FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2019

Foto: © Marlene Fröhlich | LuxundLumen A lexander Schütz und Thomas Rieß lernten sich während eines Ferial- jobs in der Generalvertretung einer Fondsgesellschaft Ende der 1980er-Jahre kennen. Weil ihr damaliger Arbeitgeber die Kundenportfolios mit hauseigenen Fonds bestückte, erkannten sie, dass ob- jektives Fonds-Picking ein interessanteres Geschäftsmodell sein müsste. Ihr 1991 gegründetes Unternehmen C-Quadrat bot österreichischen Anlegern daher ab einem Mindestinvestment von 100.000 Schilling (rund 7.300 Euro) standardisierte Fonds- portfolios an. Die damals gestartete Er- folgsgeschichte dauert bis heute an, und mitt- lerweile verwaltet das Unternehmen neun Milliarden Euro. 2018 übernahm der chinesi- schen Mischkonzern HNA die Mehrheit der C-Quadrat-Aktien. Mitte Mai 2019 übernahm Schütz überraschend gemeinsam mit Vor- standsmitglied und Aktionär Cristobal Men- dez de Vigo wieder die Mehrheitsbeteiligung am Unternehmen. Im Gespräch erklärt der C-Quadrat-Gründer das Motiv für den Rück- kauf, warum er damals an die HNA verkauft hat, und seine Vision für die weitere Entwick- lung der Gesellschaft. Herr Schütz, die Übernahme Ihres Unternehmens durch die chinesische HNAGroup, die im Vorjahr abgeschlos- sen wurde, sorgte für einiges Aufsehen. Warum haben Sie sich nur knapp ein Jahr später dazu entschlossen, gemein- sam mit Cristobal Mendez de Vigo wie- der die Mehrheitsbeteiligung am Unter- nehmen zu übernehmen? Alexander Schütz: Die HNA Group hat im Rahmen der Neuausrichtung der globalen Strategie entschieden, sich künftig wieder auf das Kerngeschäft Luftfahrt und Logistik zu konzentrieren und sich von allen Beteiligun- gen zu trennen, die nicht in diesem Segment liegen. Für uns war es angesichts dieses Stra- tegiewechsels völlig klar, die Anteile wieder zurückzukaufen und unsere eigene globale Expansionsstrategie konsequent weiterzu- verfolgen. Neben Ihnen und Herrn Mendez de Vigo hat sich auch die in Hongkong ansässige Investmentgesellschaft Jebsen Group mit einem Minderheitsanteil am Unterneh- men beteiligt. Was verspricht man sich vom neuen Mitgesellschafter, und wie kam man auf die Jebsen Group? Die Jebsen Group ist ein beeindruckendes privates Familienunternehmen mit Sitz in Hongkong und Wurzeln in Europa. Sie ist ein Vetriebsunternehmen für rund 200 weltweit führende Produkte auf dem chinesischen Fest- land, Hongkong, Macau und Taiwan – ein idealer Partner für eine Expansion in dieser Region. Mein Mitaktionär Cristobal Mendez de Vigo ist Non-Executive Director in der Jebsen Group. Warum hat man damals überhaupt an die HNAGroup verkauft? Wir haben 1991 als Zwei-Mann-Unterneh- men in meinem Wohnzimmer begonnen und es in 26 Jahren geschafft, in mehr als 20 Län- dern aktiv zu sein. Heute werden unsere Pro- dukte und Dienstleistungen in ganz Europa vermarktet. Wenn man aber weiterdenkt und Europa nicht als Grenze des Universums sieht, dann erkennt man, dass für eine Expansion in Richtung Asien oder USA ein globaler Partner notwendig ist. Mein Gründungspartner Thomas Rieß und ich wollten die Expan- sion von C-Quadrat international fortset- zen und ohne großen Partner wäre das nur sehr schwer möglich gewesen. Über die HNA Group gab es wieder- holt auch sehr kritische beziehungs- weise negative Berichte. Thematisiert wurden dabei die hohe Verschuldung und eine undurchsichtige Eigentümer- struktur. Inwieweit war dies auch ein Grund, das Unternehmen wieder zu- rückzukaufen? HNA hat den Schuldenstand innerhalb der letzten Monate beträchtlich verringern kön- nen, und man darf nicht vergessen, dass den Außenständen werthaltige Assets gegenüber- standen. Einige Beteiligungen konnten unse- ren Informationen nach mit erheblichem Ge- winn veräußert werden. Die Berichterstattung war unserer Meinung nach organisiert, um dem Unternehmen zu schaden, und ist auch schon wieder stark abgeflaut. Unabhängig von manchen Begleitumständen war die Herein- nahme eines global tätigen Mehrheitsaktionärs daher sicher der richtige Schritt, weil wir begonnen haben, über die Grenzen Europas hinauszusehen. Wir haben heute Kontakte zu Unternehmen, potenziellen Kunden und Investoren, die wir ohne diesen Schritt nicht kennengelernt hätten. Aber selbstverständlich war die Berichterstattung rund um die HNA manchmal eine Herausforderung für uns. Wie hat sich das verwaltete Vermögen von C-Quadrat und der einzelnen Asset- Management-Töchter seit der Übernah- me entwickelt? Innerhalb der letzten zwei Jahre konnten wir unsere verwalteten Assets von sechs auf neun Milliarden Euro steigern. Dieser 50-prozentige Zuwachs ist nicht ausschließlich, aber auch auf die HNA zurückzuführen. Wir haben einige große Spezialmandate gewonnen, das Geschäft mit Bestandskunden ausgebaut und „Wir wollen die Expansion » Innerhalb der letzten zwei Jahre konnten wir unsere verwalteten Assets von sechs auf neun Milliarden Euro steigern. « Alexander Schütz, C-Quadrat Alexander Schütz gründete gemeinsam mit Thomas Rieß im Jahr 1991 C-Quadrat . Mitte Mai 2019 übernahm er wieder die Mehrheit des Unternehmens von der chinesischen HNA Group. Im Interview erklärt der Firmengründer und CEO, warum er sein Unternehmen zurückgekauft hat und wie er die Zukunft von C-Quadrat sieht. vertrieb & praxis I alexander schütz | c-quadrat 202 www.fondsprofessionell.at | 2/2019

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