FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2018

D ie Goldgräberzeiten im unabhängigen Finanzvertrieb Österreich liegen nun schon etliche Jahre zurück. Seit mehr als einer Dekade stehen die Zeichen auf Kon- solidierung. Schwierige Rahmenbedingungen veranlassten viele vormals konzessionierte Unternehmen zumAnschluss an Haftungsdä- cher, um die Kosten unter Kontrolle zu halten. Zu den Wertpapierfirmen, die von dem Trend profitieren konnten, zählt mittlerweile auch die in Linz ansässige WSS Vermögensma- nagement. Mit einem verwalteten Vermögen von über 350 Millionen Euro zählt sie heute zu den größten bankenunabhängigen Vermö- gensverwaltern Österreichs. WSS-Gründer Markus Weissörtel blickt zurück: „Als wir mit der Vermögensverwaltung im Jahr 2005 starteten, gab es 104 große Kon- zessionen, jetzt sind es gerade noch 40. Und der Konzentrationsprozess geht unserer Meinung nach weiter.“ Von der klassischen Vermögensverwaltung kommend entdeckte man das Haftungs- dachgeschäft eher durch Zufall, erinnert sich Weissörtel: „Vor zwei Jahren legte einer unserer jetzigen Partner die große Konzession zurück und war auf der Suche nach einem Abwicklungs- partner. Das war der Startschuss für unser Haftungsdach.“ In- zwischen sind eini- ge Partner hinzuge- kommen, etliche da- von haben ihre klei- ne Konzession zu- rückgelegt. „Nachdem bereits alle Prozesse aufgesetzt waren, war es ein logischer Schritt, in die Breite zu gehen“, erklärt der WSS-Grün- der. Mittlerweile hat die Wertpapierfirma insgesamt sieben Haftungsdachpartner, die in etwa ein Volumen von 80 Millionen Euro betreuen. Damit soll das Ende der Fahnen- stange noch lange nicht erreicht sein. haftungsdach.at Mit dem neu geschaffenen Onlineauftritt haftungsdach.at will man nun richtig durch- starten. „Wir haben gespürt, dass Bedarf vor- handen ist und viele Unternehmen mit der Bürokratie nicht mehr zurande kommen. Mit einer kleinen Konzession wird das Überleben immer schwieriger. Die Leute möchten jedoch Gestaltungs- und Handlungs- spielraum haben. Also ha- ben wir gesagt, dass wir die notwendigen Rahmen- bedingungen für diese Zielgruppe schaffen“, er- klärt Michael Schwaiger, der bei WSS für das Haftungsdach zuständig ist. Dass es in diesem Bereich auch heute noch Konkurrenten gibt, stört WSS dabei nicht. Die Linzer sind durchaus selbstbewusst, was die Unterscheidungsmerkmale zum Mit- bewerb betrifft. „Wir bieten den vertraglich gebundenen Vermittlern größtmöglichen Spielraum: So können Berater bei uns auch ausgewählte Einzeltitel abwickeln. Sowohl im Investmentfondsbereich als auch bei den Ein- zeltiteln liegt die Auswahl im dreistelligen Be- reich“, so Schwaiger. Dass man über das Haf- tungsdach auch die eigene Vermögensverwal- tung stärker vermarkten möchte, liegt auf der Hand, Zwang wird dabei aber nicht ausgeübt. Weissörtel betont, dass die angeschlossenen VGV keineswegs die hauseigene Vermögens- verwaltung verkaufen müssen. Sein Ehrgeiz bestehe darin, ein möglichst flexibles Angebot zu haben, wobei auch die Hoffnung mit- schwinge, dass die Berater die Vorteile der Vermögensverwaltung erkennen und nutzen. Den zentralen Vorteil seiner Vermögensver- waltung sieht das Unternehmen im reduzier- ten Haftungsrisiko und dem vergleichsweise geringen Aufwand beim Beratungs- und Dokumentationsprozesses. Und laut WSS werden diese Pluspunkte seines Angebots durchaus wahrgenommen, Weissörtel dazu: „Wir haben mit Einführung von Mifid II nochmals einen deutlichen Nachfrageanstieg in der Vermögensverwaltung wahrgenommen, und wir gehen davon aus, dass sich dieser noch verstärken wird.“ Bei der Vergütung des Vermögensverwal- tungsmodells gehen die Linzer nicht den tra- ditionellen, sondern einen – zumindest poten- ziell – nachhaltigeren Weg. Berater verdienen nicht am Abschluss, sondern erhalten quar- talsweise eine Provision – etwa  0,65 Prozent des Depotvolumens pro Jahr. Die Partner von WSS müssen sich in der Folge nicht mit der Portfolioüberwachung beschäftigen, dürfen aber dennoch hoffen, sich hier eine langfris- tige Einnahmequelle erschlossen zu haben. Auch Tippgebern macht das Haftungsdach ein interessantes Angebot: Bei erfolgreicher Vermittlung eines Kunden winken zehn Jahre lang 0,35 Prozent Bestandsvergütung. GEORG PANKL | FP Dr. Michael Schwaiger, WSS Ver- mögensmanagement: „Mit einer kleinen Konzession wird das Über- leben immer schwieriger.“ Mit der Internetseite haftungsdach.at will der Linzer Vermögensverwalter WSS Vermögensmanagement nun deutlich stärker Berater ansprechen. Haftungsdach mit Spielraum WSS Vermögensmanagement Die WSS Vermögensmanagement GmbH wurde im Jahr 2005 von Mag. Markus Weissörtel, Karl Stöbich und Herbert Scherrer mit Sitz in Linz gegründet und verfügt als Wertpapierfirma über die Konzession zur Annahme und Übermittlung von Aufträgen, Anlageberatung und Portfolioverwaltung. Das Unternehmen gehört zu Öster- reichs größten privaten Vermögensmanagementgesell- schaften mit einem verwalteten Vermögen von rund 360 Millionen Euro. Derzeit verfügt man über 750 Kunden und sieben Haftungsdachpartner (Stand 30. 6. 2018). Neben vier Investmentfonds bietet man drei Strategieportfolios mit unterschiedlichen Risikoklassen an. Weitere Informationen zum Haftungsdach finden Sie in der Tabelle auf Seite 186. 184 www.fondsprofessionell.at | 3/2018 vertrieb & praxis I pools Foto: © WSS

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