FONDS professionell Österreich, Ausgabe 4/2018

FRAGE 1: Planen Sie, in absehbarer Zeit Ihre Positionen in ETFs zu erhöhen, oder wollen Sie angesichts der Marktlage eher aktiv gemanagten Fonds den Vorrang geben bzw. wie ent- scheiden Sie, wann und ob Sie ETFs einsetzen? FRAGE 2: Welche wesentlichen Ver- änderungen gab es in der Vermögens- allokation nach der letzten Anpassung? FRAGE 3: In wel- chen Bereichen sehen Sie derzeit die besten Invest- mentchancen? Zu 1: Als Haus mit einem sehr aktiven Investment- ansatz neigen wir natürlich grundsätzlich zu aktiv gemanagten Fonds. ETFs setzen wir primär taktisch ein – vor allem dann, wenn Trends zur Neige gehen oder schwach ausgeprägt sind. Aktuell gibt es für uns noch keinen Anlass, unsere passiven Quoten zu erhöhen. Ein möglicher Über- gang von einer Growth- zu einer Valuephase, wie wir ihn aktuell ansatzweise beobachten, könnte in unse- rem Fall ETFs temporär begünstigen. Zu 2: Wir haben unser Aktienexposure a) deutlich reduziert und b) innerhalb dieses Exposures einen Schwenk Richtung „Value“ und „Quality“ vorge- nommen. Die Verkaufstransaktionen gingen alle zugunsten der Cashquote. Zu 3: Aktuell überwiegt die Vorsicht, und es gilt: Cash is King. Wir bleiben an der „Seitenlinie“ und wollen Opportunitäten nutzen, sobald sich diese auftun. Zu 1: Grundsätzlich vertrauen wir auf aktives Management und setzen in unseren Dachfonds auf qualitativ hochwertige aktive Manager, die in unse- rem Team „Manager Selection“ unter Leitung von Eva Polly ausgewählt werden. In der Raiffeisen KAG gibt es einen klaren Prozess, wann und wo ETFs in den Fonds eingesetzt werden. Für die Auswahl der ETFs selbst gibt es einen stringenten Investment- prozess (inklusive dazugehörigem Strategieteam), der seit vielen Jahren in unserem Haus etabliert ist und kontinuierlich weiterentwickelt wird. Zu 2: Für kurzfristigere Strategien verwenden wir teilweise auch passive Produkte. Es ist auch mög- lich, dass wir auf ETFs zurückgreifen, wenn in ein- zelnen Assetklassen keine Produkte vorhanden sind, die unseren Vorgaben (z.B. ein gewisses Minimum- investment, Track Record) entsprechen. Diese Vorgaben setzen wir bereits seit einigen Jahren in unseren Fonds um, daher ist in Zukunft keine (größere) Veränderung zu erwarten. Zu 3: Aus unserer Sicht ist es interessant, in struk- turell langfristige Themen zu veranlagen, die das Potenzial haben, globale Aktienindizes auf längere Sicht zu schlagen. So investieren wir u.a. im Raiff- eisen-Active-Aktien in Fonds aus den Bereichen Nachhaltigkeit, Megatrends und Sicherheit. Zu 1: Wir setzen indexnahe Produkte wie etwa ETFs in effizienten Marktsegmenten ein wie zum Beispiel Large-Cap-Aktienmärkte der entwickelten Märkte oder auch auf Ebene der Aktiensektoren und Aktien- stile, da für uns in diesen Segmenten das Faktor- exposure im Vordergrund steht. In weniger effizienten Marktsegmenten wie zum Beispiel Small-Cap-Aktien oder in bestimmten Anleihensegmenten wie High Yield bevorzugen wir aktiv gemanagte Fonds. Wir sehen die Chancen derzeit eher in Marktsegmenten, wo aktives Management gefragt ist, zum Beispiel bei Hochzinsanleihen. Zu 2: In den Asset-Allocation-Mandaten haben wir Aktien aus entwickelten Ländern stärker gewichtet und über die Allokation zu weniger volatilen Sektoren und Stilen eine konservativere Ausrichtung herge- stellt. Im Anleihensegment wurden Assetklassen mit höherer Duration abgebaut und durch Unterneh- mensanleihen im High-Yield-Ratingsegment ersetzt. Zu 3: In einem Gesamtportfoliokontext sind aus unserer Sicht die risikoreicheren Anlagesegmente wie Aktien, US-Hochzinsanleihen oder Staatsanlei- hen aus Schwellenländern in Lokalwährung nach wie vor interessant. Vorsichtig sind wir aufgrund der Zins- sensitivität bei Staats- und Unternehmensanleihen aus dem Investment-Grade-Segment. Werner Leithenmueller Fondsmanager 3 Banken- Generali Investment Alexandra Frania Fondsmanagerin im Team „Manager Selection“ in der Raiffeisen KAG Gerhard Beulig Senior-Fondsmanager Erste AM FRAGE 1: Planen Sie. in absehbarer Zeit Ihre