FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2019

Ö sterreichs Sparer nehmen Jahr für Jahr horrende Verluste bei ihrem Geldver- mögen in Kauf. Das mag für Fachleu- te keine neue Erkenntnis sein, die Ökonomen der Bank Austria haben jetzt aber ausgerech- net, wie hoch die realen Verluste bei Einlagen wie etwa Sparbüchern oder Sparkonten tat- sächlich sind. Betroffen ist davon derzeit rund die Hälfte des Geldvermögens, das kaum ver- zinst auf Konten beziehungsweise in Form kurzfristiger Einlagen keine Erträge abwirft. Gemäß diesen Berechnungen schrumpfte das Geldvermögen der Anleger aufgrund des Kaufkraftverlustes allein im Jahr 2018 um fünf Milliarden Euro. In den Jahren 2012 bis 2018 waren es im Schnitt 2,9 Milliarden Euro – und das Jahr für Jahr. Das ist umso bedauerlicher, als es durchaus Alternativen gäbe. Allein die heimischen Fondsgesellschaften bie- ten eine umfangreiche Produktpalette an, mit denen sich das Problem lösen lässt – ohne extreme Risiken in Kauf nehmen zu müssen. Dennoch scheinen viele Sparer keine Ahnung von den Möglichkeiten zu haben, die ihnen die Fondswelt bietet, obwohl die Vereinigung der Österreichischen In- vestmentfondsgesell- schaften (VÖIG) und die Vereinigung der Auslän- dischen Investmentge- sellschaften (VAIÖ) seit Jahren informieren und aufklären. Am Welt- fondstag, dem 19. April, setzen sie seit nunmehr sieben Jahren einen be- sonderen Informations- schwerpunkt. Die Mitglieder der Fondsverbände nutzen den Tag, um den „Fonds“ in den Mittelpunkt zu stellen. Die Bank Austria stellte dafür 100 Veranlagungsexperten bereit, um interessierte Kunden in das Thema einzuführen, wobei man betont, dass „für die Unicredit Bank Austria und ihren Fondspartner Amundi das Thema selbstverständlich ganzjährig im Vor- dergrund steht“. Die Linzer VKB-Bank ver- suchte Neu- und Fondskunden zu motivieren, indem sie anbot, ein Jahr lang auf Depotge- bühren zu verzichten. Verknüpft wurde dieses Angebot mit einem Wissenstest, bei dem mit etwas Glück 1.000 Euro zu gewinnen waren. Die Erste Asset Management nutzte den Tag, um über ihren „s Fonds Plan“ zu infor- mieren. Der Folder „Schrittweise veranlagen mit dem s Fonds Plan“ versucht das Fonds- konzept auch absoluten Neulingen näher- zubringen (siehe Kasten nächste Seite). Mit dem Informationspaket will die Investment- gesellschaft Sparern bei der Ermittlung ihres Anlagebedarfs beziehungsweise bei der Wahl der richtigen Produkte helfen. Unterstützt wird dieser Aufklärungsprozess durch Videos, Rechenbeispiele und Hintergrundinforma- tionen zum Thema. Lagebericht von den Verbänden Auch auf Verbandsebene versuchen VÖIG und VAIÖ, die Hemmschwelle potenzieller Fondskäufer zu senken. Die Fondsverbände leisten anläss- lich des Weltfondstages am Point of Sale Unterstützung für den Fondsvertrieb, betonte VAIÖ-Generalsekretär Berndt May, parallel dazu nutzt man aber auch das Internet für die dringend benötigte Aufklä- rungsarbeit. Auf der Website www.investieren-in-fonds.at finden Sparer ein Infor- mationsvideo und eine 24-seitige Broschüre, die unter anderem The- men wie Fondskosten, Rechtssicherheit und Risiken anschaulich erklären. Wie wenig viele Österreicher auch im Jahr 2019 über Investment- fonds wissen, er- kennt man daran, Die Vorstände der in- und ausländi- schen Fonds- verbände VÖIG und VAIÖ: Heinz Bednar (links) und Berndt May (rechts). Foto: © Günter Menzl, Jens Braune Österreichs Verbände und Banken nutzten den Weltfondstag einmal mehr dazu, das Produkt „Fonds“ ins Rampenlicht zu stellen. Gemeinsame Initiative Was ist der Weltfondstag – und warum der 19. April? Der Weltfondstag wurde im Jahr 2012 in Deutschland vom dortigen Fondsverband BVI ins Leben gerufen. Die heimischen Verbände Vereinigung österreichischer Invest- mentgesellschaften (VÖIG) und die Vereinigung ausländi- scher Investmentgesellschaften in Österreich (VAIÖ) haben ein Jahr später beschlossen, sich dieser Initiative anzu- schließen. Das Datum wurde gewählt, weil am 19. April 1744 der Amsterdamer Kaufmann Abraham van Ketwich geboren wurde. Er brachte im Jahr 1774, kurz nachdem eine schwere Finanzkrise weite Teil Europas erschüttert hatte, erstmals eine größere Zahl von Anlegern zusammen, um gemeinsam zu investieren. Er gilt daher als Vater des Investmentfondsgedankens. Die Anleger investierten damals in eine Art Fonds namens „Eendragt Maakt Magt“, zu Deutsch: „Einigkeit macht stark“. Dieser Fonds inves- tierte dann in Anleihen verschiedener Regierungen, in Ban- ken sowie in Kredite in Westindien. Die Anteilseigner erhielten eine jährliche Ausschüttung von vier Prozent. Van Ketwich erkannte, dass ein breit diversifiziertes Portfolio vor allzu großen Verlusten schützt. Dieses Prinzip liegt allen Investmentfonds zugrunde. 192 www.fondsprofessionell.at | 2/2019 vertrieb & praxis I weltfondstag

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