FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2019

Nummer elf Städte und Gemeinden vor, die inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestaltet sein sollen. Das be- trifft die gesamte Stadtbevölkerung der Welt, heute also vier Milliarden Men- schen. Die Investitionen, die anfallen, um das Ziel wie vorgesehen bis 2030 zu er- reichen, schätzt etwa die Citigroup auf zwei Billionen US-Dollar pro Jahr. Die Kommunen allein können das nicht stem- men, daher muss der private Sektor ein- gebunden werden. Es ist noch nicht ganz klar, wann, wo und wie das genau passie- ren wird. Aber selbst wenn nur ein gerin- ger Prozentsatz aller notwendigen Pro- jekte umgesetzt wird, sind das immer noch Hunderte von Milliarden jährlich. Die Investmentchance ist also sehr groß. Wie haben Sie Ihren Fonds denn aufgestellt, um solche Chancen zu nutzen? Wir haben unser Portfolio in drei Kern- bereiche unterteilt, die wir „Building the City“, „Running the City“ und „Living in the City“ nennen. Unter „Building the City“ ordnen wir Unternehmen ein, die intelligente Gebäude bauen, in der Stadt- entwicklung tätig sind oder aber Finanz- lösungen, etwa Immobilienfinanzierun- gen, anbieten. Der Bereich „Running the City“ umfasst Firmen, die Infrastruktur entwickeln. Das können intelligente Stromnetze oder moderne Mobilitätslösungen sein. Und natürlich finden sich hier auch Anbieter von digitaler Infrastruktur, zum Bei- spiel Telekommunikationsfirmen, Netzwerk- ausrüster, Hersteller von Software oder digi- talen Zahlungssystemen. Für „Living in the City“ haben wir Unternehmen ausgewählt, deren Produkte das urbane Leben des 21. Jahrhunderts angenehm und praktisch ma- chen. Das können Anbieter von effizienten Arbeitsplatzmodellen sein, aber ebenso Fit- nesscenter, Restaurants und Lieferdienste. Haben Sie ein Investmentbeispiel? Nehmen wir etwas ganz Traditionelles aus dem Kernbereich „Building the City“: Fahr- stühle. Wir haben die Aktie des finnischen Herstellers Kone im Portfolio. Das Unterneh- men hat ein Aufzugsystem entwickelt, das komplett auf Seile verzichtet. Daher können Schächte so gestaltet werden, dass die Kabi- nen darin nicht nur vertikal, sondern auch horizontal fahren. Das wiederum ermöglicht, dass pro Schacht mehrere Kabinen gleich- zeitig zirkulieren. Wenn die Stadtbevölkerung weltweit zunimmt und immer mehr Hochhäu- ser gebaut werden, ist ein solches Fahrstuhl- system enorm vorteilhaft. Das Unternehmen wird vom Thema Smart City also profitieren. Und nach welchen Kriterien wählen Sie die Titel aus? Die thematische Reinheit ist für uns oberstes Gebot. Wir schauen uns nur Unternehmen an, die ihre Umsätze zu mindestens 50 Prozent in einem der genannten Kernbereiche erwirt- schaften. Für unser Investmentuniversum haben wir weltweit 250 Unternehmen identi- fiziert. Im Fonds haben wir immer zwischen 40 und 60 Titel, aktuell sind es 46. Da wir keine Benchmark haben, gehen wir von einer neutralen Startgewichtung aus, das bedeutet, theoretisch könnte jede Aktie mit rund zwei Prozent im Portfolio gewichtet sein. Da sehr volatile und wenig liquide Titel aber ausschei- den, reduziert sich die Anzahl. Bei den Titeln, die übrig bleiben, nehmen wir eine Bottom- up-Analyse vor, in die Geschäftsmodell, Ma- nagement und Bewertung einfließen. Schließ- lich lassen wir noch unseren ESG-Filter über das potenzielle Investment laufen, prüfen also, wie es das Unternehmen mit Governance und Umweltschutz hält. Nur wenn alles perfekt ist, kommt der Titel in den Smart-City-Fonds. Vielen Dank für das Gespräch. ANDREA MARTENS | FP smart und intelligent“ » Wir verstehen unter dem Begriff › Smart City ‹ eine Stadt, die darauf fokussiert ist, die Lebensqualität ihrer Bürger zu verbessern. « Ivo Weinöhrl, Pictet Asset Management 91 www.fondsprofessionell.at | 1/2019

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