FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2019

Foto: © BMNT//Paul Gruber B eim Versuch, bewusst zu konsumieren, stößt man als Verbraucher auf das Pro- blem, dass die Beurteilung der Nach- haltigkeit einzelner Produkte keine einfache Aufgabe ist. Das hat man im österreichischen Umweltministerium bereits in den 1980er- Jahren erkannt und 1990 ein Gütesiegel ent- wickelt, das es ermöglichen soll, ökologisch fundierte Kaufentscheidungen zu treffen: das Umweltzeichen. Als erste Produkte wurden 1991 einige Büroartikel zertifiziert, mittler- weile tragen mehr als 4.400 Produkte und mehr als 500 Unternehmen das Siegel. Um Träger zu werden, muss sich der Hersteller oder Anbieter um eine Lizenz bewerben. Die Kosten für die Nutzung des Umweltzeichens richten sich nach dem Umsatz des Unterneh- mens – ab einer Grenze von 3,6 Millionen Euro fällt eine jährliche Zeichennutzungs- gebühr von 2.560 Euro an. Seit 2004 können sich auch Finanzprodukte wie Investmentfonds mit dem von Friedens- reich Hundertwasser entworfenen Logo schmücken, wobei das Umweltzeichen – an- ders als in einigen anderen Branchen – im Fi- nanzbereich nur für Produkte, nicht aber für Unternehmen vergeben wird. Dabei wurde das Gütesiegel im Lauf der Zeit auch dahin- gehend weiterentwickelt, dass es heute nicht mehr nur ökologische Aspekte berücksichtigt. Wenn heute bei Finanzprodukten von „Nach- haltigkeit“ die Rede ist, sind stets auch ethi- sche und soziale Kriterien gemeint – dem wurde Rechnung getragen. Ausschluss-/Auswahlkriterien Um das Umweltzeichen für nachhaltige Finanzprodukte zu erhalten, genügt es nicht, ein paar Ausschlusskriterien zu erfüllen. Der Katalog an Anforderungen, die an Fonds oder ähnliche Produkte gestellt werden, ist äußerst umfangreich und umfasst eine Vielzahl von Themen. Selbstverständlich sind bei Unter- nehmensanleihen unter anderem Emittenten tabu, die in den Bereichen Rüstung, Gentech- nik, Atomkraft sowie in der Förderung fossiler Brennstoffe durch Fracking tätig sind. Neben diesen Geschäftsfeldern muss auch sicherge- stellt sein, dass im Zuge der Investments we- der gegen die Menschenrechte noch gegen in- ternationale Arbeitsstandards (definiert von den Vereinten Nationen) verstoßen wird. Bei Staatsanleihen kommen Ausschlusskriterien wie die Anwendung der Todesstrafe, hohe Mi- litärbudgets und die Nichtbeachtung von Grundrechten wie demokratische Mitbestim- mung und die Einhaltung von Menschenrech- ten hinzu. Angesichts der Strenge der Anfor- derungen können ausschließlich Produkte mit dem Umweltzeichen versehen werden, die bewusst als Nachhaltigkeitsfonds konzipiert sind. Aber selbst in dieser Produktkategorie können zu lockere Anlagerichtlinien dazu führen, dass keine Zertifizierung erfolgt. Nachvollziehbar wird dies am Beispiel von Best-in-Class-Ansätzen. Bei diesem Prinzip muss ein Fondsmanager innerhalb einer – Das Umweltzeichen gibt es seit 2004 auch für nachhaltige Finanzprodukte. Was steckt hinter diesem staatlichen Gütesiegel? Im Zeichen der Nachhaltigkeit Das Umweltzeichen wird von Bundesministerin Elisabeth Köstinger übergeben, hier an Cyrill Zimmermann von Bellevue Asset Management. Das Logo des Umweltzeichens wurde von Friedensreich Hundertwasser entworfen. 8,2 Milliarden Euro in Nachhaltigkeitsfonds Bereits 15 der insgesamt 17 österreichischen Fonds- anbieter haben in ihrem Programm auch Nachhaltigkeits- fonds. Per Ende 2018 verwalteten Österreichs Invest- mentgesellschaften in diesen Produkten rund 8,2 Mil- liarden Euro, wobei sich dieses Volumen auf 90 nach- haltige Publikumsfonds verteilte. Gemessen an den Ver- gleichszahlen des Jahres 2017, entsprach dies einem Anstieg um rund 700 Millionen Euro beziehungsweise 9,4 Prozent. Das ist insofern bemerkenswert, als das Wachstum in diesem Segment mehr als überdurch- schnittlich verlief. Im selben Zeitraum verringerte sich nämlich das insgesamt verwaltete Vermögen aller inlän- dischen Publikumsfonds um 8,7 Prozent auf 82,2 Milli- arden Euro. Der extrem positive Trend im Nachhaltigkeits- segment hielt damit auch im äußerst schwierigen Bör- senjahr 2018 an. Besonders auffällig ist die Tatsache, dass das Thema nun auch im Privatkundengeschäft im- mer mehr an Dynamik gewinnt. Während in den Jahren davor primär institutionelle Anleger nachhaltige Produkte wollten – vielfach weil ihre Investmentrichtlinien das vor- geben, steigt in jüngerer Zeit auch das Interesse des Re- tailpublikums. Der Marktanteil nachhaltiger Publikums- fonds erreichte im Jahr 2018 erstmals die Schwelle von zehn Prozent des Gesamtvolumens. Fonds mit Umweltzeichen Zertifizierte KAG Produkte Erste Asset Management 12 Raiffeisen KAG 10 Bank J. Safra Sarasin 8 Fisch Asset Management 8 Security KAG 8 Amundi Austria 7 Fair-Finance AM 6 Gutmann KAG 6 3 Banken-Generali Inv. 5 Kepler-Fonds 5 198 www.fondsprofessionell.at | 2/2019 vertrieb & praxis I umweltzeichen

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