FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2019

Foto: © fotomek | stock.adobe.com A utofahren ist einfach: Gas geben, nach links oder rechts lenken und im richti- gen Moment bremsen. Die Steuerung eines Flugzeugs gestaltet sich komplexer: Neben Richtung und Geschwindigkeit tritt die Höhe als weitere Dimension hinzu. Oft halten Piloten obendrein mit der Flugsicherung Funkkontakt, sie müssen also mehrere Ein- flüsse zugleich verarbeiten. Ganz ähnlich verhält es sich bei der Geldanlage in Ak- tien und Anleihen. Während Aktienkurse im Grunde nur die Richtung rauf oder runter kennen, spielen bei Renten deutlich mehr Kom- ponenten eine Rolle: Das Zusammenspiel aus Kurs, Kupon, Laufzeit sowie Bo- nität, Währung und allge- meinem Zinsniveau ist komplexer – eröffnet dem versierten Investor aber die Chance, sich abzusetzen. So untermauern zahlrei- che Studien mittlerweile den Ruf, dass es Managern von Aktienfonds auf Dauer nicht gelingt, ihre Vergleichsbarometer zu übertreffen. Das hat Folgen: Anleger stecken ihr Geld zunehmend in günstige bör- sengehandelte Indexfonds (ETFs). Diese Ent- wicklung schwappt auf das Feld der Anleihen über. Das weltweit in Renten-ETFs verwaltete Vermögen kletterte per Ende vergangenen Jahres auf fast 900 Milliarden Dollar – mög- licherweise zu Unrecht. Denn Untersuchun- gen zeichnen für den Bondbereich ein anderes Bild. Demnach gelingt es aktiven Managern hier sehr wohl, den Markt und somit die pas- sive Konkurrenz zu übertreffen. Damit wird in der Diskussion um aktives und passives In- vestieren ein weiteres Kapitel aufgeschlagen. Anleihen sind anders Dass die Karten bei Anleihen anders ge- mischt sind, zeigte etwa eine Analyse der Fondsgesellschaft Pimco aus dem Jahr 2017. Die Experten hatten dabei die Wertentwick- lung aktiv gesteuerter Portfolios mit der pas- siver Produkte wie Indexfonds und ETFs ver- glichen. Die Analysten stützten sich dabei auf in den USA vertriebene Fonds. Aufgelöste oder verschmolzene Portfolios bezogen sie mit ein. Über alle Kategorien hinweg schlu- gen über sieben Jahre 70 Prozent der aktiven Rentenmanager die passiven Wettbewerber. Bei einzelnen Kategorien waren es sogar noch deutlich mehr (siehe Grafik diese Seite). In die gleiche Richtung weist eine Studie des Flossbach von Storch Research Institute, die Ende 2018 erschien. Die Analysten Agnieszka Gehringer und Kai Lehmann konzentrierten sich bei ihrer Untersuchung auf Bondfonds, die keinerlei Beschränkungen in Bezug auf die Bonität, Laufzeit oder Ländern unterlie- gen. Demnach gelang es von Anfang 2006 bis Oktober 2018 mehr als der Hälfte der Manager flexibler Anleihenfonds, ihren Ver- gleichsindex zu übertreffen. „Die Erfolgsquote ist we- sentlich höher als imAktien- bereich“, hält Expertin Geh- ringer fest. In einer ähnli- chen Untersuchung für Ak- tienfonds hatten die Kölner eine Erfolgsquote von ledig- lich 28 Prozent ermittelt. Über den gesamten Zeit- raum gesehen erwirtschafte- ten die Manager im Schnitt eine Rendite von 2,6 Pro- zent per annum. Damit hol- ten sie einen knappen Vor- Aktienfondsmanager übertreffen auf Dauer nicht ihr Marktbarometer, lautet ein verbreitetes Mantra. Bei flexiblen Rentenportfolios sieht das anders aus. Besser befreit Gesprengte Ketten: Rentenfondsmanager, die bei der Anlagestrategie keinen Beschränkungen unterworfen sind, können tatsächlich ihre Vergleichsmaßstäbe übertreffen. Renten voraus Anteil aktiver Portfolios, die Indexfonds übertreffen Den Analysten von Pimco zufolge schlagen deutlich mehr Rentenmanager die passive Konkurrenz als ihre Aktienkollegen. Stand: April 2017 | Quelle: Pimco 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Alle Aktien- kategorien Hochzins- anleihen Anleihen mittlerer Laufzeit Anleihen kurzer Laufzeit Alle Anleihen- kategorien max. 87 % max. 43 % min. 47 % 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre 7 Jahre Zum Vergleich: Aktien 84 www.fondsprofessionell.at | 1/2019 markt & strategie I anleihenfonds

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