FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2018

G raue Novemberwolken über Frankfurt. Fahles Licht fällt an diesem Mittwochmorgen in das Büro mit den beiden opulenten Bild- schirmen auf dem hoch aufragenden Schreibtisch. Auf der linken Seite des Arbeitsplatzes steht eine Kaffeetasse, die offensichtlich noch vom Vortag stammt. Vor den Bildschirmen tummeln sich Papiere und Unterlagen. Auf dem Boden war- ten in einer Ecke die Zeitungen der vergange- nen Tage auf ihre Entsorgung. Das ist es also, das Zimmer, in dem Frank Fischer nach Aktien vielversprechender Unternehmen sucht, die „Value“ bieten. Hier überwacht er, wie die Titel in seinem Fonds laufen. Hier prüft er täglich, welche neuen Geschäftsberichte es gibt, um daraus die rich- tigen Informationen zu filtern. An den großen Bildschirmen checkt er die neuesten Kon- junkturindikatoren, schaut auf die Märkte. Das ist es, das Zimmer, in dem Fischer die wesent- lichen Anlageentscheidungen für den Frank- furter Aktienfonds für Stiftungen trifft. „Natürlich nicht nur hier, ich bereite die Titelauswahl für den Fonds ja zusammen mit meinen Kollegen vor“, sagt Fischer, der eben zur Tür hereinkommt. Lange Zeit hat er es allein gemacht – und das mit enormem Erfolg. Von 40 Millionen auf 2,6 Milliarden Euro ist das Volumen des Frankfurter Aktien- fonds für Stiftungen seit seiner Auflage im Januar 2008 angeschwollen. Trotz mehrerer heftiger Korrekturen amAktienmarkt hat sich der Wert des Fonds wie an einer Schnur stetig nach oben gezogen. 13,1 Prozent Rendite pro Jahr bescherte er seinen Anlegern in den ver- gangenen zehn Jahren. Inzwischen hat Fischer ein Team, das ihn beim Fondsmanagement und der Aktienanalyse unterstützt. An- ders kann es gar nicht sein. Schließlich ist der 54-Jährige seit Anfang 2018 auch Vorstandsvorsitzender der Shareholder Value Management AG, die als Advisor unter dem Dach von NFS Netfonds mehrere Fonds berät. Zudem ist er Vorstand der Shareholder Value Beteili- gungen AG, die eigene Mittel in börsen- notierte Aktiengesellschaften investiert. Der Laden läuft „Meine Vorstandskollegen halten mir sehr gut den Rücken frei“, sagt Fischer. Weil des- wegen „der Laden läuft“, kann er trotz Mehr- fachbelastung weiterhin reisen, Unternehmen besuchen, die ihm interessant erscheinen, mit Chefs von Firmen sprechen, deren Aktien der Fonds bereits hält. Tageszeitungen und Geschäftsberichte lesen, über Investments diskutieren, in den nächsten Flieger steigen: Viel Zeit bleibt Frank Fischer nicht. An die- sem trüben Novembermorgen nimmt er sich Zeit – für einen Spaziergang am Main. „Ich laufe gern“, sagt Fischer auf der Trep- pe nach unten. Das ist von Vorteil, denn beim Foto: © Christoph Hemmerich Frank Fischer managt seit über zehn Jahren erfolgreich den Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen. Auf einem Spaziergang berichtet er, was ihn antreibt. Gegen den Wind Mit FONDS professionell in Frankfurt unterwegs: Auf einem herbstlichen Spaziergang erläu- tert Starfondsmanager Frank Fischer nicht nur die Prinzipien des Value Investing, er gibt auch einen Einblick in sein bewegtes Leben. » Als Value Investor braucht man Sitzfleisch und Demut vor den Märkten. Wichtig ist auch die Fähigkeit, sich gegen den Wind stellen zu können. « Frank Fischer, Shareholder Value Management 90 www.fondsprofessionell.at | 4/2018 portrait I frank fischer

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