FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2019

Foto: © Christoph Hemmerich B is August 2018 hat Ivo Weinöhrl den Fonds Pictet-High Dividend Selection gemanagt. Diesem hat der Schweizer Vermögensverwalter eine neue Strategie gegeben – und den entspre- chenden Namen dazu. Nun ist Weinöhrl für den Pictet-Smart City verantwortlich. Auf dem FONDS professionell KON- GRESS nahm er sich Zeit für ein Inter- view, in dem er erläutert, wie der Aktien- fonds investiert. Herr Weinöhrl, sei es Biotech, künst- liche Intelligenz oder Wasser: Pictet Asset Management ist für Themen- fonds bekannt. Wann ist ein Thema denn so vielversprechend, dass Ihr Haus einen Fonds darauf auflegt? Ivo Weinöhrl: Unsere Themenfonds ba- sieren alle auf einer Kombination aus mehre- ren sogenannten Megatrends. Dabei handelt es sich um Entwicklungen, die nicht kurz- fristiger Natur sind, sondern sich in die kom- menden Jahrzehnte hineinziehen werden. Das Copenhagen Institute for Futures Studies hat 14 Megatrends identifiziert. Damit wir einen Fonds auf ein Thema auflegen, muss es sich immer an einer Schnittstelle zwischen solchen großen Entwicklungen befinden. Nehmen wir zum Beispiel Wasser: Dieses Thema wird durch die Megatrends Nachhaltigkeit und Ressourcenknappheit getragen. Wir sind der Überzeugung, dass Themen zukunftsweisend sind, wenn sie von mehr als einer Mega-Ent- wicklung unterstützt werden. Seit August managen Sie den globalen Aktienfonds Pictet-Smart City, der in die Entwicklung moderner Städte investiert. Was genau ist denn eine „Smart City“? Wir verstehen unter dem Begriff eine Stadt, die darauf fokussiert ist, die Lebensqualität ihrer Bürger zu verbessern. Das hört sich zunächst schwammig an, man kann es aber konkretisieren. So hat die Beratungsgesell- schaft McKinsey untersucht, in welche Teil- bereiche sich Lebensqualität untergliedern lässt. In einer 2018 veröffentlichen Studie werden unter anderem ökonomische Aspekte, Umwelt- und Sicherheitsfaktoren, Ressour- cenverbrauch und Komfort aufgeführt. Die Experten haben zudem analysiert, mit wel- chen Konzepten sich Verbesserungen in den einzelnen Teilbereichen erzielen lassen. Hier ein Ergebnis: Mit automatisiertem Heizen und Kühlen von Gebäuden sowie intelligenten Energienetzen ließe sich der Wasserverbrauch in Städten um bis zu 30 Prozent verringern. Wird der Verkehr vernünftig gesteuert, sind Krankenwagen schneller an Ort und Stelle. Und das sind nur zwei Bereiche, in denen eine Smart City für mehr Lebensqualität sorgt. Dann schafft eine smarte Stadt im Grun- de Lösungen für Probleme, die sie zuvor selbst erzeugt hat? Sagen wir lieber: Die Stadt der Zukunft ist intelligent. Smarte Konzepte bereiten Städte auf Entwicklungen vor, deren Auswirkungen in zehn, vielleicht erst in 20 Jahren spürbar werden. Damit sind wir wieder bei den Megatrends. Der Pictet-Smart City wird von vier solcher Trends getragen, darunter Nach- haltigkeit, das Vordringen von Technologie in immer weitere Lebensbereiche und das Wirt- schaftswachstum. Bereits heute werden 80 Prozent des weltweiten Bruttoinlands- produkts in Städten erwirtschaftet. Das wird weiter zunehmen. Verantwortlich da- für ist die fortschreitende Urbanisierung. Diese ist für uns – als Subtrend der demo- grafischen Entwicklung – der wichtigste Megatrend, der den Fonds unterstützt. Dann sollten wir diesen Megatrend etwas genauer beleuchten. Gern: Heute leben weltweit 55 Prozent aller Menschen in Städten. Bis zum Jahr 2050 werden es 70 Prozent sein bei einer gleichzeitigen Zunahme der Weltbevöl- kerung von 7,5 auf zehn Milliarden Men- schen. Das heißt, wir haben einen doppel- ten Effekt, der dazu führt, dass Städte geradezu explodieren. Hinzu kommen demografische Veränderungen: Die Menschen leben nicht nur länger, sie heiraten auch spä- ter, bekommen weniger Kinder, neue Formen des Zusammenlebens entstehen. Durch diese Entwicklungen wird die Stadtbevölkerung in zehn bis 20 Jahren eine ganz andere Struktur haben als heute. Also muss man die Städte entsprechend anpassen. Wie könnte das aussehen? Da gibt es viele Ansatzpunkte. Nehmen wir zum Beispiel die durchschnittliche Größe von Haushalten. Da sie sinkt, werden wir in Zu- kunft einen viel höheren Bedarf an kleinen City-Wohnungen haben. Für Singles lohnt es sich auch weniger, selbst zu kochen, als für eine vierköpfige Familie. Deshalb werden mehr Restaurants oder Bestellservices benö- tigt. Die Überalterung macht zunehmend bar- rierefreie Wohnimmobilien und auch öffent- liche Gebäude erforderlich. All diese Faktoren werden in einer Smart City berücksichtigt, doch dafür sind Investitionen nötig. Lässt sich der Investitionsbedarf konkret beziffern? Von den 17 Zielen für nachhaltige Entwick- lung der Vereinten Nationen sieht das Ziel Ivo Weinöhrl managt bei Pictet Asset Management den ersten Fonds, der es Privatanlegern ermöglicht, in „smarte“ Städte von morgen zu investieren. Im Interview erklärt er, was eine Smart City eigentlich ist, wie er die Aktien für sein Portfolio auswählt – und was an horizontal fahrenden Aufzügen so spannend ist. „Die Stadt der Zukunft ist » Die Stadtbevölkerung wird in zehn bis 20 Jahren eine ganz andere Struktur haben als heute. Also muss man die Städte entsprechend anpassen. « Ivo Weinöhrl, Pictet Asset Management markt & strategie I ivo weinöhrl | pictet 90 www.fondsprofessionell.at | 1/2019

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