FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2018

Foto: © oneinchpunch | stock.adobe.com H einrich Lohse weiß im Ruhestand nichts mit sich anzufangen. So geht der sparsame Ex-Einkaufsdirektor seiner Gattin im Haushalt zur Hand. Doch Lohses Gang zum Supermarkt mündet in der palettenweisen Lieferung von Senf- gläsern – um einen Mengenra- batt herauszuschlagen. Während die übertrie- bene Sparsamkeit von Loriot alias Lohse und Filmpart- nerin Evelyn Ha- mann in der Komödie „Pappa ante portas“ nur Satire ist – im realen Leben müssen viele Menschen im Ruhestand mit Ein- schränkungen rechnen. Denn während die staatliche Rente zu einer Grundsicherung schrumpft, verliert die Lebensversicherung eingedenk der Niedrigzinsära ihre Rendi- testärke. Garantieprodukte mutieren zum Auslaufmodell. Dies eröffnet der Fondsbranche die Chance, sich mit Alternativen zu positionieren. FONDS professionell hat sich bei Anbietern umgehört, welche Instrumente sie in ihrem Sortiment ha- ben. Paradigmenwechsel Bislang sahen sich die Asset Manager eher in der Rolle als Produktlieferant für die Ver- sicherer – zumal die Altersvorsorge über den Kapitalmarkt in Österreich seit jeher mit Skepsis beäugt wurde. Möglicherweise könn- te sich dies durch die Pläne der neuen Regie- rung hierzulande in Zukunft bald ändern. Und auch auf Seiten der Anleger sehen Branchen- teilnehmer allmählich ein Umdenken – weg von Garantien und hin zu Fondsanlagen. „Viel- leicht stehen wir vor einem Paradigmenwech- sel“, meint etwa M&G-Länderchef Werner Kolitsch. „Denn wenn die Zinslandschaft so karg bleibt wie derzeit, dann ist ein Umden- ken dringend erforderlich.“ Trotzdem herrsche immer noch große Scheu davor, in die Kapi- talmärkte zu investieren – zu groß sei die Angst vor Verlusten, schränkt Charles Neus, Leiter Altersvorsorgelösungen bei Schroder Investment, ein. „Wir fordern aber: Raus aus der Komfortzone!“ Bei den Lösungen gilt es zunächst zwischen der Anspar- und der Ren- tenphase zu unterscheiden. Manche Produkte eignen sich auch für beide. Als eine Lösung führt die Branche Multi-Asset- oder vermö- gensverwaltende Ansätze ins Feld – manch- mal ergänzt umAnsparmodelle. M&G-Mann Kolitsch verweist dabei auf Dividendenstra- tegien für den Vermögensaufbau. Berater und Kunden müssen bei Multi-Asset-Ansätzen nur prüfen, inwieweit mit fortschreitendem Le- bensalter eine Umschichtung in andere Stra- tegien sinnvoll ist. Rundum-Paket Als Rundum-Paket übernehmen diese Dienstleistung Laufzeit- oder Lebenszyklus- fonds. In jungen Jahren steht der Vermögens- aufbau im Zentrum. Je weiter der Zielzeit- punkt in der Zukunft liegt, desto stärker inve- stieren Lebenszyklusfonds in Aktien. In spä- teren Jahren steht die Vermögenssicherung im Fokus. Dann schichtet der Fonds allmählich in weniger volatile Anlagen um. Doch Lauf- Sparer wagen bei der Altersvorsorge langsam mehr Risiko – wenn auch nur notgedrungen. Die Fondsbranche positioniert sich mit passenden Produkten. Gut versorgt Frohsinn im Alter: Um den Lebensabend sorgenfrei zu genießen, bedarf es einer finanziel- len Absicherung. Die gesetzliche Rente liefert die Basis. Das Geld für Extras stammt aber zu- nehmend aus Fonds- anlagen. Zwei Varianten für Fondsentnahmepläne 1. Auszahlung eines Betrags: Der Anleger erhält eine vereinbarte Summe im gewählten Rhythmus ausbe- zahlt, beispielsweise 500 Euro monatlich. Der Vorteil ist, dass die Sparer einen festen Betrag einplanen kön- nen. Der Nachteil: Offen ist, wie lange der Betrag re- gelmäßig ausbezahlt werden kann. Denn je niedriger der Marktwert des Fonds, desto mehr Anteile müssen verkauft werden, um die gewünschte Summe auszah- len zu können. In einer Baissephase reicht das Geld al- so kürzer, in einer Hausse länger. 2. Auszahlung von Anteilen: Genau andersherum läuft es bei dieser Variante. Hierbei wird regelmäßig eine ver- einbarte Zahl an Fondsanteilen verkauft. Dem Kunden ist also klar, wie lange er Zahlungen erhält. Dafür kann er nicht mit einem festen Betrag rechnen. Solange grundle- gende Ausgaben wie Miete, Strom oder Heizung durch eine anderweitige fixe Rente gedeckt sind, erscheint dies weniger problematisch. Über diese Variante lassen sich also gut Extrawünsche wie Urlaube abdecken. Je nach Börsenlage ist dann eben eine teure Fernreise oder nur ein Kurzurlaub drin. 110 www.fondsprofessionell.at | 4/2018 markt & strategie I income-lösungen

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