FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2018

E in bisschen Schwung täte dem heimi- schen Fondsmarkt gut. Nicht zuletzt in Zeiten von Mifid II, wo das Fonds- sortiment, das dem Anleger präsentiert wird, vielerorts schrumpft. Umso spannender war das Signal, das drei nordische Fondsboutiquen im Sommer aussandten. Lannebo Fonder und Carnegie Fonder – beide aus Schweden – sowie die finnische Gesellschaft Fondita sondierten in Wien bei einem Treffen mit Investoren und Brancheninsidern den Nutzen einer Registrierung in Österreich. Alle drei sind spezialisiert auf skandinavische Unter- nehmen; sie konzentrieren sich tendenziell auf wenige Titel beziehungsweise auf Small Caps, die der Rest der Welt nicht auf dem Radar hat. FONDS professionell nahm an der Veranstal- tung, die an der schwedischen Botschaft in Wien im Rahmen eines „Scandinavian Fund Day“ stattfand, teil. Flexible Kupons Zu den Pionieren am Markt zählt sich Car- negie Fonder, einer der größten unabhängigen Vermögensverwalter in Schweden. Das Un- ternehmen, das seit 30 Jahren besteht, war nach Eigenangaben eines der ersten, das einen Fonds mit schwedischen Aktien aufgelegt hat. Die Anleger dürfen bisher zufrieden sein. Der auf Aktien setzende Sverigefond hat seit Start 1987 das investierte Vermögen um gut 5.100 Prozent vermehrt. Ähnlich der Carnegie Stra- tegifondA, der auch in Unternehmensanleihen investiert, mit gut 5.500 Prozent seit 1988. Interessant ist Carnegie Fonder nicht zuletzt deshalb, weil die Gesellschaft neben Aktien eine hohe Fixed-Income-Expertise hat; Carne- gie zählt sich zu den Hauptinvestoren in nor- dische Anleihen. Skandinavische Anleger gel- ten ja eigentlich als deutlich aktienorientierter und weniger anleihenaffin, als es die Öster- reicher sind. Dennoch gibt es gerade bei skandinavi- schen Unternehmensanleihen zwei Aspekte, die momentan nicht interessanter sein könn- ten: Zum einen würden am nordischen An- leihenmarkt hauptsächlich „Floating Rate Notes“ (FRN) angeboten, wie Peter Gullmert, Head of Sales von Carnegie Fonder, gegen- über FONDS professionell betont. Das derzeit allseits gefürchtete Zinsänderungsrisiko wäre bei solchen Investments also zu vernachläs- sigen. Gleichzeitig böten nordische Werte generell deutlich bessere Renditen, weil sie seltener Ratings der großen Agenturen haben, so Gullmert. „Die nordische Corporate-Bond-Industrie ist in den letzten zehn Jahren stark gewachsen, und man findet in der Region eine gute Di- versifikation. Schweden ist groß im Finanz- sektor und bei Immobilien, Finnland bei Holz und Papier, Norwegen bei Energie und Schiff- fahrt. Die Wirtschaften sind sehr unterschied- lich“, so Gullmert. Verglichen mit Zentral- europa gebe es bei Fixed Income eine hohe Dichte an Firmen, die in ihren Nischen Welt- marktführer sind. Diese haben aber „anders als viele Unternehmen auf großen Märkten kein Public Rating der wichtigen Agenturen. Das verkleinert die Investorenbasis und sorgt für einen höheren Zins“, so Gullmert. Small und Micro Caps im Blick Auch die Kollegen von der finnischen Fondskonkurrentin Fondita setzen auf diesen Faktor. Fondita ist Profi bei nordischen Small- und Micro-Cap-Aktien: „Diese Unternehmen sind oft unteranalysiert. Das schafft für uns gute Kaufgelegenheiten“, sagt Vize-CEO Fredrik von Knorring. Die unabhängige fin- nische Boutique wurde 1997 gegründet und setzt ausschließlich auf Aktien. Die acht Fonds verfolgen eine reine Long-only-Strate- gie. Im Vordergrund stehen eigene Überzeu- gungen abseits einer Benchmark. „Wir suchen nach sehr gezielten Kriterien. Zum Beispiel Active Ownership, ein Entrepreneur, der sein eigenes Geld einbringt, Familieneigentümer – das schauen wir uns an“, so Knorring bei sei- Drei hierzulande kaum bekannte skandinavische Fondsboutiquen sondieren den österreichischen Markt. Warum ein Einstieg für Austro-Anleger gut wäre. Hoher Norden blickt südwärts Peter Gullmert, Sales-Chef der schwedischen Fondsgesellschaft Carnegie Fonder (r.), in der schwedischen Botschaft in Wien mit Claes Feldmann, der für institutionelle Klienten zuständig ist. Sie prüfen eine Registrierung in Österreich. » Nordische Unternehmen haben oft kein Rating der wichtigen Agenturen. Das ver- kleinert die Investorenbasis und sorgt für einen höheren Zins. « Peter Gullmert, Carnegie 200 www.fondsprofessionell.at | 3/2018 vertrieb & praxis I skandinavien Foto: © Marlene Fröhlich (4), Lannebo Fonder

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