FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2019

Neben die eingangs erwähnten Komponenten Laufzeit, Bonität oder Währungsraum treten Faktoren wie die Unterscheidung in Senior- und Nachranganleihen oder Klauseln in den Bondbedingungen, die etwa eine vorzeitige Kündigung ermöglichen. Dies alles muss in einer Bewertung Berücksichtigung finden. Weiterhin unterscheiden sich die Akteure bei Bonds von denen imAktienmarkt. Wich- tige Rentenprotagonisten betrachten ihre Anlage nicht hinsichtlich Risiko und Rendite, sondern verfolgen völlig andere Ziele. „Zen- tralbanken etwa kaufen und verkaufen Anlei- hen, um die Wechselkurse zu stabilisieren und um die Geldmenge zu steuern“, führt Moore aus. Versicherungen und Pensionskassen wie- derum haben ihre künftigen Zahlungsver- pflichtungen im Blick. Der Bank für Inter- nationalen Zahlungsausgleich zufolge verfolgt rund die Hälfte der Akteure am Rentenmarkt eine Strategie, die nichts mit Rendite und Risiko im engeren Sinne zu tun hat. „Die Preisfindung an den Anleihenmärkten ist nicht so transparent und effizient wie bei Aktien“, resümiert Flossbach-Experte Lehmann. Zudem gelangt nur ein Bruchteil der Emis- sionen in einen Index – und damit in passive Portfolios. Herkömmliche Barometer nehmen meist nur Papiere mit einem Rating auf und stellen Anforderungen an Laufzeit und Emis- sionsvolumen. Nach Letzterem richtet sich die Gewichtung der meisten Marktbarometer. Der Verschuldungsgrad und nicht die Qualität entscheidet damit über den Anteil in der Benchmark. Diese Verzerrung nehmen viele Anleger in Kauf. „Die meisten Anleiheninves- toren orientieren sich an einem Index“, sagt Lutz Röhmeyer, Fondsmanager und Gründer der Berliner Boutique Capitulum Asset Ma- nagement. Fast die gesamte Nachfrage kapri- ziere sich auf Werte, die in der Benchmark vertreten seien. „Dabei finden sich abseits ausgetretener Pfade viele Chancen – ohne un- bedingt höhere Risiken eingehen zu müssen.“ Nur ein Rundungsfehler Schließlich spielen Neuemissionen im Ren- tenmarkt eine große Rolle. Das jährliche Emissionsvolumen beziffert sich auf rund 20 Prozent des gesamten Rentenmarktwerts. Bei Aktien machen neue Papiere nur ein Prozent der Marktkapitalisierung aus. Anlegern ver- schafft dies regelmäßig die Möglichkeit, Neu- emissionsprämien einzustreichen. „Somit kann sich eine aktive Präsenz am Emissions- markt für Anleihenanleger spürbar auf die Performance niederschlagen, während sie sich bei Aktien gerade einmal so stark auswirkt wie ein Rundungsfehler“, erläutert Pimco- Mann Moore. Wie wichtig es ist, den Finger am Puls des Marktes zu haben, beschreibt der ehemalige Deka-Manager Röhmeyer, der den erfolgrei- chen Schwellenländerfonds Weltzins-Invest lenkte. Er habe eine sehr seltene Neuemission in Tansania mit angestoßen – weil er über geraume Zeit Interesse bekundet hatte. „Wir haben ein globales Netzwerk mit den lokalen Banken und Brokern aufgebaut“, berichtet Röhmeyer. Sein Team beziehe Research direkt von diesen Akteuren vor Ort und erhal- te dadurch auch Zugang zu kleineren, lokalen Emissionen. „Große Fonds fassen solche Bonds meist gar nicht an.“ Zu komplexes Umfeld Aus all diesen Gründen haben sich die beiden Experten des Flossbach von Storch Research Institute bei ihrer Analyse nur auf flexible Fondsmanager konzentriert. „Ein weltweit anlegender Bondfondsmanager, der ohne Beschränkungen zwischen den Märkten wechseln kann, erhält dadurch signifikante Mehrertragschancen“, erläutert Lehmann. Zu- dem böten sich für einen flexiblen Manager durch die Entkopplung von Ratings weitere Vorteile. „Dies impliziert jedoch nicht zwin- gend, dass die Flexibilität eine nachhaltige Überrendite begünstigen muss.“ Ähnlich wie bei Aktienfonds würden auch manche Anleihefonds nur vermeintlich als aktiv gesteuert auftreten. „Tatsächlich weichen sie nur geringfügig von der Zusammenset- zung der Benchmark ab“, so der Ökonom. Für andere stelle die Marktkomplexität eine große Herausforderung dar, vielleicht eine zu große. „Auch im Rentenbereich ist die Suche nach fähigen Managern mit einer konsistenten Anlagestrategie essenziell“, folgert Lehmann. Genauso wie nicht jeder Autofahrer auch zum Piloten taugt. SEBASTIAN ERTINGER | FP Foto: © Marcus Becker | Flossbach von Storch Research Institute Kai Lehmann, Flossbach von Storch: „Auf die Überlegen- heit aktiver Fonds darf nicht blind gesetzt werden.“ Agnieszka Gehringer, Flossbach von Storch: „Die Erfolgs- quote ist wesentlich höher als im Aktienbereich.“ Anpassungsfähige Renditebringer Flexible Rentenfonds mit der höchsten Rendite über drei Jahre Laufende Monats- Name ISIN Volumen Kosten p. a. rendite* Capital Group Global High Income Opportunities LU0110450813 664,4 Mio. USD 1,66 % 0,70 % Morgan Stanley Global Fixed Income Opportunities LU0694238766 2.891,4 Mio. USD 1,24 % 0,66 % Hermes IM Multi Strategy Credit Fund IE00BKRCNP48 1.089,9 Mio. GBP 1,37 % 0,60 % Legg Mason Brandywine Global Income Optimiser IE00BBT3JP45 104,6 Mio. USD 1,39 % 0,55 % Kames Strategic Global Bond Fund IE00B296YR77 393,5 Mio. USD 1,36 % 0,52 % Amundi Oblig Internationales FR0010156604 914,3 Mio. EUR 1,06 % 0,48 % Amundi Bond Global Total Return LU1253539594 357,5 Mio. EUR 1,17 % 0,47 % Sortiert nach Monatsrendite | *Durchschnitt über 3 Jahre, Stand: November 2018 Quelle: Flossbach von Storch Research, Morningstar 88 www.fondsprofessionell.at | 1/2019 markt & strategie I anleihenfonds

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