FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2018

134 www.fondsprofessionell.at | 3/2018 markt & strategie I mittelzu- und -abflüsse A ktienfonds hui, Anleihenfonds pfui. So ließe sich die aktuelle Mittelzu- und -abflussstatistik des Fondsdatenanbie- ters Mountain-View in nur wenigen Worten zusammenfassen. Während Aktienfonds im bisherigen Jahresverlauf dank Mittelzuflüssen in Höhe von knapp 20 Milliarden Euro bereits das Spitzenjahr 2017 – im Vorjahr flossen die- sen Fonds 17 Milliarden Euro zu – übertrafen, werden Anleihenfonds derzeit eher ver- als gekauft. Seit Jahresbeginn trennten sich An- leger von Bondfonds im Gegenwert von netto 50 Milliarden Euro. Zum Vergleich: 2017 konnten Rentenfonds noch Investorengelder in Höhe von 115 Milliarden Euro einsam- meln. Das lässt den Schluss zu, dass sich Anleger derzeit mehr um eine mögliche Zins- wende in Europa sorgen als um die politi- schen und wirtschaftlichen Risiken, die von verschiedenster Seite her drohen. Ein Ende der Minizinsen würde naturgemäß zunächst langlaufende Anleihen unter Druck setzen. Sollte es tatsächlich zu einer Änderung der europäischen Zinspolitik kommen, wären das aber auch mittelfristig schlechte Nachrichten für Aktienfonds. Sobald höher rentierende Renten zur Verfügung stehen, werden risiko- averse Anleger dann von Aktien in Anleihen wechseln. Die Absatzstatistik der Mischfonds spiegelt eine solche Tendenz derzeit noch nicht wider. Diese seit Jahren beliebten gemischten Port- folios sammelten in den ersten acht Monaten dieses Jahres 25,88 Milliarden Euro ein. Das sind zwar rund 6,6 Milliarden Euro weni- ger als im Vergleichszeitraum des Vorjah- res, eine Abkehr von dieser Fondskatego- rie, die im Fall einer Zinswende voraus- sichtlich auch nicht ungeschoren bliebe, ist aber nicht erkennbar. Größte Gefahr: Handelskrieg Professionellen Marktteilnehmern be- reitete zuletzt aber eine bevorstehende Zinswende weniger Kopfzerbrechen als die mögliche Eskalation des von den USA ausgehenden Handelskriegs. Dies ergab die jüngsten Fondsmanager-Umfrage der Bank of America Merrill Lynch. 57 Pro- zent der Interviewteilnehmer gaben zu- dem an, dass sie einen Handelskrieg derzeit als größtes Risiko für den Investmentmarkt sehen. Strafzölle könnten dann das Wirt- schaftswachstum dämpfen, was wiederum den Aktienmarkt bremsen würde. Demnach agieren die befragten Portfoliolenker im Hin- blick darauf etwas defensiver – sie haben ihre Cash-Positionen im Vormonatsvergleich von 4,7 auf fünf Prozent erhöht. Ein Ende der lockeren Geldpolitik nehmen hingegen nur 15 Prozent der Umfrageteilnehmer als mögliche Bedrohung wahr. Dass die Situation für Anleger grundsätz- lich schwieriger wird, steht für viele Markt- teilnehmer außer Frage. Witold Bahrke, Se- nior-Stratege bei Nordea Asset Management, sieht in den zunehmenden Ungleichgewichten in der Weltwirtschaft Gefahren. Er denkt, dass Aktien mit großer Wahrscheinlichkeit vor ihrem zyklischen Hoch stehen: „Das konjunk- turelle Auseinanderdriften zwischen den USA und allen anderen wichtigen Wirtschaftsregio- nen in der Welt hat auf Dauer eine zerstöreri- sche Wirkung“, warnt der Nordea-Manager. Er geht davon aus, dass die Konjunktur in den USA in den kommenden Monaten deutlich besser verlaufen wird als in anderen wichtigen Wirtschaftsregionen. Diese asymmetrische Konjunkturentwicklung werde eine weitere Straffung der geldpolitischen Rahmenbedin- gungen mit sich bringen, was die Weltkon- junktur bremsen sollte. Einigkeit bei Länderallokation Bei der Frage, welche Regionen und Län- der derzeit unattraktiv erscheinen, deckt sich die Mountain-View-Statistik mit der Umfrage der Bank of America Merrill Lynch. Schwel- lenländer- und britische Aktien werden dem- nach derzeit von den Fondsmanagern unter- gewichtet. Aus Emerging Markets flossen seit Mai mehr als fünf Milliarden Euro ab, aus britischen Aktienfonds war es seit Jahres- beginn eine knappe Milliarde Euro. Auf der anderen Seite stehen US-amerikanische Aktienfonds, die Eurozone und Japan auf den Einkaufslisten der Investmentprofis. Nachdem US-Aktienfonds drei Jahre lang mit Abflüssen konfrontiert waren, investierten Anleger imAugust wieder 1,55 Milliarden Euro in diese Fondsgruppe. Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei Aktienfonds, die in Unternehmen aus der Eurozone oder aus Japan investieren: Erstere konnten bereits 2017 mit 5,44 Milliarden Euro Rekord- zuflüsse verzeichnen und sind mit 3,48 Milliarden Euro auch in diesem Jahr auf dem besten Weg, neue Höchststände zu erreichen. Japan hatte im Juli mit mehr als sieben Milliarden Euro besonders hohe Zuflüsse verzeichnet. CORNELIA FUSSI | Die Tabellen zu diesem Artikel finden Sie auf der nächsten Seite . FP Mittelaufkommen Anleihenfonds Nach dem Spitzenjahr 2017, in dem Anleihenfonds insgesamt mehr als 115 Milliarden Euro zuflossen, beginnen Anleger jetzt, sich aus Rentenfonds zurückzuziehen. Quelle: Mountain-View -20 -15 -10 -5 0 5 10 15 2016 2017 ’18 2015 2014 2013 2012 2011 2010 2009 ’08 2 Mrd. Euro Foto: © Nordea AM Nach Rekordzuflüssen ziehen sich Anleger vermehrt aus Rentenfonds zurück. Manche Fondsprofis sehen allerdings mehr Gefahren am Aktienfondsmarkt. Adieu, Rentenfonds! Witold Bahrke, Nordea AM: „Das konjunkturelle Ausein- anderdriften hat auf Dauer eine zerstörerische Wirkung.“

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