FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2018

W enn man mit einer neuen Idee kommt, hört man zum Start in der Regel, dass sie nicht funktionieren wird. Stellt sich doch ein anfänglicher Erfolg ein, wird die Innovation als „Mode“ ohne Zukunftschancen abgetan. Erweist sich das Konzept dann aber nach einigen Jahrzehnten als Megatrend, beteuern viele Beobachter, dies schon von Anfang an gewusst zu haben. Auch Jack Bogle ging es nicht anders. Ab 1976 begann er mit einer neuen Idee die In- vestmentwelt zu verändern. Er schuf den ers- ten öffentlich zugänglichen Indexfonds – eine Nachbildung des S&P 500 – und wurde dafür als „Verrückter“ bezeichnet. Seine Idee galt sogar als „unamerikanisch“. Bogle selbst schätzte das Potenzial dieser Investmentidee hingegen vom Start weg richtig ein. Er be- nannte sein Unternehmen nach Admiral Nel- sons Flaggschiff, der HMS Vanguard. Vangu- ard ist auch das englische Wort für Vorreiter. All das ist Geschichte, Bogles Erfindung der Indexfonds ist aber auch heute noch im Vormarsch. Mittlerweile werden 37 Prozent des gesamten Fondsvermögens in den USA passiv verwaltet, zeigen Zahlen von Morningstar. Bei Aktien- fonds wird die 50-Prozent- Schwelle bald gerissen sein. Vanguard zählt heute zu den größten Vermögensverwaltern der Welt – derzeit liegt nur noch Blackrock vor dem Indexpionier. Betrachtet man bloß die USA, liegt Vanguard sogar auf Platz eins. Auch bei Publikumsfonds lässt Vanguard Blackrock schon hinter sich. Das ist bemerkens- wert, denn die Gesellschaft ist keineswegs konkurrenzlos. Im Gegenteil: Schon kurze Zeit nach der Gründung wurde Bogles Idee kopiert. Daher stellt sich die Frage, worauf die Vor- machtstellung Vanguards basiert. Anleger als Eigentümer Das Erfolgsgeheimnis der Amerikaner beginnt bereits beim Selbstver- ständnis. Während die Konkurrenz in Van- guard in erster Linie einen Anbieter passiver Investmentlösungen sieht, definiert sich die Gesellschaft selbst keineswegs so. Auf die Frage, worin sich Vanguard von aktiven Fondshäusern unterscheide, antwortet Mark Fitzgerald, Head of ETF Product Manage- ment Europe: „Wir sind kein pro-passives und anti-aktives Haus. Wir sind nur gegen hohe Kosten.“ Gemäß dem Motto, dass man eine Dienstleistung nur entweder besser oder billi- ger als die Konkurrenz anbieten kann, setzt Vanguard auf Letzteres. Die Umsetzung die- ser Philosophie erfolgt dabei kompromisslos und geht so weit, dass Vanguard noch nicht mal einen Eigentümer hat. Die Gesellschaft gehört weder dem Gründer Jack Bogle noch einem Stamm von Aktionären, sondern ist genossen- schaftlich organisiert: Sie gehört den Investo- ren der amerikanischen Vanguard-Fonds. Anstatt die Gewinne in Form von Dividen- den an Aktionäre auszuschütten, werden diese Vanguard macht vieles anders als seine Mitbewerber – und wurde damit zum größten Fondshaus der USA. Nun nimmt der Anbieter auch Europa ins Visier. Erfolgsrezept eines Giganten Mitarbeiter im Londoner Büro des Indexfondsgiganten Vanguard. Ein Erfolgsgeheimnis der Amerikaner ist die geringe Fluktuationsrate, auch auf der Führungsebene. Vanguard Daten & Fakten zum Unternehmen Global Gründung: 1. Mai 1975 (USA) CEO: Mortimer J. Buckley Ältester operativer Fonds: Wellington Fund (seit 1. Juli 1929) Total Global Assets: 5,07 Billionen US-Dollar Anzahl der Fonds: 400 Anzahl der Investoren: 20 Millionen Expense Ratio (Schnitt): 0,1 Prozent (volumensgewichtet) Europa Erstes europäisches Büro: Amsterdam (2004) Europachef: Sean Hagerty Ältester operativer Fonds: Vanguard US Stock 500 Index Fund (seit 1998) Total European Assets: 177 Milliarden US-Dollar Anzahl der Fonds: 170 Anzahl europ. Investoren: k. A. Expense Ratio (Schnitt): 0,1 Prozent (volumensgewichtet) 202 www.fondsprofessionell.at | 3/2018 vertrieb & praxis I vanguard Foto: © Sarah Weal

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