FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2019

Foto: © Günter Menzl D ie Übernahme der Unicredit- Fondstochter Pioneer Investments durch den französischen Riesen Amundi hat auch den österreichischen Markt bewegt. Die Nummer drei unter den heimischen Verwaltungsgesellschaf- ten heißt nun nicht mehr Pioneer Invest- ments Austria, sondern Amundi Austria. Und die hat hochfliegende Pläne. Werner Kretschmer, langdienender Pioneer-Mann und nun CEO der österreichischen Amundi-Tochter, erzählt im Gespräch mit FONDS professionell, wohin er sein Haus in Zukunft steuern will. Herr Dr. Kretschmer, 2016 wurde die geplante Übernahme von Pioneer durch Amundi bekannt. Eineinhalb Jahre spä- ter wurden die österreichischen Gesell- schaften verschmolzen. Was war die grö- ßere Herausforderung – die Abstim- mung mit dem Stammhaus in Paris oder mit den österreichischen Behörden? Werner Kretschmer: Der effektive Erwerb von Pioneer durch Amundi ist am 3. Juli 2017 er- folgt. Mit 1. Mai 2018 kam es zur rechtlichen Fusion der beiden Gesellschaften in Wien und im selben Monat noch zur Übersiedelung an einen gemeinsamen Standort. Wir haben von Anfang an als Amundi versucht, ganz schnell Kommunikationsstränge innerhalb des Unter- nehmens und zu den Kunden aufzubauen. Hier hat sich ein sehr großer Asset Manager gebildet. Das Ziel war, dass sich die Kollegen erstens sehr schnell gegenseitig kennenlernen und zweitens, dass das Kundenerlebnis ange- sichts der Fusion ein positives ist. Der Kunde sollte möglichst nichts mitbekommen von der Integration. Das ist uns gelungen. Das war eine tolle Leistung sowohl des österreichischen Teams als auch unserer Counterparts in Paris. Eine Bestätigung dafür ist auch der erneute Gewinn des FONDS professionell Service- Awards (siehe Kasten letzte Seite, Anm.). Ich bin stolz auf die Teamleistung. Sie haben die Kommunikation erwähnt. Man merkt bei Anfragen an Amundi immer, dass Paris die Vorgaben domi- niert. Den französischen Unternehmen wird ja bescheinigt, dass sie den natio- nalen Zentralismus auch in ihrer Unter- nehmensführung leben. Mussten sich da manche an eine andere Unternehmens- kultur gewöhnen? Gerade wenn es um eine Zusammenführung von Unternehmen geht, ist es wichtig, dass es eine zentrale Stelle gibt, die alles koordiniert. Für mich am wichtigsten ist, dass das Head- quarter in Paris auch alle nötigen lokalen Inputs bekommt. Wir haben von Anfang an auch gemischte Arbeitsgruppen gehabt, um uns möglichst schnell kennenzulernen. Dieser rege Austausch ist ein wichtiges Element unserer Kultur geworden. Was hat sich für das Pioneer-Team verändert? Pioneer war ein internationaler Asset Ma- nager und Amundi ist ein internationaler Asset Manager, aber die Nummer eins in Europa und weltweit unter den Top Ten. Es ist eine sehr positive Erfahrung, zur Champions League zu gehören. Der Inte- grationsprozess hat dazu geführt, dass wir im Sinne von Amundi ein Geschäftsmo- dell definiert haben. Die IT ist auf die ein- heitliche Amundi-Plattform gekommen, übri- gens in einer unheimlich kurzen Zeitspanne. Wir haben das Ende November 2018 abge- schlossen. Wichtig war bei der Integration, dass man die Spezifika des österreichischen Marktes und des Kundengeschäfts entspre- chend berücksichtigt. Können Sie diese Spezifika ausführen? Wenn man an das Publikumsfondgeschäft denkt, dann stehen wir vor der Situation, dass es ein privates Geldvermögen von etwa 660 Milliarden Euro gibt, wovon sich nach wie vor zirka 42 Prozent in Spareinlagen befinden und etwa zehn Prozent in Investmentfonds. Darüber hinaus findet im privaten Bereich die Vermögensbildung eher in Altersgruppen von 50- bis 60-plus statt, was zum Beispiel auf die Risikoeinstellung entsprechende Auswirkun- gen hat. Gleichzeitig hat das Publikum spe- zielle Interessen. Österreich gehört zu den Ländern, wo Nachhaltigkeit sehr früh ein Thema war. Das Marktvolumen liegt in die- sem Bereich bei rund 14,5 Milliarden Euro. Das sagt schon einiges. Auch die Bundesre- gierung hat sich dem Thema ja bereits ange- nommen. Das institutionelle Geschäft wiede- rum ist nicht nur von Veranlagungsbedürf- nissen der Kunden, sondern auch von spezi- fisch österreichischen Veranlagungsvorschrif- Österreich ist ein spezieller Markt, sagt Werner Kretschmer , CEO von Amundi Austria. Im Gespräch mit FONDS professionell erklärt er, warum. Nach der Verschmelzung mit Pioneer Austria gibt es noch einiges zu tun. Einige Austro-Fonds werden verschwinden, das Portfolio Management in Österreich bleibt aber. „Wir streben in Österreich » Es gibt ein privates Geldvermögen von etwa 660 Milliarden Euro, wovon sich zirka 42 Prozent in Sparein- lagen befinden und etwa zehn Prozent in Fonds. « Werner Kretschmer, Amundi DDr. Werner Kretschmer Geboren 1964, promovierter Jurist und Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler. Kretschmer startete seine Banklaufbahn im Jahr 1991 in der Wertpapierabtei- lung der Bank Austria. Er folgten mehrere Positionen außerhalb und innerhalb der Bank Austria (seit 2005 im Mehrheitsbesitz der Unicredit). Bis ins Jahr 2017 war er Österreich- und CEE-Chef bei der drittgrößten Fondsgesellschaft Pioneer Austria, einer Tochter der Unicredit. Nach der Übernahme von Pioneer durch Amundi leitet Kretschmer bei Amundi die Unterneh- mensgruppe in Mittel- und Osteuropa. vertrieb & praxis I werner kretschmer | amundi 192 www.fondsprofessionell.at | 1/2019

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