FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2018

161 www.fondsprofessionell.at | 2/2018 dächer, die ganz offensichtlich kontinuierlich Berater verlieren. Dabei sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass es oftmals die Haftungsdächer selbst sind, die Kooperations- verhältnisse auflösen. In der Vergangenheit gab es schließlich Beispiele von Pools, die sich aktiv von Beratern getrennt haben, die nicht genügend Wertpapiergeschäft liefern konnten. Hinzu kommt, dass erste Haftungs- dächer Berater kündigen, die ihren Fortbil- dungsverpflichtungen nicht beziehungsweise zu spät nachkommen. Bawag PSK Herauszufinden, welche Haftungsdächer im Detail die meisten Abgänge zu verzeichnen haben, ist leider ein schwieriges Unterfangen. Zur Erinnerung: Seit dem Jahr 2016 veröf- fentlicht die FMA nicht mehr die genauen Zahlen der angeschlossenen Vertriebspartner pro Haftungsdach. Seit damals wird nur noch eine Bandbreite ausgewiesen (siehe Tabelle). Trotzdem lassen sich immer noch interessante Entwicklungen aus der Statistik herauslesen. So fällt etwa auf, dass in der VGV-Liste lediglich ein Unternehmen die von der FMA veröffentlichte Bandbreite nach unten durch- brochen hat. Bei diesem Unternehmen han- delt es sich um die Bawag PSK: Hatte das Institut im Jahr 2016 noch mehr als 200 VGV an- gebunden, so liegt man ein Jahr später unter 100. War- um eine Bank überhaupt VGVs anbindet, ist im Fall der Bawag PSK schnell geklärt: Die Bank hatte bekanntlich im Jahr 2010 damit be- gonnen, aus ehemali- gen Postämtern neue Bawag-Filialen zu ma- chen. Dort waren und sind sogenannte Postfi- nanzberater tätig, die auch Wertpapierbera- tung anbieten. Diese wurden von der Ba- wag als vertraglich ge- bundene Vermittler bei der FMA registriert, da sie nicht auf der Ge- haltsliste der Bank stehen, sondern auf jener der Post AG. Nachdem die Partnerschaft zwischen der Bawag und der Post be- kanntlich aufgelöst wird, passt der Rückgang bei den VGVs daher durch- aus ins Bild. So wird auf Nachfrage auch bei der Bawag erklärt: „Der Rück- gang der vertraglich gebundenen Vermitt- ler hat zum einen mit den natürlichen Ab- gängen bei der Post AG zu tun. Zum ande- ren wurde in den letzten Monaten begon- nen, vertraglich gebundene Vermittler auf Basis der Vereinbarung zur Auflösung der Kooperation mit der Öster- reichischen Post sukzessive an die Post zurückgegeben.“ Bank Austria Finanzservice Bei einem Blick auf die Statistik fällt zu- dem auf, dass es im Vergleichszeitraum le- diglich ein Haftungsdach geschafft hat, im Bereich der VGVs die nächsthöhere Band- breite zu erreichen. Dabei handelt es sich um die Bank Austria Finanzservice (BAF), die nun erstmals über 200 VGVs angebunden hat und sich damit in einer Liga mit Swiss Life Select und DVAG bewegt (siehe Tabelle). „Die Haftungsdächer befinden sich in einem herausfordernden Umfeld, trotzdem sehen wir einen stetigen Zuwachs an Partnern, die mit uns kooperieren möchten. VGV und WPV zusammengezählt, haben wir deutlich über 300 angeschlossene Vertriebspartner. Dement- sprechend sind wir nicht