FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2018

B etongold“ gilt als sichere Anlage, die selbst in stürmischen Zeiten wertstabil ist. Die Risiken sind im Vergleich zu an- deren Investments überschau- und vor allem kal- kulierbar. Trotzdem warnte die Arbeiterkammer (AK) im vergangenen Frühjahr vor dem Kauf von Vorsorgewohnungen. Argumentationsgrund- lage war eine im April vorgestellte Studie, ba- sierend auf Testkäufen bei vier Anbietern. Aus AK-Sicht zeigt die Untersuchung, dass die Wer- bung einseitig ist, in den Unterlagen viele Kosten nicht genannt werden und die prognostizierten Er- träge meist zu optimistisch sind. Darüber disku- tierte FONDS professionell mit Vertretern der Arbeiterkammer und zwei kritisierten Anbietern. Alexander Endlweber (FONDS professionell): Wenn man die Arbeiterkammer-Studie und die dazugehörige Pressemitteilung liest, be- kommt man den Eindruck, dass Käufer von Vorsorgewohnungen immer ein schlechtes Geschäft machen. Übertreiben Sie nicht? Mag. Gabriele Zgubic (AK): Die Werbung für Vorsorgewohnungen zielt immer mehr auch auf den durchschnittlichen Arbeitnehmer ab, der zu einem kleinen Vermögen gekommen ist oder et- was gespart hat. Allerdings ist die Veranlagung sehr komplex, langfristig bindend und mit vielen Fallstricken behaftet. Besonders aufgefallen ist uns, dass die Renditeberechnungen sehr optimis- tisch sind. Viele Kosten werden unter den Tisch fallen gelassen, sodass die Renditedarstellung oft nicht nachvollziehbar ist. Viele Anleger könnten – wie bei anderen Veranlagungen auch – die er- warteten Renditen nicht erreichen. Mag. Christian Prantner (AK): Ich sehe das durchaus neutraler. Aus dem Studientitel „Chan- cen und Risiken einer Vorsorgewohnung“ geht hervor, dass man einen kritischen Blick auf das gesamte Konstrukt werfen soll. Im Fazit heißt es, dass „festzuhalten ist, dass Rendite- und Er- tragsprognosen der Immobilienanbieter genau unter die Lupe zu nehmen sind“ . Viele Dinge wurden kritisch beurteilt, vor allem die rechtliche Qualität der Verträge. Die Informationen sind da und dort löchrig, Chancen und Risiken sind an- bieterseitig ein bisschen geschönt. Das liegt in der Natur der Sache. Deshalb empfehlen wir jedem Käufer, ganz genau hinzuschauen. Wir haben eine Checkliste erstellt, worauf bei einer Vorsorgewohnung zu achten ist. Dr. Helmut Hardt (Wiener Privatbank): Die Studie ist sehr inhaltsreich und grundsätzlich gut gemacht. Aber der Unterton, dass den Kunden etwas aufgeschwatzt wird, ist nicht berechtigt. Wer seit 2008 in eine Vorsorgewohnung inves- tiert hat, hat sicher deutlich mehr Rendite erzielt, als jemals prognostiziert worden ist. Ich bin bei Ihnen, dass das Produkt kompliziert ist. Die Profis auf dem Markt haben aber eine entspre- chende Beratungskompetenz, und wir als Bank haben eine besondere Kompetenz. Wesentlich ist hier die Risikostreuung: Dem Kunden, der nur ein Sparbuch hat, kann man Ehrlichkeit und Transparenz Die Diskussionsteilnehmer (v.l.n.r.): Dr. Manfred Raab (Geschäftsführer Raab & Raab), Dr. Helmut Hardt (Vorstand Wiener Privatbank), Mag. Gabriele Zgubic (Abteilungsleiterin Konsumentenpolitik in der Arbeiterkammer Wien), Dipl.-Ing. Philipp Hain (Geschäftsführer Selected Estate), Mag. Christian Prantner (zuständig für Konsumentenpolitik und Finanzdienstleistung in der Arbeiterkammer Wien) Fotos: © Marlene Fröhlich Vorsorgewohnungen sind ein riskantes Investment, meint die Arbeiterkammer, und legt eine Mystery-Shopping-Studie vor, in der die Anbieter teilweise ziemlich schlecht abschneiden. Einige Kritikpunkte sind aber durchaus berechtigt. 152 www.fondsprofessionell.at | 3/2018 roundtable I vorsorgewohnungen

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