FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2019

Foto: © Christoph Hemmerich B is 2001 war Christoph Bruns Seg- mentleiter Portfoliomanagement bei Union Investment, dann zog es ihn in die USA. 2005 lernte er die Aktien- fondsboutique Loys, damals mit Sitz im niedersächsischen Oldenburg, kennen. Seitdem managt Bruns von Chicago aus den Aktienfonds Loys Global, seit der Auflage im Februar 2006 außerdem den Mischfonds Loys Global MH. Er ist Mitglied des Vorstandes und Teilhaber. Bei einer Stippvisite in Köln nahm Bruns sich Zeit für ein Interview mit FONDS professionell. Herr Bruns, zum Auftakt eine ganz leichte Frage: Was verbirgt sich eigent- lich hinter dem Namen Loys? Christoph Bruns: Da gibt es eine ganze ein- fache Antwort: Heiko de Vries und Frank Trzewik, die bis heute Vorstandsmitglieder sind, haben die Aktienfondsboutique 1995 in Oldenburg gegründet. In der näheren Umge- bung gibt es einen Ort, der Loy heißt. Das hat den Gründern gefallen, sie haben dann noch den Buchstaben S angehängt – fertig, da war der Name. Sie sind 2005 zu den Oldenburgern ge- stoßen. Anfang 2006 wurde der Loys Global MH aufgelegt, den Sie seitdem managen. Im Herbst 2017 haben Sie den Mischfonds für neue Anleger geschlos- sen, imMärz dieses Jahres wieder geöff- net. Was waren die Gründe für diese Entscheidungen? Wir konnten 2017 erhebliche Mittelzuflüsse und eine gute Wertentwicklung verzeichnen. Im September hatte der Loys Global MH ein Volumen von etwa 100 Millionen Euro er- reicht und sich damit seit Jahresbeginn fast verdoppelt. Die Börse war stark gestiegen, die Bewertungen waren hoch, daher habe ich kei- ne passenden Investments mehr für den Fonds gefunden. Das Soft Closing war die Reaktion darauf. Ich finde es nur logisch, so zu arbei- ten. Inzwischen liegt ein Korrekturjahr hinter uns. Die gesunkenen Bewertungsniveaus an den Aktienmärkten bieten wieder zahlreiche Investitionschancen und erlauben uns, zusätz- liches Kapital zu allokieren. Also haben wir den Fonds seit März dieses Jahres für alle Anleger erneut geöffnet. Sie sprechen vom Korrekturjahr 2018. Noch vor einiger Zeit haben Sie die The- se vertreten, auf die Finanzkrise würde eine Jahrhunderthausse an der Börse folgen. Glauben Sie immer noch daran? Das tue ich. Die Hausse ist vor über zehn Jah- ren gestartet, genau gesagt am 9. März 2009. 2018 hatten wir eine Korrektur, die uns die Gelegenheit bot, gute Titel günstig zu kaufen. Wer in dieser Zeit den Mut dazu hatte, hat mit Aktien jetzt wirklich Freude. Der Loys Global MH zum Beispiel hat 2018 zwar kräftig ge- litten, obwohl er im Vergleich zum Markt deutlich konservativer aufgestellt ist. 19,9 Pro- zent haben wir verloren. Aber die Aktienzu- käufe sorgen dafür, dass wir 2019 eine sensa- tionelle Performance erzielen werden. Rund 21 Prozent hat der Fonds seit Jahresbeginn schon erreicht. So ist es eben an den Aktien- märkten: Mal haben wir Korrekturen, aber auf die Dauer wollen die Unternehmen wertvoller werden, und das schaffen sie auch. Aktien werden in den nächsten Jahrzehnten in etwa das Gleiche machen wie in den vergangenen 50 Jahren. Der Unterschied zum März 2009 ist aber, dass es damals noch einen Zins gab. Heute gibt es so gut wie keine Zinsen mehr, damit ist der Spread, der Abstand zwischen Aktien- und Anleihenrenditen, viel größer. Das kann die Aktienmärkte ja nur weiter treiben. So lange, bis die Notenbanken endlich erste Zinsschritte nach oben wagen. Das wird auf absehbare Zeit nicht passie- ren. Die Notenbanken sind heute die größten Gläubiger der Staaten, in den USA ebenso wie in Europa und in Japan. Sie steuern den Zinsmarkt, wie sie wollen. Wenn ich es richtig deute, dann haben sie realisiert, dass höhere Zinsen gar nicht möglich sind. Der Versuch der Amerika- ner, in die alte Normalität zurückzukehren, ist gescheitert. Warum wohl? Rechnen wir doch mal nach Adam Riese: Die USA haben rund 22 Billionen Dollar Schulden. Ein Prozent Zinserhöhung wären 220 Milliarden Dollar. Der Zins darf also gar nicht steigen. In Europa ist die Situation noch extremer. Schließlich lässt die Europäische Zentralbank oft genug verlauten, dass an Zinserhöhungen gar nicht zu denken ist. Mit Blick auf gewisse Länder weiß man auch, warum. Nein, für Zinsschritte nach oben gibt es keine Chance. Damit sind Aktien für die Altersvorsorge alternativlos. Das ist bei deutschen Anlegern bisher aber nicht angekommen. Leider, das ist ein riesiges Problem. Mitunter ist gar zu lesen, die Deutschen fühlten sich durch die Nullzinspolitik enteignet. Das ist na- türlich Unsinn. Bei einer Enteignung bestünde der Zwang, Eigentum abzugeben. Wer aber Geld auf einem Bankkonto hat, ist nicht ge- zwungen, es dort zu lassen. Jeder könnte bei- spielsweise in einen Aktienfonds investieren. Ob es nun an der Überalterung der Gesell- schaft liegt, auf ein geringes Bildungsniveau in Sachen Finanzen zurückzuführen ist oder in unserer Mentalität begründet liegt: Fakt ist, dass Deutschland durch die Fehlallokation in festverzinsliche Geldanlagen verglichen mit anderen Ländern in der Vermögensstatistik schlecht dasteht und weiter zurückfällt. Damit „Ich möchte nicht in die Value- » Ändern wir doch das Steuergesetz so, dass Verluste aus Aktiengeschäften mit anderen Einkunfts- arten verrechnet werden dürfen. « Christoph Bruns, Loys Christoph Bruns managt bei der Investmentboutique Loys den Aktienfonds Loys Global und den Mischfonds Loys Global MH. Im Interview erklärt er, warum Aktiensparen für alternativlos ist und es in Deutschland gefördert werden sollte – und wie er Wertpapiere für seine Portfolios findet. markt & strategie I christoph bruns | loys 126 www.fondsprofessionell.at | 2/2019

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