FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2019

ED I TOR I A L www.fondsprofessionell.at | 1/2019 11 In den nächsten Wo- chen könnte auf hei- mische Berater eine unerwartet arbeitsrei- che Zeit zukommen. Denn langsam, aber doch starten die hei- mischen Depotban- ken damit, allen De- potinhabern den so- genannten Ex-post- Kostenausweis per Post zuzustellen. Mifid II verlangt be- kanntlich, die Kunden gleich zweifach über die Kosten aufzuklären. Vor der Vermittlung (ex ante) erhalten sie Informationen über sämtliche Kosten des Produkts inklusive Depotgebühren und Provisionen. Danach (ex post) muss Anlegern einmal im Jahr offengelegt wer- den, was sie ihr Investment tatsächlich gekostet hat. In der Theorie hört sich das recht einfach an, in der Praxis ergeben sich allerdings Probleme: Zum einen kommt die Premiere des Kostendurchblicks für die Berater im Hinblick auf die Marktentwicklung zur Unzeit. Das ver- gangene Jahr war bekanntlich von deutlichen Kursver- lusten an den Börsen gekennzeichnet. Nur wenige risi- koreichere Depots werden das Jahr 2018 daher mit einem positiven Vorzeichen beendet haben. Dement- sprechend hoch wird der Erklärungsbedarf gegenüber den Kunden sein, die erstmals aggregiert sehen, wel- che Kosten den Gewinnen beziehungsweise Verlusten gegenüberstehen. Zum anderen kommt erschwerend hinzu, dass sich die Depotbanken bis dato auf keinen einheitlichen Standard in der Darstellung verständigen konnten. Trotz Initiativen des Fachverbandes der Fi- nanzdienstleister und der AFPA kochte jede Depot- bank ihr eigenes Süppchen. Noch dazu wurden einige Detailfragen von der FMA bis zuletzt nicht geklärt, was die Durchsetzung einer standardisierten Darstellung nicht gerade erleichtert. Hat ein Kunde also mehrere Depots bei unterschiedlichen Banken, wird er mit völlig unterschiedlichen und bis zu 15 Seiten starken Kosten- ausweisen konfrontiert sein; das Chaos ist damit pro- grammiert. Vom eigentlichen Ziel, dem Endkunden auf einfache und verständliche Weise mehr Klarheit über die tatsächlichen Kosten seiner Veranlagung zu ver- schaffen, ist man damit jedenfalls weit entfernt. Leid- tragende werden am Ende die Haftungsdächer und deren Berater sein, die als letztes Glied der Kette die finale Verantwortung tragen. Berater sollten sich daher schon mal auf eine erhöhte Zahl von Kundenanrufen einstellen, und an die Depotbanken kann man nur appellieren, sich langfristig doch noch auf einen ge- meinsamen Standard zu einigen. Georg Pankl Chefredakteur Branchenstandard?

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