FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2019

Foto: © Günter Menzl, Christoph Kerschbaum | ISHOOTPEOPLE.AT W enn man als Finanzberater alle Re- geln und Vorschriften von Mifid II, IDD, DSGVO und Co. korrekt ein- hält, bleibt nicht mehr viel Zeit für die eigent- liche Arbeit. Wenn man sich dann neben der Beratung der Bestandskunden auch noch auf die Suche nach Neukunden machen muss, stellt man sich früher oder später die Frage, ob sich das alles überhaupt noch lohnt. Und seit einigen Jahren gelangen die Berater im- mer häufiger zu dem Schluss, dass die Antwort darauf „Nein“ lautet. Das bestätigten auch die jüngsten Zahlen der aktuellen FMA-Statistik. Die Behörde erfasst darin alle Bera- ter, die unter Haftungsdächern arbeiten, sei es als vertraglich gebun- dene Vermittler (vgV) oder als Wert- papiervermittler (WPV). Und diese Liste wurde im Jahresvergleich neu- erlich um 242 Namen kürzer, was ei- nem Rückgang von etwas über acht Prozent entspricht. Die Statistik of- fenbart auch, dass sich dieser Rück- gang nicht gleichmäßig über alle Haftungsdächer verteilt. Obwohl die FMA seit dem Jahr 2016 nicht mehr die exakten Zahlen der angeschlossenen Ver- triebspartner pro Haftungsdach veröffentlicht, sondern nur noch eine Bandbreite ausgewie- sen wird (siehe Tabelle), lässt sich trotzdem erkennen, wer von den Abgängen besonders betroffen ist. Nicht in allen Fällen dürfte die Regulierung die Alleinschuld am Berater- schwund tragen. Ins Auge fällt bei einem Blick auf die Tabelle sofort die Bawag PSK: 2016 hatte das Institut noch mehr als 200 an- geschlossene vertraglich gebundene Vermitt- ler, heute liegt man nur noch im Bereich von über 50. Die Bank hatte bekanntlich im Jahr 2010 damit begonnen, aus ehemaligen Post- ämtern Bawag-Filialen zu machen und dort sogenannte Postfinanzberater als vgVs ange- bunden. Der massive Rückgang an vgVs ist also mit der Auflösung des Deals zwischen Post und Bawag zu erklären. Beim Bank Austria Finanzservice (BAF) zeigt sich in diesem Bereich ebenfalls ein Rückgang: Lag man vor einem Jahr noch in der Bandbreite von über 200 vgVs, so finden sich aktuell nur noch etwas mehr als 100. Laut BAF-Geschäftsführer Siegfried Prietl hielten sich die Veränderungen dabei aller- dings in Grenzen: „Man hat natürlich eine normale Fluktuation. Wenn jemand geht, dann liegt das in der Regel daran, dass der Berater kein Wertpapiergeschäft mehr machen möch- te.“ Etwas anders gelagert ist die Situation bei der Linzer Partner Bank, bei der sich ebenfalls ein Rückgang der Beraterzahl zeigt. Das Institut hatte 2017 noch mehr als 100 vgVs angebunden, jetzt sind es nur noch knapp über 50 Berater. Nach der Insolvenz des Grazer Finanzvertriebs Ertrag & Sicherheit im Jahr 2016 konnte die Bank mit „Vion“ eine der neu entstandenen Vertriebsstrukturen für sich gewinnen. Innerhalb kurzer Zeit konnte man so an die 60 Vion-Vermögensberater als vgVs anbinden, was einen deutlichen Wachstums- schub am hart umkämpften österreichischen Markt brachte. Anfang des Jahres wurde allerdings bekannt, dass sich ei- nige Vion-Berater rund um Philipp Hochstrasser mit dem neuen Vertrieb „Feel-Finance“ selbstständig machen wollen (siehe Ausgabe 1/2019). Nicht zuletzt diese Entwicklung dürfte bei der Partner Bank zu einem Rückgang der vgVs geführt haben. Wertpapiervermittler Eine Aufwärtstendenz zeigt sich interessanterweise bei einigen Haf- tungsdächern im Bereich der Wertpa- piervermittler. Gleich drei Unterneh- men konnten sich hier im Vergleich zu 2017 verbessern und in die nächst- Die aktuellen FMA-Zahlen zeigen neuerlich einen Rückgang an Vermögens- beratern. Nicht alle Vertriebe sind davon allerdings gleichermaßen betroffen. Down sizing Seit diesem Jahr müssen sich alle gewerblichen Vermögensberater verpflichtend weiterbilden, bisher mussten dies nur Wertpapiervermittler (WPV). Die Vorteile des WPV könnten somit wieder in den Fokus der Berater rücken. Entwicklung der Berateranzahl Während die von der FMA erhobenen Zahlen deutlich zurückgegangen sind, zeigt sich bei den Daten der Wirtschaftskammer-Mitgliederstatistik kein massiver Rückgang. Quelle: FMA, WK 0 2.000 4.000 6.000 8.000 10.000 2018 2017 2016 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 FMA-Zahlen gesamt Vermögensberater + WPV WK-Zahlen 176 www.fondsprofessionell.at | 2/2019 vertrieb & praxis I wer tpapierfirmen

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=