FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2018

markt & strategie I heat map 148 www.fondsprofessionell.at | 3/2018 Glutnester und Brandherde Nicht zuletzt die starken Konjunkturdaten haben an den Märkten zu einer historisch langen Boomphase geführt. Dieses Szenario könnte 2019 kippen. D ass es die vergangenen Jahre mit den Fi- nanzmärkten wirklich gut gemeint haben, ist eine Tatsache, die wohl eher nicht in Abrede gestellt werden kann. Genau die Länge und Stärke der Hausse stimmt aber manche Marktbeobachter skeptisch. In den vergangenen Wochen haben sich außerdem die Warnrufe gehäuft, wonach sich die Marktbedingungen per se möglicherweise fundamental geändert haben. Unter den prominentesten Skeptikern findet sich IWF-Chefin Christine Lagarde, die vor den zerstörerischen Auswirkungen eines Han- delskriegs warnt – in erster Linie für die Schwellenländer und in Zweitrunden- effekten für die ganze Welt. Doch wie stellen sich die Risiken der Welt nun tatsächlich dar? Um uns einer Antwort an diese Frage anzunähern, haben wir eine „Heat Map“ erstellt, teilweise ba- sierend auf Daten des Ifo-Instituts, das im August einen weltweiten Konjunkturausblick bis ins Jahr 2019 veröffentlicht hat. Erhoben wurden die gegenwärtigen Einschätzungen sowie die Er- wartungen der lokalen Business Communities. Als Resultat ergab sich ein im Vergleich zu 2018 deutlich pessimistischerer Ausblick, nicht zuletzt ausgehend von den beiden weltweit größten Volkswirtschaften China und USA. Regionale Einzelrisiken wie etwa möglicher- weise deutlich höher als erwartet ausfallende Brexit-Kosten im Vereinigten Königreich oder Dürreperioden in Argentinien finden ebenfalls ihren Niederschlag. Als positive Überraschung könnte sich Russland etablieren, das mit einer starken Handelsbilanz im Rücken in eine Erho- lungsphase tritt. Das Farbschema bildet grob die Auswirkungen ab, wie sie in den Konjunktur- Subzyklen Boom, Abschwung, Rezession und Erholung auftreten. Stimmen die Einschätzun- gen, müssen sich die Märkte auf ein paar ruppi- ge Quartale einstellen. HANS WEITMAYR | FP USA Für die USA wird erwartet, dass sich die Konjunktur abschwächt. Dann würde sich auch die Sorge bestätigen, dass US-Präsident Donald Trump seine Steuerreform zu früh lanciert hat und positive Effekte verpulvert wurden. Weltweite „Risikoexporte“: 1. Inflation führt zu Leitzinsanhebungen – Leitzinsanhebungen führen zu Dollarstärke. 2. Handelskrieg mit dem Rest der Welt. Zuletzt standen Strafzölle auf chinesische Importe im Wert von 500 Milliar- den US-Dollar im Raum, was de facto den gesamten Exporten der Volks- republik in die USA entspricht. 3. Das von den USA ausgehende System der Schattenbanken hat inzwischen ein Volumen von 45 Billionen US- Dollar erreicht und vergibt in den USA laut IWF mittlerweile 50 Prozent der Kredite . Skeptiker fürchten Risi- ken für das Finanzsystem à la Lehman. Argentinien Spätestens seitdem bekannt wurde, dass der IWF eine Bereitschaftskreditvereinba- rung mit einem Volumen von 50 Milliarden US-Dollar für Argentinien genehmigt hat, ist wieder Feuer auf dem Dach. Die Dürreperiode, die zu einem Ein- bruch der Agrarproduktion und der Exportgewinne führte, der Anstieg der Weltenergiepreise und eine Verschärfung der Finanzierungsbedingungen hätten die Maßnahmen notwendig gemacht. Die Inflationsrate für 2018 wurde auf 29,2 Prozent nach oben korrigiert. Das kann Einfluss auf das Investoren- sentiment bezüglich des gesamten Schwellenlandmarktes haben. Steigende Inflationsraten, potenzieller Verlust von Kaufkraft Dollar- Staats- verschuldung steigt Nachfrage nach Dollar steigt Foto: © stock.adobe.com | 1L26 | pyty, 2018 Bloomberg Finance LP

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