FONDS professionell Österreich, Ausgabe 3/2018

F ür Dona Leni ist die Rechnung aufge- gangen. Vor einiger Zeit benötigte die Inhaberin eines Ladens in El Salvador für die Lagerung verderblicher Waren eine neue Kühltruhe. Doch für die Anschaffung fehlte das Geld. Von einem Finanzinstitut in der Region erhielt sie einen Mikrokredit in Höhe von 600 US-Dollar. Die Laufzeit belief sich auf ein Jahr, der Zins lag bei stattlichen 30 Prozent. Dona Leni führte den Kredit in monatlichen Raten von 50 Euro Tilgungsanteil und 15 Euro Zins zurück. Aber: Durch den Einsatz der neuen Kühltruhe konnte sie jeden Monat 39 Euro an Stromkosten sparen, eine Summe in Höhe von 60 Prozent ihrer Kreditrate. Und weil die moderne Truhe viel besser funk- tioniert als die alte, ist ihr Warenabsatz gestiegen. So nimmt sie nun auch noch mehr Geld ein. Von dieser gelungenen Mikrokredit- finanzierung berichtet Günther Kastner, geschäftsführender Gesellschafter und In- vestment-Vorstand des Wiener Fondsanbie- ters C-Quadrat. Er kennt das Projekt bestens, denn das Institut, das den Kredit für die Kühl- truhe bereitstellte, hat C-Quadrat mit Geldern aus seinem Fonds Dual Return Vision Micro- finance refinanziert. „Wir haben den Fonds im Jahr 2006 aufgelegt“, berichtet Kastner. Seit 2011 ist er auch in Deutschland zum Vertrieb zugelassen. Hierzulande war es Edda Schröder, die mit ihrer Gesellschaft Invest in Visions 2011 das erste Mikrofinanzportfolio lancierte, in das auch Privatanleger investieren können (siehe Interview auf Seite 110). Seitdem sind nicht viele weitere Vehikel dieser Art hinzugekom- men. In einer Zeit, da das Thema Nachhaltig- keit auch in der Geldanlage immer mehr an Bedeutung gewinnt, können Mikrofinanz- fonds aber durchaus interessant sein. Schließ- lich verfolgen sie hehre Ziele. So funktioniert’s Die Fonds investieren das eingesammelte Kapital zum Teil in Anleihen ausgewählter Mikrofinanzinstitute in Schwellen- und Ent- wicklungsländern. Möglich sind außerdem verbriefte oder unverbriefte Darlehensforde- rungen. Die Institute reichen das aufgenom- mene Geld über Kredite in Lokalwährung mit Laufzeiten zwischen zwölf Monaten und drei Jahren an Kleinstunternehmen oder kleine Firmen aus. Typische Kreditnehmer sind etwa Handwerker, Viehzüchter – oder Ladenbesit- zer wie Dona Leni. Diese können mit dem Fremdkapital dann notwendige Investitionen stemmen. Anlegern von Mikrofinanzportfolios versprechen die Fondsanbieter somit eine doppelte Rendite, denn zu den Erträgen kommt der wirtschaftliche und soziale Nutzen, den sie mit ihrem Kapital stiften. Allerdings haben die Fonds auch aus rein finanzieller Sicht einige Vorzüge. „Sie kor- relieren kaum mit anderen Anlageklassen und weisen mit einer Schwankungsbreite zwischen 0,6 und 0,7 Prozent eine ähnliche Volatilität auf wie Geldmarktfonds“, sagt Edda Schröder. Die Renditen hingegen liegen derzeit darüber: Auf Dreijahressicht erzielten in Deutschland für Privatanleger zugelassene Mikrofinanzfonds immerhin eine annualisierte Performance von 0,85 bis 1,82 Prozent. Zumindest als Beimi- schung im Depot können Mikrofinanz- fonds daher durchaus eine gute Sache sein. Seit 2011 können deutsche Privatanleger in Mikrofinanzfonds investieren. Diese stoßen häufig auf Kritik. Doch für Anleger, die mit ihren Investments etwas Gutes tun möchten, sind sie geeignet. Fonds mit doppelter Rendite Bäuerinnen bieten auf einem Markt außerhalb von Phnom Penh ihre Produkte an: Mit Mikrofinanzkrediten werden unternehmerische Projekte unterstützt, die ohne Fremdkapital nicht umgesetzt werden könnten. Chomo, 70 Kilometer nördlich von Nairobi (Kenia): Ein Gruppen- kredit wird auf die einzelnen Kreditnehmer verteilt. Foto: © C-QUADRAT Asset Management GmbH (Vision Microfinance) 108 www.fondsprofessionell.at | 3/2018 markt & strategie I mikrofinanzfonds

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