FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2018
Kunde ein Alternativprodukt möchte, kann man sagen: Pass auf, da gibt’s was Ähnliches oder sogar Besseres. Amundi ist der größte Fondsanbieter Europas. Ich möchte mich nicht darauf festlegen, dass man Nischenpro- dukte aus dem Programm nimmt. Aber wir wollen in einer Partnerschaft auch partner- schaftlich agieren. Wir arbeiten ja auch bei Schulungen intensiv zusammen, wo Amundi den Beratern zur Verfügung steht. Auch bei den Einlagen setzt Anadi auf Kooperation. Was bringt die Zusammen- arbeit mit der Plattform zinspilot.de , wo man mit anderen Banken in den Zinswettbewerb tritt? Mit zinspilot.de haben wir den Weg nach Deutschland eröffnet, ohne teure Infrastruk- turinvestitionen tätigen zu müssen. Wir haben zwei Partnerbanken, nämlich die BIW Bank und die Sutor Bank, die in unserem Namen das Geld einsammeln. Das hat sich extrem gut entwickelt. Wir zahlen ja nur auf das Vo- lumen eine gewisse Gebühr, haben also keine Fixkosten. Wir können diese Plattform bespie- len, je nachdem, wie unsere Liquiditätsbedürf- nisse sind. Brauchen wir weniger, werden wir aggressiver im Pricing, und wenn wir so stark wachsen, dass wir noch stärker Liquidität aus diesem Markt generieren wollen, dann drehen wir die Preisschraube wieder ein bisschen nach oben. Das ist sehr flexibel gestaltbar. Gibt’s wie bei der Oberbank Pläne, dass man über Filialen in andere Märkte geht, um Firmenkunden zu servicieren? Was den deutschen Markt oder die Kern- produkte und Industriesegmente betrifft, den bespielen wir auch im Firmenkundenbereich mit mobilen Unternehmenspartnern. Wir ha- ben momentan 1.500 Unternehmenspartner. In Deutschland sind es zwei Unternehmens- partner, die im KMU-Segment sehr gut ver- netzt sind und die uns Geschäft vermitteln. Würden wir in Deutschland drei Filialen hinstellen, hätten wir viele Kosten, aber die Wirkung würde vermutlich verpuffen. Unsere Unternehmenspartner arbeiten auf Erfolgs- basis für die Bank. Wenn sie einen Umsatz generieren, sind sie am laufenden Income beteiligt. Aus Sicht der Bank ist es interessan- ter, in neue Märkte mit variablen Kosten ein- zusteigen. Wir haben aber keine Einmalzah- lung, das wäre der falsche Anreiz. Die Partner sollen nicht jedes Geschäft bringen. Die Wirtschaft läuft gut. Bei den Unter- nehmenskrediten scheint unter den Ban- ken Goldgräberstimmung zu herrschen? Ja und nein. Die Konjunktur läuft gut, die Prognosen sind gut. Das heißt aber auch, dass die Cashflows bei den Unternehmen sehr stark sind. Wir haben im Vorjahr gesehen, dass es zu vielen vorzeitigen Kreditrückzah- lungen gekommen ist. Die Kreditnachfrage war okay. Aber in höherem Ausmaß gab es vorzeitige Kredittilgungen. Die Unternehmen sitzen auf Cash. Wenn ich aus der Vergan- genheit noch einen Kredit mit vier Prozent habe, nehme ich das Cash und reduziere den Zinsaufwand. Wo liegen momentan in Österreich für eine Bank die Chancen? Man muss seine Position finden. Der Markt hat keine Bankenarmut, und die Produkte sind ähnlich. Wir haben momentan gut unsere - Position gefunden mit dem Hybridbanken- ansatz mit den drei Säulen Filiale, online und mobiler Vertrieb. Wir bauen das Online- segment aus, um die Kosteneffizienz abzu- sichern. Gleichzeitig muss man seine Pro- duktpalette so gestalten, dass sie sowohl online als auch offline rasch bespielbar ist. Wir haben uns bereits multiplizierbar ge- macht. Und wir arbeiten daran, dass unsere Services leicht grenzüberschreitend angeboten werden können. Wohin wollen Sie gehen und wann? Die Märkte sind noch zu definieren. Wir evaluieren bereits. Die IT-Teams arbeiten da- ran, das technisch zu ermöglichen. Alle Leis- tungen sollen in Österreich und international stärker positioniert werden. Man kann nur reüssieren, wenn man lieferfähig ist. Man kennt das ja als Privater, es gibt zum Beispiel tausende Versicherungen … Planen Sie eine Kooperation mit einem Onlineversicherer? Finabro ist angeblich am Sprung zu einer Kooperation … … Das ist spannend. Wir verschließen uns da nicht und evaluieren einiges. Wir haben eine laufende Versicherungskooperation mit der Wiener Städtischen, wollen aber auch online multiplizierbar werden. Viele Fintechs kommen auf uns zu. Wir kommen da schön langsam in den Genuss, selektieren zu können. Vielen Dank für das Gespräch. EDITH HUMENBERGER-LACKNER | FP Christoph Raninger trimmt die Produktpalette im Eiltempo auf Effizienz. Seine Hinweise, dass Anadi bald mit einem Online-Versicherer kooperiert, sind mehr als deutlich; auch wenn er sich bei Details nicht in die Karten schauen lässt. » Wir arbeiten daran, unsere Produkte grenzüberschreitend anzubieten. Mögliche Märkte werden gerade evaluiert. « Christoph Raninger, Austrian Anadi Bank Foto: © Marlene Fröhlich für LuxundLumen bank & fonds I christoph raninger | austrian anadi bank 210 www.fondsprofessionell.at | 2/2018
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