FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2018
allerdings tatsächlich immer manuell erfolgen wird müssen, ist die Geldwäscheprüfung. Pankl: Herr Varga, JDC steht nun jedenfalls kurz davor, den Prozess vollkommen digital abbilden zu können. Wie weit ist man? Varga: Im vergangenen Jahr haben wir im Hinblick auf die Mifid-II-Umsetzung beschlos- sen, dass wir endlich vom Antrag auf Papier wegwollen. Zunächst haben wir unsere Bera- tungsdokumentation digitalisiert, der nächste Schritt ist nun die digitale Depoteröffnung für Neukunden. Dazu brauchen wir die Depotbank. Glücklicherweise haben wir hier mit „die Platt- form“ einen Partner, der dasselbe Ziel verfolgt. Mit Pohl & Partner haben wir zudem eine Soft- warefirma mit ins Boot geholt, die bereits über Erfahrung im Bereich der digitalen Beratungs- dokumentation verfügt. Pankl: Kann man also sagen, dass es ohne Mifid II diese starke Bewegung in Richtung Digitalisierung wohl nicht gegeben hätte? Veyder-Malberg: Ich glaube, dass die Mifid-II- Regulierung mit ihren 27.000 Seiten uns in ein Korsett hineinzwingt, das eigentlich nur mit einem digitalen Prozess lösbar ist. Dieser ermög- licht sowohl Kunden als auch Beratern, alle regulatorischen Anforderungen einzuhalten. Haf- tungsdächer, die nicht über diesen digitalen Pro- zess verfügen, werden es in Zukunft schwer haben. Papier ist ja bekanntlich geduldig, da kann vieles angekreuzt werden oder auch nicht, eine Dokumentation findet nicht statt. In der Sekunde, in der ich einen voll digitalen Prozess habe, den der Berater mit dem Kunden gemein- sam durchgeht, ist alles dokumentiert, und ich kann es im Ernstfall auch nachweisen. Pohl: Mifid I hat der IT-Branche im Finanz- dienstleistungsbereich ja bereits einen unglaub- lichen Schub gegeben, mit Mifid II ist es jetzt nicht anders. Als wir vor zehn Jahren versucht haben, einen digitalen Prozess zu implementie- ren, hat sich niemand dafür interessiert. Es zeigt sich also, dass es leider immer wieder eine ge- setzliche Regulierung braucht, damit sich etwas verändert. Interessanterweise sind die Firmen erst so ein halbes Jahr vor der Mifid-II-Umset- zung nervös geworden und zu uns gekommen. Vor allem die Ex-ante-Kosteninformation war dabei oftmals das ausschlaggebende Thema. Mit JDC sind wir dann den Weg in den vollständig digitalen Beratungsprozess gegangen. Seit An- fang des Jahres ist diese Lösung nun im Einsatz. Derzeit unterschreibt der Kunde noch mittels Finger oder Stift auf dem Tablet. In Zukunft wird das durch die qualifizierte elektronische Si- gnatur erfolgen. Pankl: Wie funktioniert das dann im Detail? Braucht der Kunde den Berater für die Iden- tifizierung beziehungsweise läuft es in der Praxis so ab, dass dieser dem Kunden dabei hilft? Pohl: Das kann der Kunde selbst machen , der Berater kann ihn dabei auch unterstützen. Die Identifizierung kann etwa über deutsche Anbie- ter wie IDnow und Web-ID erfolgen. Der Bera- ter hat dazu eine App auf seinem Smartphone, über diese kann der Kunde dann die Videoiden- tifizierung durchführen. Das Ganze dauert etwa zwischen eineinhalb und drei Minuten. Die an- dere Variante wäre die Handysignatur, die in Österreich nicht zu unterschätzen ist. Mittlerwei- le verfügen in Österreich mehr als eine Million Leute über die Handysignatur, und der Trend zeigt deutlich nach oben. Ich denke daher, dass die Videolegitimation nur eine Übergangslösung ist und sich, zumindest in Österreich, die Hand- ysignatur auf dem Smartphone durchsetzen wird. Veyder-Malberg: Interessant ist ja auch, dass man über Videolegitimation die Handysignatur beantragen kann. Nachdem der Staat das Thema E-Government immer stärker forciert, gibt es auch aus diesem Grund immer mehr Menschen, die sich eine Handysignatur zulegen. Pohl: Das stimmt, die Web-ID arbeitet mit E-Trust zusammen, Letztere hat die Handysigna- tur erfunden. Macht man die Videoidentifizie- rung mit Web-ID, kann man auch ein dauerhaf- tes Zertifikat bei der E-Trust hinterlegen und hat somit schon die Handysignatur. Daher wollen wir auch eher mit Web-ID zusammenarbeiten. Hier liegt auch der Vorteil, dass der Berater dem Mag. Alexander Varga, JDC: „Im vergangenen Jahr haben wir im Hinblick auf die Mifid-II-Umsetzung beschlossen. dass wir endlich vom Antrag auf Papier wegwollen.“ 168 www.fondsprofessionell.at | 2/2018 roundtable I digitalisierung Fotos: © Günter Menzl » Gegenüber dem Kunden wirkt der Berater nun moderner, und der Umstand, dass es nun weniger Reklamationen von Seiten des Haftungsdachs gibt, wurde sehr gut aufgenommen. « Mag. Alexander Varga, JDC
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