FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2019

Foto: © Jose Problete I m Jahr 2004 gründeten Giselher von Eyb und Georg von Wallwitz ihre Vermögensverwaltung mit Sitz in München. Mit 15 Mitarbeitern verwaltet das Unternehmen mittlerweile 1,1 Milli- arden Euro, davon entfallen 525 Millio- nen Euro auf Publikumsfonds. Seit dem Jahr 2009 agiert Ernst Konrad als zweiter Geschäftsführer des Vermögensverwal- ters. Der ehemalige Leiter des Aktien- bereichs der Bayerninvest zeichnet bei Eyb &Wallwitz für die gesamte Asset Al- location verantwortlich. Im Gespräch er- klärt Konrad, wie es den von ihm betreu- ten Portfolios im schwierigen Jahr 2018 ergangen ist, und warum man sich ent- schlossenen hat, erstmals einen reinen Aktienfonds auf den Markt zu bringen. Herr Konrad, 2018 war ein heraus- forderndes Jahr, der Dax musste ein Mi- nus von 18 Prozent hinnehmen. Wie er- ging es Ihnen mit dem Flaggschifffonds Phaidros Funds Balanced? Ernst Konrad: Wir konnten uns absolut, aber auch im Rahmen der Vergleichsgruppe recht gut schlagen und sind insofern zufrieden. Der Phaidros Funds Balanced schloss das Jahr in der Retail-Anteilsklasse im Bereich von etwas über minus drei Prozent ab. Für einen Misch- fonds ist das schon ein ordentliches Ergebnis. Vor allem die starken Divergenzen zwischen den unterschiedlichen Aktienmärkten waren herausfordernd. Während sich etwa der US- Aktienmarkt gut entwickelt hat, schlossen der europäische und speziell auch der deutsche Aktienmarkt das Jahr sehr schlecht ab. Vor allem Rezessionsängste sorgten für ein sehr volatiles Umfeld … Ja, dass der Konjunkturpessimismus gerade ab der Jahresmitte doch so zugeschlagen hat, war für uns durchaus überraschend. Auf der anderen Seite sahen wir aber auch Herausfor- derungen auf der Anleihenseite. Unsere Spe- zialität, die Unternehmensanleihen gerade im Bereich Non-Investment Grade, sind sehr schlecht gelaufen. Die Situation hat uns sehr stark an Ende 2015 und 2016 erinnert. Auch damals gab es die Furcht vor einem großen konjunkturellen Abschwung. Wir hatten zu dieser Zeit ebenfalls die Angst vor einem Übersteuern der US-Notenbank und haben zusätzlich eine deutliche Ausweitung der Credit Spreads gesehen. Eine ähnliche Situa- tion hatten wir letztes Jahr auch im Dezember. Aktuell hat die Fed nun immerhin etwas mehr Geduld signalisiert. Wir gehen durchaus da- von aus, dass dies nun konjunkturell einen Turnaround bringen könnte. Vor einem Rezessionsszenario haben Sie also keine Angst? Nein, wir sind keine Vertreter eines Re- zessionsszenarios, auch wenn die Rezes- sionswahrscheinlichkeit natürlich zuge- nommen hat. Wir gehen eher davon aus, dass wir uns seit Jahren im Phänomen der säkularen Stagnation befinden. Das hat zur Folge, dass die konjukturellen Aus- schläge nach oben und nach unten einfach nicht so stark sind. Überall in Europa wurden die Wachstumserwartungen ge- senkt. In Deutschland liegen wir derzeit bei einem Prozent, wir sehen also eine Abschwächung des Wachstums, von einer Rezession sind wird allerdings noch deut- lich entfernt. Um diese auszulösen wäre derzeit schon ein externer Schock not- wendig. Wo sehen Sie die größten Risiken für dieses Jahr? Etwa ein „Hard Landing“ in China mit einer nachfolgenden Finanzkrise oder ein völlig aus dem Ruder laufender Handelskonflikt mit den USA. Ich will auch nicht ausschließen, dass es in der Eurozone nochmals ungemüt- lich wird. Weniger Sorgen bereiten uns die Notenbanken oder auch der Brexit. Wir gehen nach wie vor davon aus, dass sich das halb- wegs lösen lässt. Die Hysterie rund um den Brexit erinnert mich, ehrlich gesagt, ein wenig an jene rund um das Jahr 2000: Da dachten auch etliche, die Welt geht unter. Ein harter Brexit hätte aber schon ge- waltige Auswirkungen … Ja, allerdings vor allem für die Engländer selbst. In der Öffentlichkeit wird gern so ge- tan, als ob es dann massive Zollerhöhungen geben würde, das ist natürlich Unsinn, man wird sich auch in Zukunft im Bereich der Vor- gaben der Welthandelsorganisation bewegen. Optimistisch stimmt mich, dass beide Seiten für Irland eine ähnliche Lösung wollen, da wird sich doch sicher ein Kompromiss finden. Die Auswirkungen wären aber auch auf politischer Eben enorm: So wird etwa Ernst Konrad , zweiter Geschäftsführer des Münchner Vermögensverwalters Eyb & Wallwitz , über das schwierige Börsenjahr 2018, die Chancen, die sich in diesem Jahr bieten und die Frage, warum sein Haus einen neuen Aktienfonds aufgelegt hat – mit Joseph Schumpeter als Namensgeber. » Wir gehen davon aus, dass wir uns seit Jahren im Phänomen der säku- laren Stagnation befin- den. Das hat zur Folge, dass die konjukturellen Ausschläge nach oben und nach unten einfach nicht so stark sind. « Ernst Konrad, Eyb & Wallwitz Ernst Konrad Seit 2009 ist Ernst Konrad Gesellschafter und Geschäfts- führer des Münchner Vermögensverwalters Eyb & Wall- witz. Er ist im Portfoliomanagement verantwortlich für die Asset Allocation und die Aktienstrategie. In den Jah- ren 2005 bis 2008 leitete er den Aktienbereich der Bay- erninvest und war darüber hinaus für deren gesamte As- set Allocation zuständig. Zuvor war Konrad als Fonds- manager bei der Privatbank Hauck & Aufhäuser, Pioneer Investments und der Hypovereinsbank tätig. Konrad ab- solvierte ein Studium der Volkswirtschaftslehre. „Wir setzen auf Monopolisten markt & strategie I ernst konrad | eyb & wallwitz 108 www.fondsprofessionell.at | 1/2019

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