FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2018

Lage bei Fonds mit Euro-Unternehmensanlei- hen: In dieser Kategorie stecken 39 Prozent des Geldes in Portfolios, bei denen die Kosten der untersuchten Tranchen höher sind als die Rendite der Papiere im Portfolio (siehe Gra- fiken auf der nächsten Seite). Flexibilität entscheidend „An den Rentenmärkten lässt sich keine vernünftige Rendite mehr erzielen“, sagt Dachfondsmanager Eckhard Sauren. „Das Rendite-Risiko-Verhältnis ist schlecht. Die Zahl der Anleihenmanager, die eine Outper- formance erzielen, verkleinert sich angesichts des schwierigen Umfelds zusehends.“ Ein Auswuchs der Misere: Bei den Sauren Gol- den Awards zeichnete der Kölner Vermögens- verwalter in diesem Jahr nur einen einzigen Rentenfondsmanager aus (siehe Seite 86). Die mageren Kupons sind nicht nur für Anleihenfonds eine Herausforderung, sondern auch für gemischte Portfolios. „Klassische Euroland-Renten haben wir aus unserem Fonds verbannt“, sagt etwa Thomas Romig von Assenagon. Wenn er festverzinsliche Wertpapiere in seinen Fonds Assenagon Multi Asset Conservative legt, dann am ehesten Spezialitäten wie Asset Backed Securities (ABS). „Für den defensiven Teil des Portfo- lios setze ich – anders als früher – nicht mehr auf Staatsanleihen, sondern auf Liquid-Alter- natives-Zielfonds, die sich möglichst unab- hängig vom Aktien- und Rentenmarkt bewe- gen“, sagt Romig. „Entscheidend ist, als Port- foliomanager flexibel agieren zu können.“ Tückische Rentenrally Tatjana Greil-Castro, die seit 2007 den mittlerweile fast zehn Milliarden Euro schweren Muzinich Enhanced- yield Short-Term Fund managt, blickt von einer höheren Warte auf das Thema. „Die englische Bezeichnung ‚Fixed Income‘ spiegelt gut das Wesen von Anleiheninvestments wider: Ich weiß heute schon, wie viel Geld ich verdienen werde, wenn ich das Papier bis zur Fälligkeit halte – vorausgesetzt, der Gläubiger kann seine Schulden be- dienen.“ Während der Laufzeit gelte das allerdings nicht, betont sie: „Den Ertrag, den eine Anleihe bis heute schon abgeworfen hat, kann ich mor- gen nicht noch einmal verdienen.“ Ge- nau das sei das Tückische an der Ren- tenrally der letzten Jahre, meint die Portfoliomanagerin. „Das Zinsniveau ist zwar immer weiter gesunken, Rentenpa- piere haben aber dennoch attraktive Erträge abgeworfen. Nun machen sich die Marktteil- nehmer durchaus zu Recht Sorgen, welcher Ertrag da für die Zukunft noch übrig bleibt.“ Greil-Castro setzt in ihrem Fonds immer schon auf einen gewissen Anteil an High- Yield-Papieren, nicht erst seit dem Verfall der Zinsen. Noch hat sie Papiere mit Kupons von sieben bis neun Prozent im Portfolio, deren Kurse noch dazu kaum schwanken, weil sie bald zur Rückzahlung anstehen. „Wenn diese Kredite fällig werden, können sich die Unter- nehmen wahrscheinlich für vier oder fünf Prozent refinanzieren“, berichtet die Portfo- liomanagerin. „Und wegen der längeren Rest- laufzeit wären diese Papiere deutlich riskanter als die Vorläufer, die ich aktuell noch im Port- folio habe.“ Dieses Risiko möchte Greil- Castro ihren Anlegern nicht zumuten. „Das Ergebnis wird sein, dass der Durchschnittszins im Fonds sinkt. Aber das ist mir lieber, als eine deutlich höhere Volatilität in Kauf neh- men zu müssen.“ Teure Absicherung Wer über die niedrigen Zinsen in der Euro- zone jammert, erhält früher oder später den Hinweis, über den Atlantik zu blicken: In den USA liegen die Zinsen deutlich höher. „Das stimmt zwar, dafür gehen Anleger aus dem Euroraum aber entsprechende Währungsrisi- ken ein“, gibt Greil-Castro zu bedenken. „Die Absicherung dieses Risikos ist derzeit so teuer, dass nach Abzug der Kosten ein Invest- ment in Bundesanleihen attraktiver wäre als in US-Treasuries.“ Problematisch für Rentenfondsmanager ist auch, dass die Zinsstrukturkurve in den USA so flach ist: Anleihen langer Laufzeit werfen kaum höhere Erträge ab als Papiere, die bald fällig werden. In Europa verläuft diese Kurve zwar auch flacher als gewöhnlich, aber doch deutlich steiler als in den Vereinigten Staaten. Fondsmanager wissen das auszunutzen: Sie verkaufen regelmäßig Anleihen mit kurzer Restlaufzeit und reinvestieren das Geld in länger laufende Papiere – und streichen so ei- ne sogenannte „Rollrendite“ ein, die für einen netten Zusatzertrag sorgt. „Auch in dieser Hinsicht wirkt der europäische Anleihenmarkt heute deutlich ansprechender als der ameri- kanische“, sagt Greil-Castro. In manchen Ecken des US-Renten- marktes wird die Portfoliomanagerin allerdings fündig. „Die Renditen für US-Unternehmensanleihen mit In- vestment-Grade-Rating sind auf ein Niveau gestiegen, das diese Papiere auch nach Währungsabsicherung attraktiv erscheinen lässt“, sagt sie. Aktuell bleibt bei diesen Anleihen nach Abzug der Kosten für den De- visen-Hedge rund ein Prozent Rendi- te übrig. Greil-Castro: „Eine solche Verzinsung gilt heute schon als attrak- tiv – vor einigen Jahren hätte das wohl kaum jemand gesagt.“ Mittlerweile, so scheint es, haben sich alle daran gewöhnt, dass nur noch ein Rinnsal aus der Badewan- nenarmatur kommt – und kein satter Strahl mehr. BERND MIKOSCH | FP Günstig sind die wenigsten Verteilung der laufenden Kosten der untersuchten Rentenfonds Viele der untersuchten Fonds sind mit hohen Gebühren belastet: Nur gut jede dritte Anteilsklasse weist laufende Kosten von maximal einem Prozent aus, fast jedes zehnte Portfolio kommt auf zwei Prozent und mehr. Ein Grund dafür ist, dass nur typische Retail-Anteilsklassen in die Analyse ein- geflossen sind. Von den meisten untersuchten Fonds gibt es zwar deutlich günstigere Tranchen, diese sind für Privatanleger meist allerdings nicht zugänglich. Quelle: eigene Berechnungen mit Morningstar-Daten, Stand: 31.7.2018 0 100 200 300 400 500 600 > 2,5 % 2,0-2,5 % 1,5-2,0 % 0,5-1,0 % < 0,5 % 1,0-1,5 % 528 Fonds 3 348,7 Mrd. Euro n Volumen in Mrd. Euro n Zahl der Fonds Tatjana Greil-Castro, Muzinich: „Eine Verzinsung von einem Prozent gilt heute schon als attraktiv.“ 113 www.fondsprofessionell.at | 3/2018

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