FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2019

126 www.fondsprofessionell.at | 1/2019 markt & strategie I mittelzu- und -abflüsse 2 018 war ein Jahr des Wandels für die Finanzmärkte , stellte Didier Saint- Georges von Carmignac jüngst in einem Marktkommentar fest. Nach dem Re- kordjahr 2017, als die Weltwirtschaft boomte und die Fondsbranche neue Höchststände erklomm, beginne nun eine neue Phase: „2018 kann als ein Jahr angesehen werden, in dem eine Umkehrung zentraler Kräfte statt- fand: der Geldpolitik und des Konjunktur- zyklus. Als diese beiden Kräfte aufeinander- prallten, kam es verständlicherweise zu einer Marktkorrektur“ , schreibt Saint-Georges. Und die Anleger reagieren auch schon auf diese Trendwende, wie die jüngste Mittel- zu- und Abfluss-Statistik von Mountain-View zeigt: Aus Aktienfonds zogen Anleger der DACH-Region demnach seit Jahresbeginn 14 Milliarden Euro ab. Besonders unbeliebt waren dabei Portfolios, die auf europäische Dividendenwerte setzen (–7,6 Milliarden Euro) sowie Japan-Aktienfonds (–4,5 Milliar- den Euro). Fonds, die auf chinesische Titel setzen, konnten hingegen Zuflüsse in Höhe knapp 600 Millionen Euro verzeichnen – das ist angesichts der auch für China vergleichs- weise bescheidenen Wachstumsprognosen bemerkenswert. Das volatile Vorjahr hinter- lässt auch bei den bisher so beliebten Misch- fonds Spuren, in den ersten Wochen dieses Jahres verzeichneten sie Nettoabflüsse von rund 1,21 Milliarden Euro. Der Anleihenbereich könnte hingegen von der Entscheidung der US-Notenbank, bei der Zinspolitik einen Gang zurückzuschalten, profitieren. Nachdem die Anbieter bei Rentenfonds 2018 ein Minus von 113 Milliarden Euro verkraften mussten, star- teten sie mit 14 Milliarden Euro Plus in das neue Jahr (siehe Tabellen auf der nächsten Seite). Sorgenkind Konjunktur Was den Aktien Probleme bereitet, hilft Zinspapieren. Sollte sich der Konjunktur- pessimismus als berechtigt erweisen, sind erstens tendenziell stagnierende bis fal- lende Zinsen zu erwarten, und zweitens wären auch Umschichtungen aus Aktien in Renten keine Überraschung. „Unser zentrales Szenario für 2019 – und aktuell auch das der Finanzmärkte – ist daher eine breit angelegte Konjunkturabschwächung“ , so Saint-Georges weiter. Die Zentralbanken würden seiner Meinung nach ihren Teil dazu beitragen, indem sie nur auf sehr lange Sicht zu einer lockeren Geldpolitik zurückkehren. An den Aktienmärkten erwartet der Car- mignac-Mann zwar keine größeren Trend- wenden – allerdings mangle es nicht an Stör- faktoren wie Brexit, Handelskrieg und mög- lichen Turbulenzen in Italien. Zudem bleibe die Gefahr, dass die erwartete Konjunkturab- schwächung zu einer ausgewachsenen Rezes- sion wird. Aufgrund der aktuell hohen Schul- denstände wäre das wohl für kaum ein Land auf die leichte Schulter zu nehmen, so Saint- Georges. Wall of Worry Dass sich der aktuelle Zyklus am Aktien- markt in einer späten Phase befindet, meint auch Erik Knutzen, Chefanlagestratege von Neuberger Berman. Zwar haben Aktien noch Wachstumspotenzial, die Zweifel an den Fun- damentaldaten nehmen aber zu. Anleger soll- ten deshalb mit steigender Volatilität rechnen. Sieht man sich die Kursschwankungen der letzten Monate an, fällt es schwer, ihm zu wi- dersprechen: Tatsächlich ist die Volatilität längst sehr hoch und die Nervosität entspre- chend ausgeprägt. Gerade dieser Pessimismus birgt allerdings auch Chancen, denn man darf unterstellen, dass die bekannten Probleme eingepreist sind, daher – so meint Knutzen – seien starke Kursgewinne ebenso wahrschein- lich wie massive Einbrüche. Die jüngste Erholung als Kaufsignal zu betrachten, hält er jedoch für gefährlich. Für den Investmentstra- tegen sind es wieder einmal die Notenbanken, die das Eisen aus dem Feuer holen könnten. Alle führenden Zentralbanken scheinen be- reits Maßnahmen zu planen, die konjunktur- stützend wirken. Ob dies einmal mehr nachhaltig funktio- nieren wird oder nicht, werden wir in diesem Jahr herausfinden. Sicher ist, dass auch dieser Konjunkturzyklus einmal enden wird, fraglich ist nur, wann. Die kalifornische Allianz-Tochter Pimco geht davon aus, dass sich der Konjunkturzyklus in einer späten Phase befindet, ist aber nicht der Ansicht, dass wir uns schon in der End- phase befinden. Erin Browne, Geraldine Sundstrom und Mihir Worah empfehlen Anlegern in einem aktuellen Marktaus- blick daher, weiterhin investiert zu blei- ben. Ihre Antwort auf die gestiegenen Risiken lautet über alle Anlageklassen hinweg: Bevorzugen Sie möglichst liquide Qualitätstitel. CORNELIA FUSSI | Die Tabellen zu diesem Artikel finden Sie auf der nächsten Seite . FP Knapp 14 Milliarden Euro Abflüsse Nach dem wackeligen Börsenjahr 2018 haben Anleger wenig Appetit auf Risiko. Aktienfonds verzeichneten seit Jahresbeginn knapp 14 Milliarden Euro Abflüsse. Quelle: Mountain-View -20 -15 -10 -5 0 5 10 15 2016 2017 2018 ’19 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 ’08 Mrd. Euro Mittelaufkommen Aktienfonds Foto: © Arnaud Fevrier l Carmignac Nach dem wackeligen Börsenjahr 2018 zeigen sich Anleger wenig risikofreudig. Börsenprofis beobachten vor allem das Wirtschaftswachstum mit Sorge. Pessimismus nimmt zu Didier Saint-Georges, Carmignac: „Wir erwarten eine breit angelegte Konjunkturabschwächung.“

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=