FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2018

ED I TOR I A L www.fondsprofessionell.at | 3/2018 9 Groß war die Aufre- gung im Vorfeld der DSGVO-Einführung mit 25. Mai dieses Jahres. Aus Angst vor drakonischen Stra- fen, die die österrei- chische Datenschutz- behörde (DSB) ab diesem Zeitpunkt theoretisch gegen schwarze Schafe ver- hängen konnte, ver- suchten viele Berater, noch auf den letzten Drücker zumindest einen Teil der notwendigen Maßnahmen umzusetzen. Etliche Markt- teilnehmer gingen davon aus, dass die Behörde es in kürzester Zeit mit tausenden Beschwerden zu tun ha- ben würde. Gut drei Monate später zeigt sich wieder einmal, dass nichts so heiß gegessen wird wie ge- kocht. So offenbart ein Blick auf die aktuellen Daten der DSB, dass insgesamt 721 Beschwerden seit 25 Mai (Stand 11. September) bei der Behörde einge- langt sind. Das sind zwar deutlich mehr als im Ge- samtjahr 2017 (489), vom erwarteten Horrorszenario ist man damit jedoch weit entfernt. Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass viele Beschwerden schon an formalen Vorgaben scheitern, auf eine zweizeilige E-Mail-Nachricht reagiert die Behörde nämlich nicht. Meldungen zur Verletzung personenbezogener Daten gab es übrigens 252, und die Zahl der laufenden Ver- waltungsstrafverfahren liegt zum Stichtag bei 115. Große Strafen und Sanktionen sind, so bestätigte die Behörde kürzlich, bisher ausgeblieben. Und hartnäcki- ge Gerüchte, wonach Vermittler bereits geprüft würden, sind nach eingehender Recherche auch ins Reich der Märchen zu verbannen. Zurücklehnen sollten sich je- ne, die die Verordnung bis dato noch nicht zu 100 Pro- zent umgesetzt haben, aufgrund dieser beruhigenden Nachrichten allerdings nicht. Zum einen hat die DSB bereits bei Versicherungsgesellschaften Prüfungen durchgeführt, und zum anderen hat die derzeit noch überlastete Behörde bereits sechs zusätzliche Arbeits- plätze bewilligt bekommen. Berater sollten also davon ausgehen, dass die Ressourcen der Datenschutzkon- trolleure in den kommenden Jahren eher ausgebaut werden. Und damit steigt auch die Wahrscheinlichkeit für einen Besuch. Wie massiv Behörden binnen weni- gen Jahren wachsen können, zeigt übrigens ein Blick auf die Entwicklung der Finanzmarktaufsicht: Deren Mitarbeiterzahl stieg im Gleichschritt mit dem Ausbau der Regulierung der Finanzbranche zwischen 2002 und 2017 von 102 auf 415 Personen. Georg Pankl Chefredakteur Drei Monate DSGVO

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