FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2018

Ü ber die Zukunft der Fondsbranche kur- sieren düstere Prognosen. Unter die Untergangsrufer reihte sich zuletzt die Unternehmensberatung Bain & Company mit einer besonders martialischen Prophezeiung ein: Der Hälfte der Branche drohe das Aus. Besonders kleinere und mittlere Anbieter wür- den an den enormen Veränderungen scheitern, vor denen die Asset-Management-Industrie stehe. Viele Häuser unterschätzen den Analys- ten zufolge, wie stark Regulierung und Tech- nologiewandel ihr Geschäftsmodell gefähr- den. Gleiches gelte für das Verhalten der Anleger, das sich fundamental wandle. „Nicht alle Anbieter werden überleben. Und diejeni- gen, die es schaffen, werden hart arbeiten müssen, um weiterhin profitabel zu sein“, warnt Bain-Partner Matthias Memminger. Doch verpassen kleinere und mittlere Anbieter tatsächlich den Umbruch, den die Unternehmensberater ausrufen? Immerhin durchliefen viele in der Vergangenheit umfas- sende Veränderungen. Sie könnten sich auch künftig anpassen – und so den Prognosen zum Trotz am Ende doch überleben. FONDS professionell begab sich auf Spurensuche und zeigt anhand von vier Beispielen, wie wand- lungsfähig Fondsgesellschaften sein können. Auf zu neuen Ufern Ein Exempel für einen steten Anpassungs- prozess findet sich am beschaulichen Ufer des Zürichsees. Hier residiert in einem Bürohaus mit modernen, geschwungenen Glasfassaden Fisch Asset Management. Die Brüder Pius und Kurt Fisch konzentrierten sich auf ein Segment: Wandelanleihen. Auch heute bilden diese den Kern des Unternehmens, aber neben anderen Bereichen. „Das Wachstum war da“, berichtet Kurt Fisch. „Doch Wandelanleihen sind ein Nischenbereich. Irgendwann hätten wir das Volumen ausgeschöpft.“ So entschloss sich das Duo, den Fokus zu erweitern. Ein Schritt waren Hochzinsanleihen – ein aus Sicht der Brüder naheliegendes Feld. Die Erkenntnisse aus der Analyse von Wan- delanleihenemittenten ließen sich auf High Yields anwenden. Zudem kooperieren die Schweizer mit der Ratinggesellschaft Inde- pendent Credit-View, an der sie die Mehrheit erwarben. Ein weiterer Zuwachs waren Bonds solider Schwellenländerunternehmen. Der Aufbruch zu neuen Ufern war durch- aus mit Risiken für das bestehende Geschäft verbunden. „Es war ein Riesenvorteil, dass wir als Wandelanleihenspezialist gesehen wur- den“, erläutert Kurt Fisch. „Die Ausweitung auf andere Bereiche barg die Gefahr, dass wir unsere Marke und unser Alleinstellungsmerk- mal verlieren.“ Doch der Führungsriege um die beiden Brüder war auch klar, dass es aus Unternehmenssicht zum Verhängnis werden könnte, sich auf Gedeih und Verderb auf den Erfolg in nur einem Geschäftsfeld zu verlas- sen. So entschieden die Schweizer, die Basis an Ertragsquellen zu vergrößern. „Am Ende haben die Credits sogar geholfen und auch unseremWandelanleihenbereich größere Auf- merksamkeit verschafft“, so Fisch. Als letzte Erweiterung der Boutique trat der Multi-Asset-Bereich hinzu – wenngleich eher zufällig. „Wir waren nicht übermäßig glück- lich, wie ein externer Manager die Pensions- rückstellungen unserer Gesellschaft verwalte- te“, erläutert der Firmengründer. Daher über- nahmen die Schweizer kurzerhand selbst das Management. Zunächst reifte die Strategie im hauseigenen Pensionsfonds. Dann goss die Gesellschaft diese auch in zwei Spielarten in Publikumsfonds: den Fisch Multi-Asset Man- ta und den Manta-Plus. Die Schweizer hoffen, mit ihrem erprobten Ansatz ein Stück vom Wachstumssegment Multi-Asset zu ergattern. Marktlücke gefunden Auch Lupus Alpha startete als spezialisier- tes Investmenthaus: Die Gründungspartner brachten ihre Expertise bei Small und Mid Caps ein. In diesem Feld sahen sie einen ent- scheidenden Vorteil: Das Segment ist nicht so gut von Aktienanalysten abgedeckt. „Mit einer eigenen Analyse lässt sich hier ein Wissens- vorsprung gegenüber dem Markt herausar- beiten“, sagt Ralf Lochmüller, einer der Grün- dungspartner der Boutique. Wenige Jahre nach dem Start stieß das Haus in eine Marktlücke vor, die eine Neufas- sung des Investmentgesetzes öffnete: Hedge- fondsstrategien. Lupus Alpha bündelte die Ak- tivitäten in dem Bereich Alternative Solutions und machte sich mit Volatilitätsstrategien einen Namen. Zuletzt kam die Sparte Advanced Der Hälfte der Fondsbranche droht das Aus, warnen Beobachter. Kleinere Häuser würden es schwer haben. Doch gerade die erweisen sich als anpassungsfähig. Die bessere Hälfte Einmal alt, einmal kernsaniert: Die Asset-Management-Industrie steht vor massiven Umbrüchen. Kleinere Anbieter soll dies schwer treffen, meinen manche Analysten. Doch gerade die haben ihre Wandlungsfähigkeit bewiesen. Foto: © cameris | stock.adobe.com, Fisch Asset Management, Frank Blümler 206 www.fondsprofessionell.at | 3/2018 vertrieb & praxis I konsolidierung

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