Positionen in ETFs zu erhöhen, oder wollen Sie angesichts der Marktlage eher aktiv gemanagten Fonds den Vorrang geben bzw. wie ent- scheiden Sie, wann und ob Sie ETFs einsetzen? FRAGE 2: Welche wesentlichen Ver- änderungen gab es in der Vermögens- allokation nach der letzten Anpassung? FRAGE 3: In wel- chen Bereichen sehen Sie derzeit die besten Invest- mentchancen? Zu 1: Zum Einsatz von ETFs haben wir sowohl strategische als auch von der aktuellen Marktphase abhängige Überlegungen. In effizienteren Märkten, zum Beispiel am US-Aktienmarkt, halten wir auf- grund langfristiger Überlegungen einen höheren ETF-Anteil, da sich aktive Manager dort tendenziell schwerer tun, den Markt zu schlagen. In anderen Marktsegmenten oder auch Regionen – zum Bei- spiel den Emerging Markets, wo Faktoren wie etwa Corporate Governance eine wichtige Rolle spielen – sehen wir hingegen den aktiven Managementan- satz im Vorteil. Das etwas schwierigere Marktumfeld sollte es aktiven Managern wieder leichter machen, einen Mehrertrag zu erzielen. Zu 2: In unserer derzeitigen Vermögensallokation bevorzugen wir weiterhin Aktien gegenüber Credits und sind vorsichtig im Hochzinssegment, wobei wir angesichts der derzeitigen Unsicherheiten in Bezug auf Handelszölle, Zinsentwicklung und Ölpreis ins- gesamt vorsichtiger geworden sind. Zu 3: Wir achten derzeit besonders auf eine ausge- wogene Risikodiversifizierung mit Fokus auf liquide und hochqualitative Bereiche bei Unternehmens- anleihen sowie auf valueorientierte Strategien im Aktienbereich, wobei wir die teuren Wachstums- segmente als am anfälligsten betrachten. Zu 1: Aktuell planen wir keine Erhöhung unserer ETF-Positionen. Generell sind wir Verfechter des aktiven Managements und demnach auch bestrebt, unser Exposure in ETFs gering zu halten. Zum Liqui- ditätsmanagement oder zur Umsetzung von kurz- fristigen Anlageideen greifen wir jedoch auch gern auf ETFs zurück. Zu 2: Bei unserer letzten strategischen Asset- Allocation-Klausur hat sich unser Bild nur wenig geändert. Wir sind weiterhin in Aktien leicht über- gewichtet, wobei wir hier speziell den US- und den japanischen Markt favorisieren, in EM-Aktien sind wir untergewichtet. Außerdem haben wir unser Engagement bei „Value“-Aktien deutlich verstärkt. Zu 3: Natürlich versuchen wir, Opportunitäten, die sich im Zuge der aktuellen Korrektur ergeben, zu nutzen. Innerhalb der Anleihenmärkte sind wir im US-Markt untergewichtet. Besonders in Staatsan- leihen sind wir untergewichtet. Zu 1: Das Dachfondsmanagement der Steiermärki- schen Sparkasse für die fünf TOP-Fonds setzt ETFs und ETCs seit jeher nur in Ausnahmefällen ein. Wir arbeiten grundsätzlich mit aktiv gemanagten Publi- kumsfonds. Wir setzen ETFs/ETCs nur in Spezial- bereichen (spezielle Themen/Branchen/Sektoren und/oder Einzelländern) ein. Zu 2: Die letzte planmäßige Anpassung gemäß Beschluss des Asset-Allocation-Beirats gab es Mitte Oktober 2018. Die Aktienquote wurde von neutral auf leichtes Übergewicht (+10 %) angehoben. In den Emerging Markets (sowohl auf der Anleihen- als auch auf der Aktienseite) gab es leichte Reduzie- rungen und Anpassungen. Zu 3: Wir setzen taktisch noch auf den späten Trend US-Aktien long und US-Dollar long sowie auf den Technologiebereich, jedoch mit Spezialisierungen in Robotics und Security-Aktienfonds. Weiters heben wir auch den Healthcare-Bereich hervor, ebenso mit Spezialisierungen in Digital Healthcare, Biotechnolo- gie, Medizintechnik und asiatisch-pazifische Gesund- heitswerte. Wenn auch mit leichten Modifizierungen investieren wir weiterhin in Emerging Markets. In Europa sehen wir weiterhin Chancen in Deutschland und in den nordischen Staaten. Japan ist unter den Developed Markets ebenso ein Investitionsgebiet. Mag. Stephan Lukesch, CIIA Multi-Asset-Portfolio-Manager Amundi Austria GmbH Michael Molzar Multi-Asset-Manager Allianz Invest KAG Mag. Claudia Elisabeth Binder Fondsmanagement Wertpa- piergeschäft Steiermärkische Bank und Sparkassen AG 109 www.fondsprofessionell.at | 4/2018

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