FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2019

Foto: © BillionPhotos.com | stock.adobe.com D ie Umsetzung der IDD-Vorgaben be- reitete in den vergangenen Monaten vielen Versicherungsvermittlern Kopf- zerbrechen, denn in der Praxis erzielt die EU- Richtlinie keineswegs nur die angestrebten positiven Effekte. Agenten, Makler und Ver- mögensberater berichten vor allem von einem Problem der Überinformation. Abschlüsse selbst einfacher Sachversicherungen verur- sachen enorme Papierberge. Es geht nicht da- rum, all die benötigten Unterlagen vorzulegen und nötigenfalls unterschreiben zu lassen, im Anschluss müssen sie auch jahrelang so archi- viert werden, dass sie bei Überprüfungen durch Behörden oder in Streitfällen mit den Kunden jederzeit zur Verfügung stehen. Die einzige Möglichkeit, dieser Administrations- flut Herr zu werden, sind spezielle IT-Lösun- gen. Für Einzelkämpfer und kleinere Unter- nehmen sind die entsprechenden Programme aber oftmals zu teuer. Für immer mehr Ver- mittler besteht der einzige Ausweg aus dieser Situation in einer Anbindung an größere Ver- einigungen oder Strukturen (siehe Tabelle ab Seite 168). Selbst für die großen Netzwerke ist es nicht einfach, alle notwendigen IDD- Vorgaben umzusetzen. EFM-Chef Josef Graf, der 92 Unternehmen angeschlossen hat, er- klärt dazu: „Prozess- und formulartechnisch war es ein großer Aufwand, weil alles zu über- arbeiten war. Notwendig war auch ein gewis- ses Nachjustieren im Bereich Compliance.“ Bei der Interessengemeinschaft österreichi- scher Versicherungsmakler (IGVAustria), der sich bereits 144 Mitgliedsbetriebe angeschlos- sen haben, stellt man seit Umsetzung der IDD-Richtlinie fest, dass der Markt spürbar in Bewegung geraten ist. IGV-Präsident Anton Brenninger beschreibt seine Wahrnehmung so: „Wir nehmen vor allem ein Hinterfragen der eigenen Geschäftsprozesse wahr. Dies bewirkt auch eine signifikante Zunahme des Interesses an IT-Prozessen und mehr elektro- nischer Datenverarbeitung.“ Zukunft für Einzelkämpfer? Langjährig erfahrene Fachleute wie Marcel Mittendorfer, Geschäftsführer der Arge Med, betonen, dass es für Einzelkämpfer schon bis- her sehr schwierig war, in einem kompetitiven Umfeld zu überleben. Mit den neuen regula- torischen Vorgaben sei es jetzt nahezu unmög- lich geworden. Mittendorfer: „Die Vorstel- lung, dass man als Einzelkämpfer marktkon- form, zeitgemäß und vorschriftsgemäß für Pri- vat- und Industrieversicherung in allen Spar- ten tätig sein könnte, war immer schon eher eine Illusion. Inzwischen kann man diese Ein- schätzung wohl nur mehr als Realitätsverleug- nung bezeichnen.“ Matthias Lindenhofer, Ge- schäftsführer von „Die Maklergruppe“, sieht die Situation ähnlich und wagt eine Prognose: „Wir denken, der Großteil der Einzelkämpfer wird in absehbarer Zeit vom Markt ver- schwinden. Die Situation der Versicherungs- makler ist unseres Erachtens derzeit vergleich- bar mit jener der Lebensmitteleinzelhändler in den 1980er-Jahren, die sich damals eben- falls aufgrund des immer härter werdenden Marktes in größeren Einheiten zu organisieren begannen. Einzelkämpfer werden nur noch bei entsprechender Spezialisierung Chancen haben.“ Klarer Trend Und sieht man sich die kürzlich imAuftrag des Österreichischen Versicherungsmakler- rings (ÖVM) durchgeführte Befragung durch das Marktforschungsinstitut Wissma an, geht der Trend entsprechend klar in Richtung Maklervereinigung. Gaben bei der Umfrage aus dem Jahr 2017 noch 39 Prozent der Befragten an, an eine Maklervereinigung an- geschlossen zu sein, so stieg diese Zahl 2019 bereits auf 45 Prozent. Und Mittendorfer bestätigt: „Die Ausrichtung von Projekten geht ganz stark in Richtung gemeinsamer Lösungen – vor allem für die neuen IDD- Vorgaben. Spezialisierung ist hier der Schlüs- sel, anders sind IDD-Prozesse nicht mehr effizient darstellbar.“ Auf die Frage der ÖVM-Untersuchung, wie wahrscheinlich es sei, dass sie im nächs- ten Jahr einer Maklervereinigung beitreten werden, antworteten immerhin 24 Prozent der Umfrageteilnehmer, dass sie dies tendenziell ins Auge fassen. All jene, die sich derzeit im Entscheidungsprozess befinden und über- legen, ob das eigene Geschäftsmodell noch zukunftsfähig ist, finden auf den kommenden Seiten eine Übersicht der möglichen Koope- rationspartner. AZIM EL-MORSI, GEORG PANKL | FP Der administrative Aufwand hat seit der Umsetzung von IDD massiv zugenommen und macht die Maklertätigkeit als Einzelkämpfer beinahe unmöglich. Lösungen für „Einzelkämpfer“ Durch die Regulierungsflut ist die Tätigkeit als Makler deutlich komplexer geworden. Neben einer Spezialisierung sehen viele Betroffene den Anschluss an eine Maklervereinigung als mögliche Lösung für die Zukunft. 166 www.fondsprofessionell.at | 2/2019 fonds & versicherung I ver trieb

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