FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2018

chende Ressourcen zur Verfügung stellen kön- nen. Das erkennen auch unsere Kunden an. Was bedeutet das konkret in Zahlen? Wagstaff: Was die Profitabilität der Gruppe insgesamt angeht, haben wir unsere Ertrags- situation im vergangenen Jahr durchaus verbessern können. Entsprechend war der Aktienkurs der Gruppe in der bis Ende Januar anhaltenden Aufschwungphase an den Aktien- märkten zeitweise deutlich höher, er liegt aber auch nach der jüngsten Marktkorrektur noch über dem Niveau zum Zeitpunkt des Zusam- menschlusses. Eine Reihe von Kostensyner- gien, die wir aufgrund des Zusammenschlus- ses erzielen konnten, trug hierzu wesentlich bei. Wir hatten damals prognostiziert, dass der Merger zu Einsparungen von insgesamt 125 Millionen US-Dollar führen würde, rund 80 Prozent davon sollten im ersten Jahr entste- hen. Und nach den jüngsten Zahlen haben wir das auch geschafft. Beim Nettomittelaufkommen mussten Sie im vergangenen Jahr allerdings Rückflüsse hinnehmen. Wagstaff: Was aber in einer Phase des Zusam- menschlusses nicht verwunderlich ist, im Ge- genteil: Bei einem solchen Merger sind Rück- flüsse eher die Regel als die Ausnahme. Ich bezeichne das oft als selbst beigebrachte Wun- den, weil man immer damit rechnen muss, dass ein Kunde Mittel zurückgibt, wenn sein Fonds aufgrund einer Doppelung in der Pa- lette geschlossen wird. Andere Kunden hatten uns sozusagen auf „Hold“ gestellt oder Assets verkauft, weil sie die Auswirkungen des Mer- gers abwarten wollten. Hinzu kam eine leichte Underperformance im Bereich unserer quan- titativen Strategien, was ebenfalls zu Rück- flüssen geführt hat. In anderen Bereichen hat- ten wir dagegen durchaus sehr gute Zuflüsse. Unterm Strich lagen wir über das Gesamtjahr 2017 zwar leicht im Minus, was die Mittel- flüsse angeht. Vor dem Hintergrund dieses be- deutenden Zusammenschlusses können wir aus meiner Sicht dennoch zufrieden sein. Wofür steht denn eigentlich eine Gruppe wie Janus Henderson genau – eher für Retailgeschäft oder eher als Partner für institutionelle Kunden? Wagstaff: Mit Stand heute teilt sich unser weltweites Geschäft in rund 39 Prozent insti- tutionelle Mandate und 61 Prozent im Who- lesale- oder Retailvertrieb auf. Ich würde gern sehen, dass wir in Zukunft in beiden Berei- chen zu etwa jeweils 50 Prozent vertreten sind, und zwar aus einem einfachen Grund: Beide Segmente tragen unterschiedlich zum Gesamtgeschäft bei. Die imWholesalebereich erzielbaren Gebühren sind höher, das müssen sie auch sein, denn man benötigt dort mehr Vertriebsmitarbeiter, und die Aufwendungen für Werbung und Marketing rund um die ei- gene Marke, für Events sowie die Betreuung der Vertriebspartner sind insgesamt höher. An- dererseits sind die Anlagesummen institutio- neller Investoren im Schnitt nicht nur sehr viel höher als im Retailsektor, die dort angelegten Gelder bleiben in der Regel auch viel länger bei uns. Deshalb ist es wichtig, beides zu ha- ben, um diesen Trade-off zwischen beiden Segmenten auch wirklich nutzen zu können. Eine Frage, die eine Gesellschaft mit Sitz in London heute umtreiben muss, sind eventuelle Konsequenzen eines Brexit. Wie steht es darum bei Ihnen? Wagstaff: Ich glaube, dass wir mit insgesamt drei UCITS-konformen Fondsfamilien, dar- unter zwei luxemburgische SICAV-Paletten und ein eigenverwaltetes OEIC-Sortiment un- serer Verwaltungsgesellschaft in Dublin, op- timal vorbereitet sind. Alle drei sind kontinen- taleuropäischen Kunden zugänglich. So kön- nen wir – im Unterschied zu einigen Wettbe- werbern – schon heute sicherstellen, dass wir auch künftig EU-regulierte Fonds an EU-In- vestoren vertreiben können. Das einzige Hin- dernis für uns könnte entstehen, wenn es künftig nicht erlaubt wäre, das Fondsmanage- ment von SICAV-Fonds an eine Einheit au- ßerhalb der EU zu delegieren. So etwas wür- de aber nicht nur in Großbritannien ansässige Fondsmanager treffen, sondern auch US-An- bieter oder Fondsgesellschaften mit Sitz in Asien oder Australien. Das wäre extrem schädlich für den Investmentmarkt in der EU, um nicht zu sagen, es wäre ein ultimativer Akt des Protektionismus. Ich kann natürlich falschliegen, aber aus heutiger Sicht halte ich es für extrem unwahrscheinlich, dass es dazu kommen wird. Vielen Dank für das Gespräch. HANS HEUSER | FP Phil Wagstaff: „Während wir zwar im Segment der Absolute-Return-Strategien bereits seit einiger Zeit zu den gesetz- ten Playern gehören, gelten wir sicher noch nicht als einer der Topanbieter im Bereich Multi-Asset.“ Foto: © Christoph Hemmerich Phil Wagstaff Phil Wagstaff kann auf fast 30 Jahre Erfahrung in der Asset-Management-Industrie zurückblicken. Im Jahr 2012 kam der Brite zu Henderson Global Investors, um die Rol- le des Global Head of Distribution zu übernehmen, eine Funktion, die er auch unter dem neuen Dach von Janus Henderson Investors innehat. Damit verantwortet er den gesamten Vertriebsbereich der Gesellschaft sowohl im Geschäft mit Privatkunden als auch mit institutionellen Investoren. Er gehört außerdem dem Executive Committee des Unternehmens an. vertrieb & praxis I phil wagstaff | janus henderson 180 www.fondsprofessionell.at | 2/2018

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