FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2019

stark mit dem Kundenvolumen, bestehend aus Einlagen und Krediten. Auf dieser Basis wur- den der Marktanteil in Österreich errechnet und die Jahre 2014 und 2017 verglichen. Um echte Vergleiche anstellen zu können, hat Fuchs rückwirkend die Fusionsbanken bis 2014 mit allen Bilanzdaten als gemeinsame Bank simuliert, so können fast alle gängigen Bilanzkennziffern vor und nach den Fusionen verglichen werden. Zu guter Letzt wurde ver- sucht, durch eine Reihung der ausgewogen ge- wichteten Kriterien die am besten gelungenen Fusionen zu finden (siehe Tabelle). Aus Fuchs’ Sicht lässt sich aus dem Ergebnis je- denfalls herauslesen, dass die ursprünglich er- warteten Synergieeffekte bis dato kaum einge- treten sind. „Viele Banken haben Kunden ver- loren. Es zeigen sich im Bereich der Marktan- teile teils deutliche Verluste, allerdings konnte der Ertrag bei vielen auch stark verbessert wer- den. Fällt ein Institut im Bereich der Bilanz- summe zurück und der Ertrag bleibt gleich, dann sieht das am Papier natürlich besser aus. Viele Banken haben den aus meiner Sicht verfolgten Zweck jedoch nicht er- reicht, da sie Kunden verloren haben. Da stellt sich die Frage: Was ist besser – Kunden zu verlieren oder den Ertrag zu steigern?“ Synergieeffekte Die Banken selbst sehen das Ergeb- nis der Analyse freilich nicht ganz so kritisch. Otto Prantl, Vorstand der Raiffeisen-Regionalbank Schwaz, die in der Reihung auf Platz 35 liegt, er- klärt etwa: „Die Raiffeisen-Regional- bank Schwaz konnte die Kundenvolu- men in den ersten Jahren nach der Fu- sion stark steigern, mit leichter Korrek- tur 2017. Das geht aus der Gesamtübersicht 2014 bis 2017 der Fusionsanalyse nicht so klar hervor, diese Details sieht man allerdings in den inkludierten Jahresdaten mit Aufglie- derungen der einzelnen Bilanzpositionen.“ Al- lerdings gibt auch Prantl zu, dass die noch un- terdurchschnittlichen Ertragskennziffern zei- gen, dass mögliche Synergieeffekte zugunsten guter Kundenkonditionen noch nicht voll aus- geschöpft wurden. „Wir gehen davon aus, dass wir in der nächsten Fusionsanalyse (2018) daher eine noch bessere Position erzie- len werden“, ist der Bankvorstand überzeugt. Auch bei der auf Rang 38 liegenden Raiff- eisen Regionalbank Achensee, die aus dem Zusammenschluss von drei Raiffeisenbanken entstanden ist, zeigt man sich trotz des Ana- lyseergebnisses zufrieden mit der Fusion. So erklärt Vorstand Andreas Troppmair: „Die Grundlage unserer Fusion bildete die Tat- sache, dass unsere Zukunft nicht mehr auf lokaler, sondern auf regionaler Ebene besteht. Die wesentliche Änderung betrifft in erster Linie die Anpassung der Organisation im Bereich Backoffice. Die Erfüllung der über- bordenden regulatorischen Vorschriften ist nach dem Zusammenschluss wesentlich effi- zienter. Die klare Trennung zwischen Markt und Abwicklung konnte vollzogen werden. Die Marktbetreuung hat sich dadurch quali- tativ gesteigert. Die Wahrnehmung und Akzeptanz als Regionalbank hat unsere Er- wartungen übertroffen.“ Top-Platzierung Auf Rang eins im Ranking liegt übrigens die Raiffeisenbank Kitzbühel – St. Johann, die aus der Fusion der Raiffeisenbank Kitzbühel mit der Raiffeisen Regionalbank Fieberbrunn – St. Johann entstanden ist. Dort konnte man offensichtlich von der Fusion deutlicher pro- fitieren, die Marktanteile konnten gehalten werden, und das Geschäftsvolumen wurde so- gar ausgebaut. „Synergieeffekte im Verwal- tungsbereich sind zum Teil bereits eingetreten und werden auch weiterhin laufend wahrge- nommen. Mit unserem Raiffeisen Service Center konnten wir bereits im Vorfeld die Abwicklung im Verwal- tungsbereich optimieren. Da die bei- den Banken durch die bestehende Angliederung an das Raiffeisen Ser- vice Center bereits gleiche Abläufe im Verwaltungsbereich hatten, haben sich hier gerade in der Fusion erheb- liche Synergien ergeben. Dadurch hatten wir im Fusionsprozess die Möglichkeit, uns vor allem auf unsere Kunden zu konzentrieren, und waren im Kundengeschäft nicht durch die Fusion gehemmt“, beschreibt Vor- stand Heinz Hasslwanter die Situati- on. GEORG PANKL | FP Heinz Hasslwanter, RB Kitzbühel – St. Johann: „Synergie- effekte sind zum Teil bereits eingetreten.“ Otto Prantl, RB Schwaz: „Wir werden in der nächsten Fusionsanalyse eine bessere Position erzielen.“ Thomas Fuchs, fuchsanalysen: „Viele Banken haben den aus meiner Sicht verfolgten Zweck jedoch nicht erreicht.“ Zweigstellen Entwicklung der Filialanzahl im Bereich Genossenschaftsbanken Gab es im Jahr 2000 noch 3.610 Bankfilialen im Genossenschaftssektor, so waren es Ende 2018 nur noch 2.250. Quelle: OeNB 0 500 1.000 1.500 2.000 2018 2016 2014 2012 2010 2008 2006 2004 2002 2000 A Anzahl der Zweigstellen S Sparkassensektor Raiffeisensektor Volksbankensektor Z 221 www.fondsprofessionell.at | 2/2019

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