FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2019

Foto: © maritimus A ls die MPC Capital AG anno 2006 zu Marketingzwecken Kühltäschchen und Bananen an Vertriebspartner verteilte, konnte keiner der Beschenkten ahnen, dass damit ein zukünftiger Problemfall beworben wurde. Marketingobjekt war die „MPC Ree- fer Flotte“, deren Anteile auch hierzulande über die österreichische Tochter des deutschen Emissionshauses sehr erfolgreich vertrieben wurden. Insgesamt handelte sich um einen 405 Millionen Euro schweren Dachfonds, der 14 gebrauchte Kühlschiffe, sogenannte Reefer, gekauft und vermietet hatte. Anfang Februar dieses Jahres musste dieser Fonds nun Konkurs anmelden. Damit droht den Anlegern der Totalverlust ihres Investments – rund 1.000 Österreicher sind davon betroffen. Hohe Gewinne erwartet „Der Kühlschiffmarkt bietet gerade jetzt eine optimale Einstiegssituation: Der wach- senden Nachfrage nach Transportkapazitäten für Kühlgüter steht ein erheblicher Angebots- rückgang bei den Kühlschiffen gegenüber“, stand 2006 in der MPC-Werbebroschüre, die im Vertrieb eingesetzt wurde. Die „Reefer Flotte“ für den Transport verderblicher Güter wie Fleisch und Obst bestand aus „14 jungen und modernen“ Kühlschiffen, die zwischen 1997 und 2002 gebaut wurden, ihre Preise lagen zwischen 20,4 und 32,8 Millionen Euro. Im Jahr 2020, so kündigte MPC seinerzeit im Investitionskonzept an, wolle man die Schiffe gewinnbringend verkaufen. Den Anlegern sollten dann bis Ende 2020 insgesamt 212 Prozent ihres eingesetzten Kapitals zurück- gezahlt werden. Tatsächlich haben die Inves- toren bisher jedoch nur etwa acht Prozent erhalten. Und auch diese Auszahlungen dürfte sich der Insolvenzverwalter zurückholen. Hohe Verluste bekommen Die „Banana Boats“ gerieten bereits sehr früh in trübe Gewässer. Schon drei Jahre nach seiner Auflage kam der Fonds in Schieflage. Die teilweise Fremdfinanzierung in japani- schen Yen entpuppte sich als Falle, weil sich der Wechselkurs zum US-Dollar um 30 Pro- zent verschlechterte. Deshalb wurde der Yen- Kredit 2013 mit erheblichen Verlusten kon- vertiert. Außerdem beschlossen die Investoren auf Druck der Bank im selben Jahr ein Ret- tungskonzept mit einem Eigenmittelbeitrag von rund fünf Millionen Euro. Für sie standen bereits 144 Millionen Euro Eigenkapital auf dem Spiel. Im Anschluss sah es einige Zeit nach einer Besserung für den Fonds aus. Die Schulden bei der HSH Nordbank blieben aber immens hoch. Ende 2017 beliefen sie sich noch auf 148 Millionen US-Dollar – ein Viel- faches des damals mit rund 60 Millionen US- Dollar bezifferten Werts des Schiffsportfolios. Endstation Konkurshafen Im vergangenen Jahr nahm das Unheil dann endgültig seinen Lauf. Aufgrund der negativen wirtschaftlichen Entwicklung be- schlossen die Anleger im Jänner 2018 zu- nächst den Verkauf von zwei Schiffen. Eines davon, die 1998 gebaute MS „Elsebeth“, wur- de noch im selben Monat für 3,5 Millionen US-Dollar losgeschlagen. Mit der kurzfristi- gen Veräußerung der Schiffe wollte MPC die akute Insolvenzgefahr für den Fonds zumin- dest bis Ende des Vorjahres abwenden. Be- gründet wurde diese Hoffnung unter anderem mit einer Prognose der Reederei Seatrade, die für das Management der Kühlschiffe verant- wortlich ist. Unter der Voraussetzung, dass die Gespräche mit der Bank über die Restruktu- rierung der Finanzierung erfolgreich abge- schlossen werden, sollten die übrigen Schiffe weiter betrieben und in den nächsten Jahren „geordnet und wertschonend“ verkauft wer- den. Da es aber bis Juli zu keiner „Liquida- tionsvereinbarung“ mit der Bank kam, wur- den die Anleger zu einem Notverkauf von drei weiteren Schiffen aufgefordert. Geholfen hat auch das nicht mehr. Anfang Februar 2019 wurde für die Einschiffsgesellschaften und für die Fondsgesellschaft Insolvenz angemeldet. „Ende Januar hat die finanzierende Bank gegenüber der Geschäftsführung überraschend erklärt, dass sie die Umsetzung des gemein- sam verfolgten Ziels nicht mehr für vorteilhaft halte, und ausstehende Darlehensverbindlich- keiten in Höhe von 11,15 Millionen US-Dol- lar bis 4. Februar 2019 eingefordert“, teilte MPC mit Schreiben vom 12. Februar mit. Mangels Liquidität folgten die Insolvenzan- träge für die Schiffsgesellschaften. „Wir be- dauern die Verluste der Anleger“, schließt der Initiator das Kapitel „Reefer Flotte“ ab. ALEXANDER ENDLWEBER | FP Die HSH Nordbank kündigt während der laufenden Abwicklung des MPC-Reefer- Fonds plötzlich die Kredite. Die Investoren verlieren 150 Millionen Euro. Bank versenkt „Banana Boats“ In Kühlschiffen, auch Reefer genannt, werden Obst, Gemüse und leicht verderbliche Waren transportiert. Der Reefer-Fonds von MPC besaß 14 dieser Frachter, die einst 371 Millionen Euro gekostet haben. 146 www.fondsprofessionell.at | 1/2019 sachwerte I schiffsfonds

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=