FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2019

Foto: © GMF, Schoellerbank, Union Investment E gal ob im Sport, an der Börse oder im echten Leben: Keine Glückssträhne dauert ewig; das gilt auch für die Fondsindustrie. 2018 kam es für heimische Anbieter erstmals seit fünf Jahren zu einem Rückgang des verwalteten Vermögens, was angesichts des volatilen Kursverlaufs an vie- len Märkten auch nicht überrascht. Dass es bei der Mehrzahl der Fondskategorien 2018 Abflüsse gab, nehmen die heimischen Anbie- ter relativ gelassen. Heinz Bednar, Geschäfts- führer der Erste Asset Management, gibt sich trotz der Entwicklung des Vorjahres optimis- tisch: „Der Rückgang der Fondsvolumina 2018 nach vielen Jahren mit Volumenszu- wächsen war alles andere als erfreulich, aber nichts Außergewöhnliches, wenn man be- denkt, dass es im Vorjahr viele Unsicherheits- faktoren an den Märkten gegeben hat. Die ersten Wochen des neuen Jahres stimmen uns zuversichtlich, dass Fonds in diesem Jahr wie- der auf die Überholspur wechseln werden. Das unverändert gute wirtschaftliche Gesamt- umfeld und die Niedrigzinspolitik lassen die Investoren nach attraktiven langfristigen Anlageformen Ausschau halten.“ Ein Marktsegment war von der negativen Volumensbilanz des Vorjahres nicht nur aus- genommen, sondern sah sogar massive Zuflüsse: die heimischen Immobilienfonds. Ihnen floss 2018 fast eine Milliarde Euro zu. Bank Austria Real Invest Das spiegelt sich auch in der von FONDS professionell erstellten Liste der Bestseller im heimischen Bankenvertrieb wider. Eine Um- frage bei den Fondsanbietern ergab, dass diese Fondsgruppe am Bankschalter am stärksten nachgefragt war. Bestseller Nummer eins war dabei der Bank Austria Real Invest. Der Im- mobilienfonds zählt im Bankenvertrieb seit Jahren zu den Publikumslieblingen und muss- te den ersten Platz in diesem Ranking nur 2017 kurzzeitig an einen Mischfonds abtreten. Auch auf dem dritten Platz des Rankings ist mit dem immofonds1 von Union Investment ein Immobilienfonds zu finden. Er konnte sich binnen Jahresfrist von Platz elf in die ers- te Reihe verbessern. Laut den Zahlen der Ver- einigung Österreichischer Investmentgesell- schaften lag sein Anteil am Neugeschäft im Vorjahr bei etwas mehr als zehn Prozent. Investitionsproblem Derart hohe Zuflüsse sind jedoch nicht nur erfreulich. Mark Harms, Geschäftsführer der Union Investment Austria, erklärt: „Genau wie in Deutschland fallen auch in Österreich quer durch alle Nutzungsklassen die Renditen. Bei Top-Transaktionen in Wien sahen wir im letzten Jahr Renditeniveaus von unter vier Prozent. Gerade was Wien angeht, gibt es Ausweichbewegungen von Investoren auf den Wohnbereich – ganz einfach, weil die Verfüg- barkeit von Objekten nicht mehr gegeben ist.“ Aufgrund dieser Problematik fehlt in diesem Jahr mit dem Erste Immobilienfonds auch einer der bisherigen Stammgäste im Ranking. Hier hat das Zuflusssteuerungssystem – diese sind bei den meisten Immobilienfonds bereits Standard – für einen Investitionsstopp gesorgt. Einfach gesagt: Lässt sich das gesammelte Geld nicht investieren, so kann auch kein neu- es Geld eingezahlt werden. Die Konsequen- zen sind dramatisch: Der Erste Immobilien- fonds fällt aufgrund des Investitionsstopps ganz aus dem Ranking, und der Erste Respon- sible Immobilienfonds – 2018 der absatz- stärkste Fonds der Erste Asset Management – fiel auf Rang 26. Ein Blick auf die Einjahresperformance der 46 Fonds in der Liste der Absatzrenner macht klar, warum Immobilienfonds so beliebt sind: Nur fünf Fonds schafften es, eine positive Rendite zu erwirtschaften. Drei davon sind Immobilienfonds. Es überrascht also nicht, dass diese Assetklasse vor allem bei sicher- heitsorientieren Anlegern besonderen Anklang findet. Aus Pioneer wurde Amundi Obwohl sie die Absatzstatistiken dominie- ren, waren 2018 keineswegs nur Immobilien- fonds nachgefragt. Vor allem ein Amundi- Produkt sticht aus der Masse hervor. Die Rede ist vom First Eagle Amundi International Fund, der in diesem Jahr zum ersten Mal mit dabei ist und mit Zuflüssen in Höhe von 172 Millionen Euro den zweiten Platz im Ranking für sich beanspruchen konnte. Offensichtlich trug im vergangenen Jahr die Vertriebsverein- barung zwischen Amundi und der ehemaligen Pioneer-Mutter Unicredit Früchte. Im Mai 2018 war für alle Marktteilnehmer ein schwieriges Jahr, viele Anleger flüchteten in Immobilienfonds. Diese haben allerdings mit den hohen Mittelzuflüssen zu kämpfen. Flucht in Immo-Fonds Immobilienmarkt Österreich: Jeder verfügbare Quadratmeter wird saniert oder bebaut, die Nachfrage nach Immobilien- investments beschert auch Immobilienfonds starke Volumenszuwächse – interessante Projekte werden langsam rar. 186 www.fondsprofessionell.at | 1/2019 vertrieb & praxis I inländische investmentgesellschaften

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=