unzufrieden“, freut sich BAF-Geschäftsführer Siegfried Prietl. Anders sieht es allerdings bei den WPV-Zah- len aus, dort musste das BAF einen Rückgang verzeichnen. Dies ist laut Prietl allerdings kein Indiz dafür, dass man die WPVs zu einer An- bindung als VGV drängt. „Wir lassen unseren Vertriebspartnern die Entscheidung seit jeher offen, ob sie lieber als VGV oder WPV ange- schlossen werden möchten. Wir haben da kei- ne Priorisierung. Das ist eine rein kaufmänni- sche Entscheidung des Beraters, der ja sein Geschäftsmodell darauf aufbauen muss“, meint Prietl. Dass der Trend im heimischen Finanzvertrieb bisher eindeutig in Richtung VGV ging, lag allerdings auch daran, dass dieser sich im Unterschied zum WPV die gesetzliche Weiterbildungsverpflichtung von 40 Stunden innerhalb von drei Jahren erspart hat. Damit ist seit diesem Jahr allerdings Schluss, da sich nun auch Vermögensberater und somit auch die VGVs verpflichtend wei- terbilden müssen. GEORG PANKL | FP Bank-Austria-Finanzservice Geschäftsführer Siegfried Prietl: „VGV und WPV zusammen- gezählt, haben wir deutlich über 300 angeschlosse- ne Vertriebspartner.“ Vertraglich gebundene Vermittler Ten- 2017 2016 2015 2014 Unternehmen denz VGV VGV VGV VGV Swiss Life Select  >200 >200 308 387 DVAG  >200 >200 – – Bank Austria Finanzservice  >200 >100 198 161 Bawag P.S.K.  >100 >200 – – Supris (eh. Ariconsult)  >100 >100 267 373 Jung, DMS & Cie.  >100 >100 202 239 OVB  >100 >100 188 195 EFS  >100 >100 88 95 Finanzadmin  >100 >100 87 70 Partner Bank  >100 >100 – – Top Ten  > 50 > 50 54 23 Privatconsult  > 50 > 50 30 13 Allianz Investmentbank  > 10 > 10 – – Invest-Con  > 10 > 10 19 0 Vermögens- u. Ver. GmbH  > 10 > 10 18 17 MFC Mikulik Finance  > 10 > 10 2 – Censeo  < 10 > 10 16 21 Advisory Invest  < 10 < 10 2 3 Wertpapiervermittler Ten- 2017 2016 2015 2014 Unternehmen denz WPV WPV WPV WPV Jung, DMS & Cie. GmbH  >100 >100 300 256 Finanzadmin  >100 >100 103 103 Bank Austria Finanzservice  >30 >100 103 116 Dr. Samhaber & Partner  >30 >30 55 62 Capital Concept  >20 >30 36 44 Privatconsult  >20 >30 25 26 Top Ten  >20 >20 23 31 FinanzPuls  >20 >20 22 24 Supris (eh. Ariconsult)  >10 >20 31 51 Invest-Con  >10 >10 11 18 EFS  < 10 >10 49 32 FG Investment-Consulting  < 10 < 10 5 6 Dialog & Konzept  < 10 < 10 3 5 KD Kapitalberatung  < 10 < 10 3 3 Auxus private finance  < 10 < 10 2 2 Gain&Trust Investment  < 10 < 10 2 2 P&F P  < 10 < 10 2 2 A&M  < 10 < 10 – – Quelle: FMA Entwicklung der VGV und WPV 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 FDLA/WPV – natürliche Personen 6.753 5.118 4.408 3.724 2.171 1.343 692 695 672 536 VGV – natürliche Personen 3.072 2.558 2.111 1.902 2.384 2.487 2.440 2.424 2.194 1.944 VGV – juristische Personen* 74 96 96 100 122 203 222 241 240 244 FMA-Zahlen gesamt 9.899 7.772 6.615 5.726 4.677 4.033 3.354 3.360 3.106 2.724 Vermögensberater + WPV WK-Zahlen 5.431 5.201 4.942 4.667 4.348 3.873 3.928 3.874 3.677 3.609 *Als juristische Person registrierte VGV arbeiten mit mehreren Angestellten aus der eigenen Organisation heraus. Quelle: FMA, Wirtschaftskammer