall dann, wenn wir erkennen, dass eine neue Technologie eine bestehende substituieren wird. Das ist ein immer ein Verkaufsgrund. ANDREA MARTENS | FP Patrick Kolb, Credit Suisse: „Wir alle konsumieren Sicherheitsprodukte, ohne es zu bemerken.“ 82 www.fondsprofessionell.at | 2/2019 markt & strategie I nischenfonds

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