FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2019

Foto: © Roberto1977 | Dreamstime.com V or zehn Jahren war Peter Maierhofer eine zentrale Figur im heimischen Vertrieb von geschlossenen Fonds. In jüngerer Zeit sieht man ihn seltener, was aber nicht heißt, dass er untätig wäre. Der ehe- malige Vorstand von MPC Capital Austria will demnächst mit seiner Gesellschaft ERE European Real Estates bis zu 100 Millionen Euro bei Privatanlegern akqui- rieren. ERE Genussrechte 2019 European Real Estates ist kein Neuling: Die Gesellschaft platzierte bereits ab 2016 mit einer prospektfreien Emission gemäß Alter- nativfinanzierungsgesetz (AltFG) etwa eine Million Euro. Wegen dieses Erfolgs wurde das jüngste Angebot mit einem Kapitalmarkt- prospekt ausgestattet. Damit entfallen die Be- schränkungen des AltFG, das nur Emissionen bis fünf Millionen Euro und Zeichnungen eines Anlegers bis 5.000 Euro erlaubt. Mit dem Prospekt für die neue Tranche ist man im Absatz deutlich flexibler, weil die Genussrech- te von Vertriebspartnern nun wie jede andere Veranlagung verkauft werden dürfen. Den Exklusivvertrieb verantwortet Maierhofers WM AG. Die Gesellschaft gründete er nach seinem Weggang von MPC, um sich auf den Vertrieb geschlossener Fonds zu fokussieren. Bei dem aktuell angebotenen Investment handelt es sich um ein Substanzgenussrecht. Dabei wird der Anleger aber nicht Gesell- schafter, sondern Gläubiger des emittierenden Unternehmens. Läuft alles nach Plan, erhält der Investor während der Laufzeit jährlich fünf Prozent Zinsen. Ob dies möglich ist, hängt vom wirtschaftlichen Erfolg und Ver- mögen der European Real Estates ab, daher besteht auch ein unternehmerisches Risiko. Ungünstigstenfalls erfolgen weder Gewinn- ausschüttungen, noch wird das Kapital zu- rückgezahlt. Finanzielle Nachschusspflichten müssen die Investoren aber nicht befürchten. Sprung in den Blindpool Das Kapital der Investoren fließt laut Prospekt in Liegenschaften, die entweder zur Gänze oder nur teilweise erworben, danach entwickelt und vermarktet werden. Im Fokus stehen Wohnimmobilien. Die Auszahlungen an die Anleger sollen „primär aufgrund von Rückflüssen aus Verkäufen“ der Immobilien erfolgen. Zum Zeitpunkt der Prospekterstel- lung standen weder konkrete Projekte fest, noch gab es Absichtserklärungen. Laut Maier- hofer werden zurzeit mögliche Investments „selektiert“; wer aktuell einsteigt, investiert somit in einen Blindpool. Bei der Gründung von European Real Estates im Jahr 2016 holte Maierhofer den Wiener Projektentwickler Real Estate Deve- lopment (RED) als Beteiligten mit an Bord. Die Gesellschaft verfügt über die benötigte Immobilienkompetenz, die gesellschaftsrecht- liche Verbindung hielt man für sinnvoll, weil das Genussrechtskapital der Anleger ohnehin in die Immobilienprojekte der RED floss. Im Sommer des Vorjahres übernahm Maierhofer dann aber sämtliche Anteile des Partners, so- dass er seither alleiniger Gesellschafter und Geschäftsführer bei European Real Estates ist. Im Kapitalmarktprospekt wird diese Ände- rung nicht erläutert. Auf Nachfrage erklärt Maierhofer, dass sich der Immobilienentwick- ler nicht um Finanzprodukte kümmern will, aber weiter exklusiv mit European Real Estates zusammenarbeitet: „Wir haben die Struktur bereinigt, und jeder kann sich auf sei- ne Kernkompetenz konzentrieren.“ Über das Know-how und die Performance von RED werden die potenziellen Anleger jedoch im Dunkeln gelassen. Weder der Kapitalmarkt- prospekt noch die Internetseite der Immo- bilienfirma geben darüber Aufschluss. Es wird lediglich mit „Eigenkapitalrenditen ab zirka zehn Prozent“ vor Steuern geworben. Zinskorrektur Gegenüber FONDS professionell erklärt der European-Real-Estates-Chef, dass zur- zeit in drei Projekte investiert werde. Drei weitere Immobilien seien in den vergange- nen beiden Jahren verkauft worden. Gewinne erzielte die Emittentin laut der veröffentlichten Jahresabschlüsse 2016 und 2017 dabei nicht. Trotzdem, so Maierhofer, haben die Anleger der ersten Genussrechtstranche bisher jährlich die in Aussicht gestellten Zinsen in Höhe von 5,5 Prozent vor Steuern erhalten. Für die neuen Genussrechte wurde die Erfolgsbeteiligung auf fünf Prozent reduziert. Das passt zwar zum Zinsumfeld und zu den sinkenden Margen im Immobiliengeschäft, muss aber in Relation zum eingegangenen unternehmerischen Risiko beurteilt werden. Einsteigen können Anleger schon mit 2.500 Euro zuzüglich drei Prozent Agio, wobei auch eine Ratenzahlung erlaubt ist. Die Genuss- rechte haben eine unbegrenzte Laufzeit und müssen vom Anleger gekündigt werden. Die Behaltefrist beträgt jedoch mindestens vier Jahre beim Einmalerlag und sieben Jahre bei Sparplänen. HMW Niederhofstraße 2 HMWCornerstone bietet aktuell die zweite Tranche eines 2018 konstituierten Bauherren- modells im zwölften Wiener Gemeindebezirk an. Das Bauvorhaben betrifft ein Eckgebäude an einem kleinen Kreisverkehr, das um die Wende zum 20. Jahrhundert errichtet wurde. Es verfügt derzeit über zwei Obergeschoße und ein nicht ausgebautes Dachgeschoß. Im Erdgeschoß befindet sich eine Geschäfts- fläche, die bereits leer steht. Derzeit sind 30 Prozent der gesamten Nutzfläche unbefristet vermietet. Die Bauherrengemeinschaft soll nach den aktuellen Plänen das Gebäude „stubstanzscho- nend“ sanieren und um zwei Dachgeschoße aufstocken. Außerdem sollen die freien Woh- nungen in den „Kategorie A“-Standard geho- Sachwert radar FONDS professionell liefert einen Überblick über die aktuell in Zeichnung befindlichen Beteiligungen. Wie unterschiedlich Risiko- und Renditeprofile bei Immobilieninvestments aussehen können, zeigen zwei aktuelle Projekte. 148 www.fondsprofessionell.at | 1/2019 sachwerte I sachwer tradar

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